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Gedanken
zum Fürstenfest

Es ist kein Zufall, dass der
liechtensteinische Staatsfeiertag
im Volksmund häufig als «Fürstenfest» bezeichnet wird.
Schliesslich ist Liechtenstein wahrscheinlich
der einzige Staat der Welt, der den
Namen seines Fürstenhauses trägt.

Darüber hinaus gibt es kaum Strassen im Land, die vor Mitte des  letzten Jahrhunderts unwegsame Gebiete erschlossen haben, oder Kirchenbauten, welche nicht vom Fürstenhaus finanziell unterstützt oder erst möglich gemacht worden sind.
Der Begriff des «Fürstenfestes» hat sich vor allem nach der Übernahme der Regentschaft
von Fürst Franz Josef II. eingebürgert. Er verlegte seine Residenz 1938 als erster Landesherr
und Staatsoberhaupt von Wien nach Vaduz. Ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg.

Schon vor Beginn des Weltbrandes formierte sich auch in unserem Lande
eine vergleichsweise starke Gruppe von Sympathisanten des deutschen Nationalsozialismus.
Nicht nur die Ideologie («Heim ins Reich»), auch die wirtschaftliche Situation, die jenseits
der Grenze zum Deutschen Reich wesentlich besser war als bei uns, gab dieser Bewegung Nahrung und Inhalt. Idealistisch gesinnte, junge Liechtensteiner kämpften als Freiwillige
auf deutscher Seite. Im Lande selbst gab es eine starke nationalsozialistische Bewegung,
die für den  Anschluss an das Nazi-Reich kämpfte. Wenn wir heute das Höhenfeuer bewundern, das als brennende Fürstenkrone von den Bergen leuchtet, wenn wir den Fackelzug
durch den Fürstensteig bestaunen und mit tausenden von Gästen am Ende unseres Staatsfeiertages das Feuerwerk von Schloss Vaduz mit der Losung «Für Gott, Fürst
und Vaterland» als Höhepunkt eines denkwürdigen Tages erleben, sind es leider immer weniger Mitbürgerinnen und Mitbürger, die über die Ursprünge und Symbolik dieser äusseren Zeichen unseres Staatsfeiertages Bescheid wissen.
In jenen kritischen Jahren waren es Feuerzeichen, die man als Demonstration gegen brennende Hakenkreuze verstand, die immer wieder auf unseren Höhen zu sehen waren.
Und dass der Staatsfeiertag am Vorabend des Geburtstages unseres Staatsoberhauptes,
des Fürsten, begangen wurde, war kein Zufall. Der Landesfürst war (und ist heute mehr denn je) das personifizierte Symbol unserer Eigenstaatlichkeit, unserer Souveränität,
die wir im vergangenen Jahr so pompös begehen wollten.
Es lag daher auf der Hand, dass der    heutige Landesfürst den Staatsfeiertag auch nach dem Tode seines Vaters beim 15. August beliess. Und noch mehr: Als erster Fürst, der im Lande aufgewachsen ist und hier die normale Grundschule besucht hat, fühlt er sich dem
Volk naturgemäss näher als sein Vater, der noch nach der alten Schule der k. k. österreichisch-ungarischen Monarchie erzogen worden war.
Er führte - im Gegensatz zu seinem Vater - auch das Fürstenhaus und damit den Kleinstaat Liechtenstein zu neuer wirtschaftlicher Blüte und konnte damit die Tradition seiner Vorfahren fortsetzen, die dem Land, unserem Land, Ihrem Land auch in materieller Hinsicht stets mehr gegeben haben, als sie je hätten nehmen können.
Fürst Hans-Adam II. und mit ihm die ganze Fürstliche Familie holte das Volk aus Anlass
des Staatsfeiertages wieder aufs Schloss zurück. Die Feldmesse auf der Schlosswiese und der anschliessende Empfang für jedermann verleihen dem Begriff «Fürstenfest» wieder eine neue Dimension. Obwohl es uns Liechtensteinern und allen Menschen, die in unserem Lande leben, noch nie zuvor auch nur halbwegs so gut gegangen ist wie heute und obwohl der herrschende Wohlstand breiter denn je im Volk verteilt ist, hat man bisweilen den Eindruck, dass manche Menschen in unserem Lande vergessen haben, woher sie kommen und wem sie ihren Wohlstand letzten Endes verdanken. War es früher eine Ehre, die Häuser zu beflaggen, so entsteht heute bisweilen der Eindruck, als würde dieses als notwenige Pflicht betrachtet, die sich auf öffentliche Gebäude beschränkt. Und dass wir den rechten Arm heben, wenn wir bei der zweiten Strophe unserer Landeshymne Fürst und Vaterland hochleben lassen, scheint mehr und mehr aus der Mode zu kommen. Dabei war gerade diese Geste damals, als Fürst Franz Josef II. seine Regentschaft antrat, von besonderer und politisch fast dramatischer Bedeutung.

Ich denke, dass wir nicht allzu viele Philosophen und selbsternannte Politologen bemühen müssen, um festzuhalten, dass auch im Fürstentum Liechtenstein des Jahres 2007 mitunter
das Sprichwort gilt: «Wenn der Bettler aufs Ross kommt, so reitet er vornehmer als der Herr».

Fürstlicher Rat
Walter-Bruno Wohlwend

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