Staatsfeiertag 2009
Das Fürstentum Liechtenstein, ein souveräner Kleinstaat
exclusiv: Durchlaucht, was fällt Ihnen spontan zum Staatsfeiertag ein?
Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein: Wie schon das Wort
«Staatsfeiertag» sagt, ist der Staatsfeiertag ein Tag zum Feiern. Es
ist aber auch ein Tag, um über unseren Staat nachzudenken, insbesondere
was die Aufgaben des Staates sind und ob er sie im gemeinsamen
langfristigen Interesse seiner Bürger erfüllt.
exclusiv: Über Identität und Souveränität wird heute viel gesprochen, was bedeutet es aus Ihrer Sicht für Liechtenstein?
Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein: Souveränität bedeutet für
Liechtenstein, ein unabhängiger Staat zu sein und sein Schicksal selbst
bestimmen zu können. Im Zeitalter der Globalisierung und der
europäischen Integration ist es sinnvoll, sich in das internationale
Staatsgefüge einzuordnen und dabei auch Rechtsvorschriften zu
übernehmen, die wir für uns allein nicht erlassen hätten. Um die
Souveränität zu bewahren, sollten wir uns aber immer das Recht
behalten, über diese Schritte selbst entscheiden zu können.
Unsere Identität ist das, was uns speziell macht und von anderen
unterscheidet. Dies ist unser einzigartiges Staatsgefüge von politisch
aktiver Monarchie verbunden mit einer direkten Demokratie und einer
starken Gemeindeautonomie. Zu unserer Identität gehören aber auch
unsere Geschichte, unsere Bräuche und unsere herrliche Landschaft.
exclusiv: Es sind am Staatsfeiertag 2009 fünf Jahre, seit Sie die Amtsgeschäfte von S. D. Fürst Hans-Adam II.
von und zu Liechtenstein übernommen haben. Wie ist Ihre Bilanz für diese Amtszeit?
Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein: Die letzten fünf Jahre waren
sehr bewegte Jahre, in denen einige wichtige Reformen umgesetzt und
andere gestartet werden konnten. Unter anderem gelang eine Entflechtung
zwischen Land- und Gemeindenaufgaben, es konnten ein neuer
Finanzausgleich eingeführt und die Subvention von Gemeindeprojekten
durch das Land reformiert werden. Das Gerichtsorganisationsgesetz wurde
überarbeitet und ein Richterdienstgesetz erstellt. Diese Projekte
wurden in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen, sind aber
langfristig sehr wichtig. Aussenpolitisch waren das Schengen- und
Dublin-Abkommen, das TIEA mit den USA und die Liechtenstein-Deklaration
zum Informationsaustausch in Steuerfragen bedeutende Schritte, die auch
international Beachtung fanden. Schliesslich wurden mit der
Steuerreform, der Reform der Finanzkontrolle und den verschiedenen
FuturoInitiativen weitere Projekte gestartet, die hoffentlich bald
umgesetzt werden können.
exclusiv: 2009, die Wirtschafts- und Finanzkrise hat Europa und die USA fest in der Hand,
welches sind die grössten Herausforderungen für Liechtenstein in der Gegenwart und Zukunft?
Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein: Die grössten Herausforderungen
für Liechtenstein in den nächsten Monaten und Jahren sind eine
erfolgreiche Positionierung des Finanzplatzes für ein Zeitalter des
vermehrten Informationsaustausches in Steuerfragen, eine Reform unseres
Bildungssystems, unseres Verwaltungsapparates und unseres Sozialsystems
in Richtung nachhaltig finanzierbare Strukturen, vor allem bei Alters-
und Gesundheitsvorsorge.
S.D. Erbprinz Alois
von und zu Liechtenstein
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