Botschafter in Genf
Norbert Frick
exclusiv im Interview mit
Botschafter Norbert Frick
Permanent Mission of Liechtenstein
in Genf
• Seit Mai 1998 sind Eure Exzellenz
Botschafter ständiger Vertreter des
Fürstentum Liechtensteins bei den
Vereinten Nationen und anderen
internationalen Organisationen
mit Sitz in Genf. Eure Exzellenz,
wie sieht Ihre persönliche Bilanz
nach acht Jahren aus?
Genf ist der Sitz der Vereinten Nationen in Europa und Sitz zahlreicher
UNO-Spezialorgani- sationen und UNO-Sonderorgane, bei denen
Liechtenstein ebenfalls Mitglied ist. Zeitlich liegt der Schwerpunkt
meiner Tätigkeit aber nicht im UNO-Bereich, sondern im Bereich der
internationalen Handelsregeln und -Abkommen. Bei Letzteren geht es um
Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft.
Die Aussenwirtschaft hat für Liechtenstein vitale Bedeutung.
Entsprechend gross ist unser Interesse an verlässlichen internationalen
Spielregeln und an der kontinuierlichen Verbesserung der Zugangschancen
auf internationalen Märkten. Erste Priorität für mein kleines Team hat
die Wahrnehmung der liechtensteinischen Interessen bei der
Welthandelsorganisation (WTO) und bei der Europäischen
Freihandelsassoziation (EFTA). In den letzten Jahren konnten wir im
Rahmen der EFTA eine ganze Reihe neuer Freihandelsabkommen
abschliessen. Weitere sind in Aushandlung. In der WTO sind die
Verhandlungen über den Abschluss einer neuen Welthandelsrunde im Gange.
Es geht auch um die Unterbringung spezifischer liechtensteinischer
Interessen.
Ich glaube, mit meinem Team einen wertvollen Beitrag zur
Aufrechterhaltung und Verbesserungen der wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen zu leisten. Da mir diese Tätigkeit grosse
Befriedigung gibt und ich auch gerne in Genf bin, kann ich für mich
persönlich absolut eine positive Bilanz ziehen.
• Wo konnten Eure Exzellenz
nach Ihrer eigenen Einschätzung
in der Tätigkeit als Botschafter
Impulse setzen, die aufgenommen
und umgesetzt wurden?
Es liegt in der Natur meiner Tätigkeit bzw. Prioritäten, dass solche
Impulse eher im Kleineren erfolgen. Beispielsweise bedingt meine
Funktion als EFTA-Ratsvorsitzender während den anfallenden
liechtensteinischen EFTA-Vorsitzperioden geradezu Impulse zu geben und
auch hinter den Kulissen zu vermitteln und Lösungen zu suchen. Beispiel
eines gelungenen Impulses unter unserem EFTA-Vorsitz war die
Neugestaltung der Abläufe der EFTA-Ministertreffen. Die Umsetzung hat
die Richtigkeit des neuen Ansatzes bestätigt.
• Wie sieht das Zeitmanagement
Eurer Exzellenz aus, oder wie kann sich
der/die liechtensteiner Bürger/in
Ihr Tagesprogramm und die Tätigkeit
Eurer Exzellenz vorstellen?
Ich muss mich hier auf den Kern meiner Tätigkeit beschränken. Im
multilateralen Umfeld wie in Genf sind Verhandlungen in allen möglichen
Varianten eine zentrale Tätigkeit. Ein beträchtlicher Teil des
zeitlichen Einsatzes ist in meinem Fall also durch externe Treffen
vorgegeben, die natürlich vor- und nachbearbeitet werden müssen. Zudem
bin ich öfters auch für EFTA-Freihandelsverhandlungen im Ausland
unterwegs. Insgesamt dürfte ich nur so in etwa die Hälfte meiner Zeit
in der Mission sein.
Meine Tätigkeit bedingt das Durcharbeiten von Papierbergen und die
Beschaffung und Durcharbeitung von Informationen. Daneben gilt es auch,
Beziehungen zu knüpfen und
zu pflegen. Dafür
werden auch viele Abende eingesetzt: Empfänge, Abendessen oder andere
Veranstaltungen.
• Wie sieht die Zusammenarbeit
zwischen dem Fürstentum
Liechtenstein und dem Gastland Eurer Exzellenz
aus. Wo liegen die Schwerpunkte?
Ich bin bei den internationalen Organisationen in Genf, nicht bei der
Schweiz akkreditiert. Der Schweiz kommt als Gastland in Genf aber eine
herausragende Rolle zu.
Meine Kontakte mit den schweizerischen Vertretern und Behörden sind
vielfältig: Über die Zusammenarbeit in Sachfragen - oft haben wir eine
ähnliche oder gleiche Interessenlage oder in Handels- fragen sind wir
über den Zollvertrag liiert - und bei den zahlreichen
Einladungen der schweizerischen oder kantonalen Behörden zu unterschiedlichsten Anlässen.