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Freundlich empfangen, in seiner Villa «Askania-Nova» - Vaduz, erzählte uns Baron Eduard von Falz-Fein eine lange Geschichte über sein Lieblingskind - dem Radsport.
Überglücklich, weil dieses Jahr Malbun Etappen Ziel ist.
Und mit den Worten «Das ist eine alte und lange Geschichte»
begann Baron Eduard von Falz-Fein zu erzählen.

Während meiner Studienzeit in Paris
habe ich mich immer sportlich betätigt
und wurde Mitglied des «Paris Universität Club».

Dieser war ein berühmter Club für Studenten, welche gerne Rad fahren. Wir hatten jeden Sonntag ein Rennen und einmal im Jahr die grosse Pariser Meisterschaft der Studenten. Bei verschiedenen Rennen um Paris herum bestritt ich immer den zweiten, dritten oder auch vierten Platz, jedoch die Pariser Meisterschaft, diese wollte ich natürlich gewinnen. Ich habe wacker trainiert und gelebt wie ein richtiger Radrennfahrer, das hiess, früh ins Bett, keine Mädchen usw.. 150 Teilnehmer waren damals am Start und siehe da, ich gewann im Juni 1932 in Versailles die Pariser Studenten Meisterschaft. Ich war der stolzeste Junge der Welt, denn dieses Rennen war ein Juwel für die Studenten. Da ich der einzige Aristokrat im Radsport war - und immer noch bin - wollte mich der damalige Direktor der Zeitschrift «L’Auto», Monsieur Jacques Goddet, als er das Resultat gelesen hatte und dass ich so von und zu bin, kennen lernen und hat mich in die Redaktion eingeladen.

«L’Auto» war damals DIE Sportzeitschrift in Europa und ich der stolzeste 18-jährige Bub. Der Direktor hat mich empfangen, wir haben uns sehr nett unterhalten und ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bis zur Olympiade Korrespondent zu sein, um jeden Tag zu Berichten, wie die Deutschen die Olympischen Spiele vorbereiten. Selbstverständlich war ich einverstanden und ich bekam nach Beendigung meines Studiums den Job. Ausserdem wurde mir in Berlin ein Wagen mit Pressetafel auf dem Auto zur Verfügung gestellt. Während der Olympiade kam Jacques Goddet mit seinem ganzen Team, es waren insgesamt zehn Leute bei «L’Auto», um über die Olympiade zu berichten. Nach der Olympiade wurde ich abermals von Jacques Goddet gefragt, ob ich nicht bleiben möchte, da habe ich natürlich gesagt, sehr gern! …und so bin ich bis zum Krieg 1939 geblieben. Als Korrespondent für jeden Sport in Deutschland, habe ich 1935 die Weltmeisterschaften, inklusive Radsport-Weltmeisterschaft in Leipzig für «L’Auto» berichtet und dadurch sämtliche IOC Leute kennen gelernt. Mit Karl Senn, Vertreter der Schweiz, damals Vizepräsident der UCI, hab ich mich sehr gut befreundet.

1945 war der Krieg vorbei und ich kam nach Liechtenstein. Von hier aus bin ich eines Tages nach Zürich, zum Schweizer Radfahrerbund und habe Karl Senn, der noch immer Präsident war, aufgesucht und habe gesagt: «Hör’n Sie mal, wie wäre es, wenn die erste Tour de Suisse nach dem Krieg durch Liechtenstein fährt?» Darauf hat er gesagt: «Ja, warum denn nicht, gibts eine Grenze zwischen der Schweiz und Liechtenstein?» - und damals gab es noch eine, welche aber ein paar Monate danach aufgehoben wurde. Nachdem man dann in Bern beim Bundesamt angerufen hatte und man nichts dagegen hatte, erhielt man grünes Licht für die Durchfahrt der ersten Tour de Suisse durch Liechtenstein.

Jedoch, eine Woche bevor die Tour de Suisse startete, schrieb Nationalrat Schwendener in Buchs einen Artikel in einer Buchsner Zeitung, das ist doch nicht Tour de Suisse, Liechtenstein ist doch Ausland! Da habe ich ihn angerufen und gesagt: «Jetzt machen Sie doch einen Punkt, ich habe die Genehmigung vom Schweizer Radfahrerbund, mit Unterstützung von Bern und Sie mischen sich jetzt in diese Sache wo alles abgemacht ist.» Dann hab’ ich noch den Karl Senn angerufen, er soll ihm eins aufs Dach geben, hat er auch getan und damit war der Fall erledigt!

Somit haben Sie Recht gehabt, dass Sie zu mir kamen, denn ich bin wirklich der Gründer, bzw. der Erfinder, dass die Tour de Suisse nach Liechtenstein kam.

text: günter pichler • fotos: © exclusiv

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