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Der Adventskranz ist eine schöne Sitte,
ein Brauch der noch zu Beginn unseres
Jahrhunderts in vielen Familien
unbekannt war.

Geht man den Spuren der wenig mehr als hundertjährigen Geschichten des Adventskranzes nach, so stösst man auf den evangelischen Theologen Johann Wichern, den Begründer und Bahnbrecher der Inneren Mission, der 1833 in Hamburg-Horn das «Rauhe Haus» gründete.
Johann Heinrich Wichern liess sich damals einen Holzring von zwei Meter Durchmesser drechseln. Für jeden Adventstag wurde eine Kerze auf den Kranz gesteckt, für die Wochentage kleine, für die Sonntage grosse. Dann versammelten sich alle Jungen und Pfarrer Wichern erzählte von Advent und Weihnachten. Weil jeden Tag eine Kerze angesteckt wurde, hiess die Andacht Kerzen-andacht. Jeden Tag kam eine Kerze mehr hinzu. 24 Kerzen standen auf dem grossen Holzreifen, der an einem Kronleuchter aufgehängt war. Und jeden Tag wurde eine Kerze angezündet. An Weihnachten brannten alle 24 Kerzen. Weil den Jungen dieser Holzreif mit den 24 Kerzen so gefiel, schmückten sie ihn noch mit Tannenzweigen, als Zeichen für das Leben. So hing vor über hundert Jahren im Rauhen Haus in Hamburg der erste Adventskranz. Viele Leute fanden den Advents-kranz so schön, dass sie auch so einen Lichter-kranz zu Hause haben wollten. Doch wer hat schon so viel Platz in der Wohnung, dass er einen Adventskranz aufhängen kann, der Platz für 24 Kerzen hat! So kommt es, dass auf unserem Adventskranz nur vier Kerzen stehen, für jeden Sonntag eine.

Weihnachts- oder Christbaum
Das beliebteste Symbol zur Weihnachtszeit ist der Christbaum. Erstaunlich daran ist, dass es ihn noch gar nicht so lange gibt. Der Christbaum, wie wir ihn kennen, ist noch keine 400 Jahre alt. Den Brauch jedoch, die düstere Winterzeit mit grünen Pflanzen als Hoffnung auf neues Leben und Kerzen als Hoffnung auf neues Licht zu schmücken, gab es schon immer. Die Lebens-kraft, die in wintergrünen Gewächsen steckte, wurde als Heilkraft gedeutet.
Die Sitte, grüne Tannenzweige (Weihnachts-maien) ins Haus zu stellen, wird sogar schon für 1494 im «Narrenschiff» Sebastian Brants bezeugt. Schon von 1535 ist überliefert, dass in Strassburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft wurden, die noch ohne Kerzen in den Stuben aufgehängt wurden. 1605 soll es bereits einen mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum in Strassburg gegeben haben. Es soll 1611 in Schlesien der erste kerzengeschmückte Tannenbaum im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien gestanden haben.
Im 18. Jahrhundert wurde der Tannenbaum häufiger, so berichtet Lieselotte von der Pfalz 1708 von einem Buchsbäumchen mit Kerzen. Goethe lernte den Weihnachtsbaum in Strassburg 1770 kennen, und in Berlin soll der erste Weihnachts-baum um 1780 aufgetaucht sein. Im Jahr 1813 wurden die ersten Weihnachtsbäume aus Wien und Graz gemeldet, 1815 aus Danzig. Allgemeiner verbreitet hat sich der Christbaum in Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein erst, seit Henriette von Nassau-Weilburg, die Gemahlin des Erzherzogs Karl, im Jahre 1816 das Weihnachtsfest mit einem kerzengeschmückten Baum gefeiert hatte. In die «Neue Welt» kam der Weihnachtsbaum gewissermassen im Reise-gepäck deutscher Auswanderer und 1891 wurde erstmals ein Lichterbaum vor dem Weissen Haus, dem Amtssitz des Präsidenten der USA, in Washington aufgestellt.


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