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Die Geschichte der Fürstlichen Sammlungen


Liechtenstein / Wien

Die Geschichte
der Fürstlichen Sammlungen


Fortsetzung von Seite 10/11

Fürst Alois II. entwickelte zu einigen Künstlern der damaligen Zeit ein besonders enges Verhältnis: Seine Kinder erhielten von Josef Höger Zeichenunterricht und wurden von Friedrich von Amerling porträtiert. Das berührendste Bildnis dieser Serie ist zweifellos das Porträt der Prinzessin Marie Franziska von Liechtenstein im Alter von zwei Jahren (1836). Fürst Alois II. leitete 1837 auch den Umbau und die Neudekoration des Stadtpalais Liechtenstein in der Bankgasse im ersten Neorokoko des europäischen Kontinents ein.
Beraten von dem Berliner Kunsthistoriker Wilhelm von Bode, der den ersten, 1896 erschienenen illustrierten Katalog der Galerie verfasste, konzentrierte sich die Sammeltätigkeit des Fürsten Johann II. von Liechtenstein auf die Kunst des 14., 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Aber auch die venezianischen Meister des 18. und die Malerei des 19. Jahrhunderts interessierten ihn. Johann II. veranlasste die Neuordnung der Galerie und verlieh ihr dadurch eine eigenständige Note. Der nüchterne Eindruck einer nach wissenschaftlichen Kriterien erstellten Sammlung wurde bewusst vermieden, das Interieur durch die Mannigfaltigkeit der aufgestellten Kunstgegenstände belebt und aufgelockert. Die Mischung aus Möbeln, Tapisserien, Kunstgewerbe, Skulpturen und Gemälden schuf jene noble und warme Atmosphäre einer Familiensammlung, die die liechtensteinische Galerie von allen anderen abhob und weit über Wien hinaus bekannt machte.

1938 fand die 130-jährige Präsentation der Fürstlichen Sammlungen im Gartenpalais Liechtenstein ein jähes Ende, als die Galerie für das Publikum gesperrt wurde. Die Familie verlegte in jenem Jahr erstmals in ihrer Geschichte den Wohnsitz nach Vaduz und transferierte ihre Kunstschätze in den letzten Kriegswochen ebenfalls dorthin. Dadurch wurde der Hauptort von Liechtenstein bis zum heutigen Tag auch zum Sitz der Sammlungen des  Fürsten von und zu Liechtenstein.
Mit der Rückkehr der Sammlungen in das Gartenpalais Liechtenstein im März 2004 konnte an die Jahrhunderte lange Tradition der Fürstlichen Sammlungen angeknüpft werden. Eine erlesene Auswahl an Spitzenwerken vermittelt dem Besucher heute in einer dichten Präsentation die Vielfalt und Opulenz einer der grössten und bedeutendsten Familiensammlungen der Welt.

Präsentationen der Fürstlichen Sammlungen im In- und Ausland
Die Fürstlichen Sammlungen umfassen heute etwa 1’700 Gemälde mit Meisterwerken von der Frührenaissance bis zur österreichischen Romantik, darunter Arbeiten von Lucas Cranach dem Älteren, Raffael, Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Frans Hals, Rembrandt, Rudolf von Alt, Ferdinand Georg Waldmüller und Friedrich von Amerling. Von ebenso bedeutendem kunsthistorischem Rang ist die Sammlung italienischer Bronzen, deren Schwerpunkt auf Meisterwerken des 16. und 17. Jahrhunderts liegt.
Neben diesen herausragenden Gemälden und Skulpturen beinhalten die Fürstlichen Sammlungen auch wichtige Bestände an Grafiken, Pietra Dura-Arbeiten, Emaillen, Elfenbeinen, Prunkwaffen, Porzellanen, Tapisserien und Möbeln, die einst Teil der Ausstattung der Schlösser und Paläste der Familie waren. Die Rückkehr dieser Kunstschätze in das historische Ambiente des Gartenpalais Liechtenstein sowie deren sorgfältige Präsentation vermitteln in authentischer Weise die Geschichte sowie das Kunstverständnis des Hauses Liechtenstein.

Über die Präsenz in Wien hinaus sind die Fürstlichen Sammlungen auch mit wechselnden Sonderausstellungen oder Leihgaben ständig im Ausland vertreten. Aufsehenerregende internationale Präsentationen in Mailand, Antwerpen, Moskau, Prag, Evian sowie in Forte di Bard konnten den hervorragenden Ruf der Sammlungen bestärken. Als wichtige Präsentationsplattform dienen darüber hinaus die Private Art Collections mit ihren Partnerinstitutionen. Nicht zuletzt finden sich in Museen auf der ganzen Welt immer wieder ausgewählte Sammlungsobjekte als Leihgaben.

Derzeit werden umfangreiche Ausstellungsprojekte für Japan (Tokyo, Kochi, Kyoto, ab Oktober 2012) und Singapur (ab Juni 2013) sowie China (ab November 2013) vorbereitet. Insgesamt werden 140 Kunstwerke die Reise nach Japan antreten. Derzeit wird zum Teil noch intensiv an den Restaurierungen einzelner Werke gearbeitet, um sie im Ausland optimal präsentieren zu können.                         

Peter Paul Rubens (flämisch; Siegen 1577-1640 Antwerpen),
Porträt der Clara Serena Rubens um 1616

Joachim Fries (Lübeck 1579-1620 Augsburg) Trinkautomat mit Diana auf dem Hirsch, 1610/12

Galleria dei Lavori
(Florenz um 1720-1732);
Badminton Cabinet 1720/1732

Peter Paul Rubens (flämisch; Siegen 1577-1640 Antwerpen)
Der Tod des Decius Mus in der Schlacht, 1616/17

Friedrich von Amerling (österreichisch; Wien 1803-1887 Wien)
Mädchen mit Strohhut, 1835

Friedrich von Amerling (österreichisch; Wien 1803-1887 Wien) Porträt der Prinzessin Marie Franziska von Liechtenstein (1834-1909) im Alter von zwei Jahren, 1836

Andrea Mantegna (italienisch; Isola
di Cartura 1431-1506 Mantua)
Marsyas/Heiliger Sebastian, 1431/1506

Fotos: © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna Text: © Mag. Alexandra Hanzl, MBA LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna

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