Das erste Handy mit Kamera kam 2000 auf den Markt. Seit wir über diese Möglichkeit der Fotografie verfügen, ist die Zahl der gemachten Fotos durch die Decke geschossen?
Ja, es wurde sogar statistisch erklärt, dass im Jahr 2018 so viele Fotos gemacht wurden wie zuvor seit Beginn der Fotografie. Mit der Digitalfotografie entstand die Möglichkeit, dasselbe Motiv x-mal zu fotografieren. Früher konnten die meisten Menschen sich das schlichtweg gar nicht leisten. Ein Film für das Fest, wenn es ganz wichtig war vielleicht noch einen weiteren.
Was hat sich Ihrer Ansicht nach geändert?
Meiner Meinung nach sollte Fotografie immer noch etwas Wertvolles sein, da das Foto Erinnerungen festhält. Gleichzeitig hat das Foto an Wert verloren, da man unzählige Kopien davon machen kann. Selten nimmt man sich heute die Zeit – zum Betrachten und zum Fotografieren. Früher, in der analogen Fotografie, machte man sich viele Gedanken, bevor man den Auslöser betätigte – stehe ich richtig, wie ist das Licht, wie ist der Hintergrund usw. Heute wird meistens einfach drauflos geknipst, mit dem Gedanken, dass man es löschen kann, wenn es nicht gelungen ist. In den meisten Fällen werden heute weniger Fotos ausgedruckt und eingeklebt. Vieles bleibt nur digital vorhanden. Dennoch gibt es immer noch Menschen, die Fotobücher gestalten. Mit der Möglichkeit, sehr viele Fotos zu machen, ist auch die Eitelkeit gestiegen. Durch die einfache Bearbeitungsmöglichkeit entstehen nur noch selten natürliche Fotos. Viele Menschen wissen nicht, dass Handys Filter haben, die schematisch angewendet werden, wenn eine Person fotografiert wird. Zum Beispiel wird die Haut automatisch weicher gemacht. Hier kommt Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. In unserem Fotofachgeschäft erleben wir das besonders bei Passfotos, wo Kunden sagen, dass sie nicht so aussehen wie auf dem Bild, weil ihr Handy das Bild automatisch optimiert. Auch darf man bei Selfies die Spiegelverkehrtheit nicht ausser Acht lassen. Nicht alle Handys, aber einige fotografieren spiegelverkehrt.
Was bewirkt das häufige Fotografieren insbesondere im Bereich der Selfies?
Es wäre nicht richtig, dies pauschal zu verallgemeinern. Dennoch ist gelegentlich zu erkennen, wie wichtig es den Menschen ist, sich ständig selbst zu fotografieren und diese Bilder auch zu präsentieren, vor allem in sozialen Medien. Teilweise wird ein Lebensstil dargestellt, der nicht wirklich der Realität entspricht. Dies ist eher die negative Seite. Das Positive ist, dass wir mit unserem Handy permanent eine Kamera mit guter Technik bei uns haben. Solange das Licht gut ist, kann das Handy wirklich gute Fotos machen. Und egal, wo man sich befindet, sobald man Internetempfang hat, können die Fotos unzählige Male geteilt werden.
Rückt die professionelle Fotografie dadurch immer mehr in den Hintergrund? Oder anders gefragt: Welche Vorteile habe ich, wenn ich einen Fotografen engagiere?
Nehmen wir zum Beispiel eine Hochzeit. Es ist eine Entlastung, wenn jemand die Verantwortung übernimmt, die Fotos zu machen. Ein Aspekt meiner Ausbildung war es, sicherzustellen, dass möglichst alle Gäste bei Veranstaltungsfotografien abgelichtet werden. Wenn man das Foto-grafieren den Gästen überlässt, geht diese Verantwortung verloren. Es kann passieren, dass zum Beispiel ein Teil der Familie nicht fotografiert wird oder dass die «unbeliebte» Schwiegermutter absichtlich immer ausserhalb des Bildes steht. Wenn ein neutraler Profi die Fotos macht, wird darauf geachtet, möglichst alle Gäste zu fotografieren und ins richtige Licht zu rücken. In unserem Beruf spielt auch die Erfahrung eine Rolle, um die Situation zu erkennen und im richtigen Moment abzudrücken. Mit einem professionellen Fotografen entsteht auch eine gewisse Ruhe, da, wie zuvor erwähnt, die Verantwortung abgegeben wird. Ein Profifotograf achtet auch auf die Details, wie beispielsweise die Dekoration und wird auch den Blumen-schmuck, Ringe, Kopfschmuck, Dekorationen etc. fotografieren.
Was hat sich im Fotofachgeschäft – Kameraverkauf verändert?
Heutzutage werden Kameras oft über das Internet bestellt. Da die Menschen dennoch Beratung wünschen oder sogar benötigen, haben wir uns umgestellt und bieten gut besuchte Fotokurse an. Ein Kauf in einem Fotofachgeschäft hat den Vorteil, dass man mit dem Kunden genau besprechen kann, welche Bedürfnisse und Ansprüche er an die neue Kamera hat. Im Gespräch lässt sich ermitteln, welches Kameramodell für ihn geeignet ist, welches Zubehör er benötigt und mit welchem Objektiv er arbeiten sollte.
Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die Fotografie in unserer heutigen Gesellschaft? Wie sehen Sie die Verbindung zwischen Fotografie und visueller Kommunikation?
Désirée, Geschäftsfrau, Führungsposition, 33 Jahre: Ich finde die Fotografie spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Sie ist zu einem integralen Bestandteil unserer immer stärker geprägten visuellen Kultur geworden. Sie hat einen enormen Einfluss auf verschiedene Bereiche, einschliesslich der Kommunikation und des Austauschs von Informationen, insbesondere da Bilder durch die sozialen Medien immer schneller und breiter geteilt werden. In Bezug auf die Verbindung zwischen Fotografie und visueller Kommunikation ist es wichtig zu erkennen, dass Fotografie ein mächtiges Werkzeug ist, um Informationen visuell zu vermitteln. Bilder können oft schnell und effektiv komplexe Konzepte erfassen und Gefühle hervorrufen. In einer zunehmend visuell geprägten Welt gewinnt die visuelle Kommunikation an Bedeutung, und die Fotografie spielt eine wesentliche Rolle darin.