Tour de Suisse 2009
Adolf Heeb, geb. 11.7.1940, 11. Rang Olympia-Strassenrennen 1960 in Rom, Etappensieger und Goldtrikotträger Österreich-Rundfahrt 1961, Bergpreissieger Tour de l'Avenir 1962, 3-facher Etappensieger Tour de l'Avenir 1962
Meine Erfahrungen mit der Tour de Suisse liegen schon einige
Jahre zurück, sind aber in bester Erinnerung. Ich interessierte mich schon in
früher Jugend für den Radsport und war immer ein begeisterter Anhänger.
1958 wurde ich Zweiter bei der Schweizermeisterschaft
Junioren und traf danach die Entscheidung, voll im Amateur-Status zu fahren. In
Folge wurde ich drei Mal bester Schweizer in der Statistik, habe mit der
Schweizer Mannschaft die «Tour de l'Avenir» gefahren und wurde 1962
Bergmeister. Dies war für mich das erste grosse Radsporterlebnis, im «Parc des
Princes» in Paris auf dem Siegerpodest zu stehen und die Schweizer Hymne zu
hören.
1963 fuhr ich in einer französischen Mannschaft meine erste
Tour de Suisse. Die Etappe ging von St. Gallen nach Celerina, wir mussten über
den Flüela, das Wetter spielte verrückt. In Davos überlegte sich die Direktion
der Tour de Suisse, die Etappe abzubrechen, weil es so schneite, dass wir zum
Teil zu Fuss gehen mussten. Heute sind dies alles einzigartige Momente, an die
ich mich gerne zurück erinnere.
1976 bei einer der härtesten Bergankünfte der Tour de Suisse
in Gaflei war ich im OK der TdS Liechtenstein und 1987 bei der Etappe
Ruggell/Bendern zusammen mit Walter Beck Vizepräsident des OK's. In dieser Zeit
arbeitete ich sehr intensiv mit meinem grossen Mentor und Förderer Baron Eduard
von Falz-Fein zusammen und profitierte von seinen Erfahrungen. Ich freue mich
sehr, dass am 13. Juni 2009 die Start-Etappe im Unterland stattfindet. Für die
Radsportgemeinde Ruggell ein einzigartiger Anlass. Die Bindung von Kindern und
Jugendlichen an die Ausübung sportlicher Aktivitäten erhöht und fördert die
Sportgemeinschaft.
Ich bin überzeugt, dass wir einen Radsporttag erleben, der
in die Geschichte des Landes eingeht. Mein Dank geht an alle Mitwirkenden
besonders an das OK, dessen Arbeit ich sehr zu schätzen weiss. Ich wünsche
Liechtenstein, der Tour de Suisse und allen Sportlern einen riesigen
Publikumserfolg und einen wunderschönen,
unfallfreien Tag. Adolf Heeb
Roman Hermann jun., geb. 27.3.1953, WM-Bronze 1982 Punktefahren in Leicester, 15 Profi-Sechstagesiege, Americaine-Europameister 1987
Meine erste «grosse» Begegnung mit dem Radsport war die Tour
de Suisse Etappe 1957. Damals stand ich mit meinen Eltern an der Zollstrasse
und wartete auf den Tross der TdS. Mit 8 Jahren fuhr ich das allererste
Velorennen.
Mein Vater war zu dieser Zeit in verschiedenen
Organisationen für den Radsport tätig, seine Leidenschaft übertrug sich auf
mich. Auf dem Estrich hatten wir einen alten Halbrenner und ein Rennvelo, an
denen ich meine ersten Reparatur- und Montagearbeiten vornahm. Die Begeisterung
und das Verständnis zum Radsport wuchs, mit 13 Jahren hatte ich bereits eine
Lizenz. Die Weichen wurden gestellt. 1975 bei der Strassenweltmeisterschaft in
Yvoir-Mettet, Belgien, belegte ich den 15. Rang und wagte nach über 150 Siegen
auf Strasse und Bahn den Sprung zum Profirad- fahrer. Ein grosses persönliches
Ziel erreichte ich mit der Bronzemedaille an den Weltmeisterschaften im
Punktefahren. Dank der Hilfe und Unterstützung meiner Frau konnte ich auch
während meiner Profizeit dem Fahrradgeschäft treu bleiben. Ein hartes,
konsequentes Training ist die Voraussetzung um seine Ziele im Sport zu
erreichen. Ich darf auf ein paar wunderbare Momente und Siege als Radrennfahrer
zurückblicken. Jedes erreichte Ziel und jeder Erfolg hat seine spezielle
Geschichte. Etwas vom eindrücklichsten in meiner Karriere war mein Sieg beim
Sechstagerennen in Buenos Aires im Luna-Park mit 15'000 Besuchern. Ich fuhr mit
einem Lokalmatador und habe gewonnen. Die Menschen waren begeistert und die
Siegesfeier für mich unvergesslich. Das erste Sechstagerennen fand 1899 im New
Yorker Madison Square Garden statt (daher die vielfach gebrauchten
Bezeichnungen Madison und Américaine für das Zweier-Mannschaftsfahren).
Dabei finden über den Zeitraum von sechs Tagen verschiedene
Wettbewerbe zwischen meist 12 bis 15 Zweiermannschaften statt. Mein Spitzname
war der «Taxifahrer», es gelang mir immer sehr gut mit verschiedenen Fahrern zu
fahren und mich rasch auf den jeweiligen Partner einzustellen. In meinem
letzten «aktiv» Winter habe ich 12 Sechstagerennen gefahren, davon bin ich elf
Mal unter den ersten drei gelandet und hatte elf verschiedene Partner. Im
gesamten kann ich auf 183 Sechstagerennen zurückblicken. Dass Sport über die
Karriere hinaus verbindet, darf ich auch 20 Jahre nach meinem Rücktritt immer
wieder aufs neue erfahren. Zum Teil sind es enge, freundschaftliche Beziehungen
zu ehemaligen Gegnern oder Sportjournalisten, die bei Begegnungen Ereignisse
von früher aufleben lassen.
Wir hatten und haben in der Geschichte des Landes viele
grossartige Sportler. Ein so einzigartiges Ereignis wie der Prolog zur Tour de
Suisse in Liechtenstein ist bestimmt auch ein grosser Ansporn für die Jugend,
das schöne am Sport zu erleben und dadurch aktiv zu werden. Roman Hermann