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Fürstentum Liechtenstein


Mythos Olympische Spiele
Im Gespräch mit I.D. Prinzessin Nora von und zu Liechtenstein

Prinzessin Nora von und zu Liechtenstein war von 1982 bis 1992 Präsidentin des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) im Fürstentum Liechtenstein.
Seit 1984 ist sie Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Zudem setzt sie sich für den Behindertensport ein. Sie ist Mitbegründerin von Special Olympics Liechtenstein (SOLie), deren Präsidentin sie seit 2002 ist. Für ihre Verdienste um den liechtensteinischen Sport erhielt sie 2006 das Goldene Lorbeerblatt.

exclusiv: Durchlaucht, Sie sind seit 1984 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Wie kamen Sie dazu?
Ich war damals Präsidentin des Liechtensteinischen Olympischen Komitees. Mit dem damaligen Generalsekretär Rudolf Schädler mussten wir nach Lausanne, es ging um die Teilnahme von Hanni Wenzel bei den Olympischen Winterspielen von Sarajevo. Mein Vater war schon seit den 1930er Jahren Mitglied des IOC und ist 1980 zurückgetreten. Der damalige IOC-Präsident Samaranch teilte mir an diesem Treffen mit, dass er mich als Kandidatin für das IOC nominiert hatte. Für das IOC war ich eine ideale Kandidatin: Frau, jung und aus Liechtenstein, so wurde ich 1984 als neues IOC-Mitglied aufgenommen, ich freute mich sehr und nahm das Amt gerne an.

Über drei Jahrzehnte ist eine sehr lange Zeit, was sind oder waren prägende Erfahrungen und Entwicklungen?
Das IOC war ganz früher ein Privatclub, noch zu Zeiten von meinem Vater war man lebenslang im IOC. Von dieser Seite her betrachtet ist und war die Mitgliedschaft immer von langer Dauer. Heute endet die Mitgliedschaft mit 70 Jahren. Ausnahmen gibt es für Mitglieder, die vor dem 11. Dezember 1999 gewählt wurden. Da ist das Alterslimit noch 80 Jahre, wie zum Beispiel bei mir.
Es hat sich sehr viel im Laufe der Zeit geändert. Allerdings muss ich sagen, die grossen Veränderungen gab es schon bevor ich ins IOC gewählt wurde. Sehr tiefgreifend war der Wechsel vom Amateur zum Professional, was der damalige Präsident Samaranch richtigerweise eingeleitet hat. Eine Entwicklung nahm ihren Anfang und hat viele Neuregelungen gebracht. Die Zusammensetzung des Komitees ist heute reglementiert. Ein gutes Verhältnis der Fachkompetenz mit aktiven und ehemaligen Sportlern, Personen aus Sportorganisationen und weiteren Mitgliedern. Die hohen Einnahmen durch Fernsehübertragungsrechte und Sponsoren brachten dem IOC viel Geld. Das hatte nicht nur positive Auswirkungen, ein Beispiel ist der Skandal von Salt Lake City, welcher das IOC erschütterte. Die daraus geleiteten Reformen waren ein grosser Fortschritt im Kampf gegen Doping, Korruption und Spielmanipulationen und für das damalige Mitglied und heutigen IOC Präsidenten Thomas Bach wichtig, um die Olympischen Spiele ins 21. Jahrhundert zu bringen.

1981 wurde die erste Frau in das IOC gewählt. Heute finden wir auf der Liste der Mitglieder einige Frauen. Wie war die Quote bei Ihrer Nominierung?
Sehr gering, die prozentuale Quote kann ich Ihnen jetzt auch nicht genau nennen, aber vor mir waren im Komitee eine Engländerin (Medaillengewinnerin im Fechten), eine venezolanische Reiterin und eine finnische Läuferin, ich war Nummer vier.

Haben Frauen die Arbeit des IOC verändert?
Dies ist immer schwierig zu beantworten. Ich persönlich denke, Veränderungen sind sicher da, aber sie sind zu subtil, dass man es wirklich auf Punkte definieren kann.

Das IOC setzt sich für die Förderung der Frauen im Sport auf allen Ebenen und in allen Bereichen ein. Welches sind die wichtigsten Ziele und Bedürfnisse?
Der Gründer der modernen Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, war nicht unbedingt der Meinung, dass Frauen Wettkampfsport treiben sollten. Es galt damals als unweiblich und stand überhaupt nicht zur Diskussion. Bei den  zweiten Olympischen Spielen 1900 traten erstmals Frauen gegeneinander an und zwar im Tennis und im Golf. Und obwohl es noch nach dem Zweiten Weltkrieg Widerstände gegen Frauen bei Olympia gab, ist die Zahl der Teilnehmerinnen immer weiter angestiegen. Doch erst mit den Olympischen Spielen von London 2012 und der Aufnahme des Frauenboxens sind Frauen in allen Sportarten auf dem Programm vertreten.
Was heute vorangetrieben wird ist, dass die Frauen auch in die Führungsgremien gewählt werden, in die NOK, in die Verbände, die Vereine usw. Hier besteht noch ein grosser Nachholbedarf, auch bei uns im Land. Es passiert einiges, aber es braucht auch Zeit.

Ein grosses Privileg, dass das kleine Land Liechtenstein ein Mitglied im IOC stellen darf. Wie darf man sich Ihre Aufgabe respektive Tätigkeit vorstellen?
Im IOC gibt es verschiedene Tätigkeiten. Wir haben Mitglieder, die aus dem Hinter- grund Sport oder aus der Verbandstätigkeit kommen. Die haben natürlich mehr Fachwissen wie zum Beispiel ich, die aber auf der anderen Seite wieder ganz andere Inputs einbringen können. Ich war schon in verschiedenen Kommissionen, die ich im Laufe der Jahre auch immer wieder einmal wechsle. Im Moment bin ich in der Kommission Kultur und Sport. Ich war aber auch schon in der Kommission für Bildung und Sport und in der Kommission, welche die Kandidatenstätte für die Winterspiele prüft. Es ist eine hochinteressante Tätigkeit, und ich hoffe, dass Liechtenstein auch in Zukunft immer ein Mitglied stellen kann, da Liechtenstein auf der internationalen Sportbühne sehr angesehen ist und unser Nationales Olympisches Komitee eine gute Arbeit leistet. Die Kleinstaatenspiele und die EYOF, sind in diesem Zusammenhang Beispiele, bei denen man wirklich von einer «kleinen Grösse» sprechen kann.

Kann der Sport eine «bessere» Welt schaffen?
Sport hat viele Werte, die in unserer Gesellschaft grundlegend sind. Angefangen bei Fairness, Teamgeist und der Freude mit Sport, den Körper fit zu halten. Sport hilft die Freizeit sinnvoll zu gestalten, das Selbstwertgefühl aufzubauen, überwindet politische Grenzen, wirkt völkerverbindend, hilft Vorurteile abzubauen, unterstützt und fördert benachteiligte Menschen und leistet einen Beitrag im Dienste von Entwicklungen, Bildung, Erziehung und Integration. Durch Olympic Solidarity unterstützt das IOC viele Projekte vor allem in Entwicklungsländer. Herausragende Sportlerinnen und Sportler aus allen Ländern können so gefördert werden.

Sie waren Ehrengast bei der Eröffnung der Ausstellung «Mythos Olympische Spiele» im Liechtensteinischen Landesmuseum. Welchen Eindruck haben Sie von der Ausstellung?
Die Ausstellung ist fabelhaft und ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass wir so eine einzigartige Ausstellung in Vaduz zeigen dürfen.

 

Also eine gute Empfehlung? Nicht nur für Sportbegeisterte...
Ja, die Ausstellung gewährt einen sehr guten Einblick in die Geschichte der Olympischen Spiele und zeigt, dass der Sport schon immer ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens war.


Wir bedanken uns bei I.D. Prinzessin Nora von und zu Liechtenstein für das Interview.

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