Interview
Chancen, Visionen, Trends, Strategien
Claudia Spadacini lebt in Trübbach im St. Galler Rheintal und ist seit
über 15 Jahren in der Region Sargans-Werdenberg für die St.Galler
Kantonalbank tätig. Mit der Eröffnung der renovierten Niederlassung in
Sargans trat Claudia Spadacini Anfang des Jahres ihre Funktion als
Niederlassungsleiterin an. Claudia Spadacini liebt die Vielfältigkeit,
Abwechslung und Verantwortung, die ihre Arbeit bringt. Beim Blick nach
vorne ist sie sich bewusst, Veränderungen bieten Chancen, sie richtig
zu nutzen bedeutet Zukunft.
Das Bankgeheimnis, in der Öffentlichkeit ist eine gewisse Unsicherheit
entstanden. Wie sehen Sie die Funktion und Position des Bundesrates und
des Parlamentes oder die Politik von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz.
Die Weltgemeinschaft wird es auf Dauer nicht mehr akzeptieren, wenn
einzelne (Klein-)Staaten als Hort für Steuerhinterzieher und -Betrüger
gelten und so Schutz vor Strafverfolgung in ihrer Heimat bieten.
Bezüglich der Unterscheidung «Steuerhinterziehung» und «Steuerbetrug»
gelten zwischen einzelnen Staaten unterschiedliche Rechtsauffassungen.
Dies zeigt der gegenwärtige Zwist mit der EU (insbesondere Deutschland)
sowie auch den USA. Es bleibt abzuwarten, welche Lösung Bundesrat und
Parlament aus diesem Dilemma aushandeln können.
Das Geschäftsmodell der Online-Banken war seit deren Markteintritt
Mitte der neunziger Jahre einfach und bestechend zugleich: Ein immer
grösserer Kreis selbstbewusster Anleger wollte autonom agieren - ohne
Beratung, aber auch ohne unnötige Kosten. Durch das Direct Banking
wurde ihnen eine Plattform für Transaktionen zu attraktiven Konditionen
geboten. Welche Erfahrungen hat die St.Galler Kantonalbank damit? Wie
sieht die Zukunft aus? Tendenz steigend - gleichbleibend - fallend?
Der Anteil von Online-Banking - insbesondere beim Zahlungsverkehr, aber
auch für Wertschriften-Transaktionen - hat sich in den letzten Jahren
kontinuierlich erhöht. Bis heute hat die St.Galler Kantonalbank mit
Online-Banking sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Software für unser
e-banking ist einfach, übersichtlich und kunden-freundlich in der
Handhabung und - was noch wichtiger ist - das diese Software auch einen
sehr hohen Sicherheitsstandard hat. Die Tendenz des Anteils von
e-banking ist nach wie vor steigend. Wie wir wissen, werden heute
bereits Bewohnerzimmer in Altersheimen mit Internet-Anschlüssen
ausstaffiert, da zunehmend Seniorinnen und Senioren mit PC in
Altersheime dislozieren und u.a. auch e-banking nach wie vor nutzen
wollen.
Mobile Beratung - ja oder nein? «Bequemes Finanzgeschäft», dem
Kunden das Bankgeschäft zu vereinfachen und es dort anzubieten, wo der
Kunde sich wohl fühlt.
Wir sind für unsere Kunden von 08.00 bis 20.00 Uhr erreichbar.
Besprechungen können sowohl in den Bankräumlichkeiten wie auch am
Wohndomizil des Kunden vereinbart werden. In diesem Sinne haben wir von
der St.Galler Kantonalbank «mobile Beratung» schon vor vielen Jahren
umgesetzt. Besprechungen vor Ort beim Kunden weisen übrigens eine
stetig steigende Tendenz auf.
Viele Anleger sind verunsichert, was Anlagen betrifft, in welche
Produkte raten Sie Ihren Kunden anzulegen? Welche Märkte stehen im
Focus?
Nach einem absoluten Tiefpunkt anfangs März 2009 haben sich die Märkte
in der Zwischenzeit markant «nach oben» korrigiert. Ob dies schon die
definitive Trendwende oder nur ein Zwischenhoch ist kann im
gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschliessend beurteilt werden.
Persönlich würde ich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht in Aktien
investieren sondern das Cash auf Konti oder allenfalls als
Geldmarktanlage flüssig behalten. Der Zeitpunkt für Investitionen in
die Aktienmärkte könnte aber im Verlaufe der nächsten Monate durchaus
aktuell werden.
Wie sieht die Hypotheken-Situation für die nächsten drei Jahre aus?
Eine Prognose auf 3 Jahre ist kaum möglich. Ich sehe für die nächsten
Monate keine grosse Bewegung bei den Zinsen. Sollte die Wirtschaft aber
tatsächlich ab 2010 anspringen (und einiges deutet darauf hin), müssten
wir mittelfristig schon mit höheren Zinskonditionen für Hypotheken
rechnen.
Was ist Sinn und Zweck des Kreditfinanzierungsangebotes?
Ziel unserer Bank ist es, jeden Kunden individuell zu beraten und
anhand der Bedürfnisanalyse das für ihn richtige Kreditangebot zu
unterbreiten.
Gerade in der Finanz- und Wirtschaftskrise haben viele Banken ihre
ohnehin schon strengen Kreditauflagen noch weiter verschärft. Wie sieht
die Kreditfinanzierung für Jungunternehmer und Unternehmen im
allgemeinen aus? Zeichnet sich hier auch ein Trend ab, wie wird die
Situation für die Zukunft eingeschätzt?
Die St.Galler Kantonalbank hat ihre Kreditpolitik trotz Finanz- und
Wirtschaftskrise überhaupt nicht verändert. Wenn immer wieder von
«Kreditklemme» gesprochen wird, trifft dies für die SGKB sicher nicht
zu - der Wettbewerb für neue Kreditgeschäfte ist zudem derart hart und
intensiv, dass wir der Ansicht sind, dass auch die anderen Banken keine
Veränderung ihrer Kreditpolitik vorgenommen haben. Im Bereich der
Jung-Unternehmer-Finanzierungen hat die SGBK einen «Risikofonds»
eingerichtet; gegebenenfalls können solche Start-up-Finanzierungen über
diesen Risikofonds beantragt werden. Allerdings ist die Messlatte für
Start-up-Finanzierungen hoch - dies betrifft sowohl das Produkt, die
Vermarktung wie auch (insbesondere) die Fachkompetenz des Managements.
Noch vor einigen Jahren erhielten Senioren nur selten einen Kredit.
Besonders mit Hypothekendarlehen taten sich die Banken bei älteren
Kunden schwer. Hat sich hier in den letzten Jahren etwas geändert und
wie ist der Trend?
Erreicht jemand die Pensionierungsgren-ze, fällt das Erwerbseinkommen
als wichtiges Kriterium der Beurteilung der Tragbarkeit eines Kredites
weg. Anstel-le des Einkommens tritt dann die AHV und Pensionsrente.
Beides zusammen ist in der Regel markant tiefer als das
Erwerbseinkommen es war. Vor diesem Hintergrund kommt der Beurteilung
der Tragbarkeit einer Hypothekarbelehnung eine besondere Bedeutung zu.
Verfügt ein Senior aber über genügend Eigenmittel, reduziert sich die
Belastung aus Hypozins und Amortisation, womit die Tragbarkeit trotzdem
in vielen Fällen positiv beurteilt werden kann. Ziel der
Abklärungen ist es, auch dem Senior eine Belastungsquote zuzumuten,
welche er trotz reduziertem Renteneinkommen finanziell verkraften kann.
Alles andere nützt nichts - weder der Bank noch dem Kunden.
Gibt es die Möglichkeit einer 3. Säule am Ende des Arbeitsprozesses?
Das 3. Säule-Sparen ist steuerlich priviligiert bis zum Erreichen der
Altersgrenze zufolge Pensionierung. Ist jemand aber nachweislich auch
nach der üblichen Pensionierungsgrenze erwerbstätig, kann weiterhin auf
einem 3. Säule-Konto gespart werden.
Mit einem Jugendsparkonto lernen Kinder und Jugendliche ihr Geld
einzuteilen und zu sparen. So haben sie später einmal einen grösseren
Betrag für ihre Wünsche, Ziele und Anschaffungen zur Verfügung. Welche
Tipps, Ratschläge oder Angebote haben Sie für Ihre zukünftigen Kunden?
Kinder und Jugendliche zum Sparen anzuregen ist wichtig und richtig.
Der Konsumverzicht ermöglicht es, zu einem späteren Zeitpunkt eine -
vielleicht grössere - Investition aus Erspartem zu finanzieren.
Regelmässiges Sparen hilft. Als Alternative kann auch mittels
regelmässigem «Fondssparen» bis zum Alter von 20 bis 25 Jahren ein
ansehnliches Vermögen angespart werden. Dies er-möglicht dem
Jugendlichen später einen finanziell erfolgreichen Start in die Welt
der Erwachsenen!
Die St.Galler Kantonalbank leistet einen wichtigen Beitrag zur
Kulturförderung. Welche Projekte stehen an oder gibt es ein Projekt,
welches Sie speziell erwähnen möchten?
Die St.Galler Kantonalbank setzt seit jeher einen ansehnlichen Betrag
ihres Marketing-Budgets für Kulturförderung ein. Grössere Beträge
wurden und werden in unserer Region z.B. an das Jazz Festival Sargans,
das Schlager-Open-Air Flumserberg, das Musical Elvis in Buchs, die
Schloss-Opernfestspiele in Buchs oder die Bad RagARTz in Bad Ragaz
getätigt. Dies nur einige wenige Beispiele. Wir leisten damit einen
nicht unbeträchtlichen Beitrag an die Kulturszene in den Regionen und
im Kanton St. Gallen.
Wir danken Ihnen für das Gespräch. ex.
St.Galler Kantonalbank
Zürcherstrasse 1
CH-7320 Sargans
www.sgkb.ch
exclusiv im Gespräch mit Claudia Spadacini, Niederlassungsleiterin der St.Galler Kantonalbank Sargans
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