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Interview


S. D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein

S.D. Prinz Michael ist Präsident des Verwaltungsrates von Industrie- und Finanzkontor Etablissement (Ets.), einem liechtensteinischen Treuhandunternehmen das führend ist im Bereich der langfristigen Vermögenssicherung (Wealth Preservation). Im Weiteren ist er Gründer und Chairman der Geopolitical Intelligence Services AG Vaduz, einem
geopolitischen Beratungs- und Informationsdienst. Prinz Michael ist Vorstandsmitglied der liechtensteinischen Treuhandkammer und Präsident des in Vaduz ansässigen liberalen Think Tanks European Center of Austrian Economics Foundation.

Wir bewegen uns in unsicheren Zeiten. Unsere immer stärker polarisierende Welt steht vor komplexen, zum Teil auch gefährlichen Situationen. Die Möglichkeit, in Sekundenschnelle an Informationen aus der ganzen Welt zu gelangen, ist grenzenlos geworden. Der permanente Nachrichtenstrom lässt oft keine Zeit für die Suche nach Antworten, Ursachen und Lösungen. Risiko weicht der Sicherheit, Auflagen und Vorschriften erschweren das für eine florierende Wirtschaft notwendige Unternehmertum. In vielen Ländern streben Staaten und politische Institutionen immer mehr danach, private Vermögen zu vereinnahmen.

 

exclusiv: Durchlaucht, Sie sind Chairman von Industrie- und Finanzkontor, das sich auf die komplexen Anforderungen an einen langfristigen Vermögenserhalt  spezialisiert hat. Sie sagen, dass Liechtenstein mit Rechtsinstrumenten wie Stiftungen und Trusts schon seit Jahrzehnten erfolgreich im Bereich der Wealth Preservation tätig ist. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Wealth Preservation bedeutet Vermögenserhalt durch Vermögenssicherung. Blickt man auf die Geschichte der Menschheit, erkennt man, dass private Vermögen immer wieder vernichtet wurden, gleichzeitig aber ungeheuer wichtig für den  Zusammenhalt einer Gesellschaft und für eine florierende Wirtschaft waren. Daraus ergibt sich, dass Privatvermögen schon immer gefährdet war und es immer sein wird. Die Gründe sind vielfältig. Es kann sein, dass Besitzer und deren Familien kurzsichtig mit Vermögen umgehen, nicht richtig vorsorgen und es verlieren. Oft sind es auch Begehrlichkeiten von aussen, die Privatvermögen vernichten; beispielsweise der Staat, der es mit Steuern und Abgaben übermässig strapaziert, enteignet oder das Verfügungsrecht einschränkt. Unseriöse Geschäftspartner, Erpresser, Glücksritter aber auch Zerstörung durch Krieg. Vermögen muss aktiv gesichert werden, damit es langfristig Bestand haben und einen Nutzen erbringen kann. Mit der Wealth Preservation zeigen wir vermögenden Personen und Familien auf, wie sie ihr Vermögen langfristig erhalten, verantwortungsvoll damit umgehen und es an die kommenden Generationen weitergeben können.

Sie sind der Ansicht, dass Liechtenstein sich als Wealth Preservation Standort eignet, warum?
Langfristiges Vermögen braucht ein stabiles, liberales Umfeld, das Rechts- und Planungssicherheit gewährleistet. Liechtenstein hat bewiesen, dass es diese Voraussetzungen bietet. Auch hat Liechtenstein den Vorteil, dass es in den Schweizer-Franken-Raum eingebettet und Mitglied des EWR ist. Liechtenstein ist ein stabiles, vertrauenswürdiges Land und hat die Zukunft im Blick.

In der Schweiz ist Treuhänder die Berufsbezeichnung des Steuerberaters. Was ist die Aufgabe eines liechtensteinischen Treuhänders?
Die Aufgabe besteht darin, das Vermögen von Familien, Unternehmern oder anderen vermögenden Privatpersonen so zu strukturieren, dass ein langfristiger Vermögenserhalt erreicht werden kann. Das Ziel dabei ist, mit solchem Vermögen einen langfristigen Zweck erfüllen zu können. Zwei vereinfachte Beispiele dazu: ein Zweck kann sein, für kommende Generationen, wenn deren finanzielle Ausgangslage es nicht zulassen sollte, den Zugang zur besten Schulbildung sicherzustellen. Ein anderer, festzulegen, wie das Familienunternehmen sicher von einer Generation zur nächsten übertragen werden kann, so dass es nicht wegen Erbstreitigkeiten zerfällt. Die liechtensteinische Treuhandtätigkeit ist sehr umfassend, vereint eine beratende, gestalterische und verwaltende Seite in sich. Ein äusserst vielseitiger und spannender Beruf. 

Mit der Finanzkrise kam das liechtensteinische Treuhandwesen unter Beschuss, warum?
Ein wesentlicher Grund lag im fehlgeleiteten Verständnis zur liechtensteinischen Stiftung und zum Treuhandwesen. Die Stiftung wurde in der Vergangenheit von etlichen ausländischen und teilweise auch inländischen Akteuren meist als «ein Produkt zur Steuervermeidung» und die liechtensteinische Treuhandbranche als ein «Hilfswerk zur Steuervermeidung» dargestellt. Unter dem negativ besetzten Label «Steuern» wurde generalisiert. Das wahre Wesen einer Stiftung drang kaum an die Öffentlichkeit. Die Stiftung ist eines der wenigen Rechtsinstrumente, mit dem ein privates Vermögen auch nach dem Tod eines Stifters einem Zweck entsprechend und unter Wahrung von Treuepflichten und der Berücksichtigung des Stifterwillens weitergeführt werden kann. Die liechtensteinische Treuhandbranche repräsentiert eine hochprofessionelle Berufsgattung, die sich durch jahrzehntelange Erfahrung und ein breit abgestütztes Know-how im Bereich der Vermögensstrukturierung auszeichnet. Mit dem Begriff Wealth Preservation ist es uns von Industrie- und Finanzkontor gelungen, die eigentliche Bestimmung von Stiftungen und mitunter auch von der Treuhandbranche wieder in den Vordergrund rücken.

Sehen Sie eine Rückkehr zu den eigentlichen Grundwerten?
Die eigentlichen Grundwerte Sicherheit, Stabilität und Weitsicht waren immer da, nur stehen sie jetzt wieder viel stärker im Fokus. Das Thema Steuervermeidung erledigt sich mit dem automatischen Informationsaustausch von selbst. Heute geht es mehr denn je um Vermögensschutz und Vermögenserhalt, weil als Folge der Finanzkrise und der zum Teil horrenden Staatshaushaltsdefizite in sehr vielen Industrieländern die Begehrlichkeit von staatlicher Seite wächst, sich Privatvermögen anzueignen. Bereits wird eine Art «einmalige» Solidaritätssteuer diskutiert, die 10 bis 20 Prozent betragen und helfen soll, Staatsfinanzen zu sanieren. Eine solche Steuer wäre vom Grundsatz her falsch. Leider wird sie auch nicht einmalig bleiben, denn die Defizite gehen weiter und die Steuer wird zur Gewohnheit werden. Agatha Christie hat einmal gesagt: «Nur der erste Mord ist schwierig, danach wird es zur Gewohnheit.»

Das schleichende Ende des Bankkundengeheimnisses tangiert auch das Treuhandwesen. Wie stark beeinflussen Medien diese Entwicklung mit?
Solche Themen stossen auf hohes mediales Interesse, weil sie äusserst publikumswirksam sind. Rund um das Thema Bank- kundengeheimnis wurde bislang aus Vielem ein Skandal gemacht, der eigentlich gar keiner war. Da haben Medien ihre Aufgabe, objektiv Bericht zu erstatten und auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen, manchmal zu wenig wahrgenommen. Auch schien es einen Gleichklang zu geben zwischen den Berichterstattungen ausländischer Medien und den Bestrebungen ausländischer Regierungen.

...und die Politik?
Hier ist etwas besonders interessant. Die G20 setzt sich übereifrig dafür ein, das Bankkundengeheimnis aus der Welt zu schaffen und eine von ihnen definierte Transparenz einzuführen. Die G20 setzt sich aus Staaten zusammen, die in ihrem Autoritätsverständnis unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein bunter Haufen aus demokratischen Rechtsstaaten, Pseudo- Demokratien, Autokratien und Despotien. In vielen wichtigen Angelegenheiten kommen sie deshalb auf keinen gemeinsamen Nenner, bei der Kontrolle der Bürger interessanterweise aber schon. Das Bankkundengeheimnis ist ein Element, um die als Menschenrecht definierte Privatsphäre aufrechterhalten zu können. Da das Bankkundengeheimnis aber aus Sicht der G20 die angestrebte Kontrolle der Bürger behindert, muss es beendet und die Bürger müssen transparent, das heisst bis ins Kleinste einsehbar werden. Im Gegenzug aber werden staatliche Institutionen immer intransparenter. Hier sollte man sich ins Bewusstsein rufen, dass die Bürger die eigentlichen Arbeitgeber der Staaten sind und dementsprechend die Staaten den Bürgern zur Rechenschaft verpflichtet wären und nicht umgekehrt.

Staatsverschuldungen, Negativzinsen, Unruhen, Kriege. Wie bedroht sind  private Vermögen wirklich?
Die hohe Staatsverschuldung hindert ein dringend benötigtes Wirtschaftswachstum und das hat praktisch alle Industriestaaten erreicht. Negativzinsen zerstören Sparguthaben, Pensionsgelder und drängen die Bevölkerung in die Verschuldung. Dies ist ein direkter Durchgriff auf private Vermögen und kann zu einer Verarmung der Bevölkerung führen. Weiter bewegen wir uns in einer Zeit von starken Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Solche Ereignisse führen immer zu einem Verlust von Privatvermögen. Die Kumulierung der Phänomene, die wir derzeit erleben, stellt eine grosse Gefahr für Privatvermögen dar. Die grösste Gefahr aber geht oft von den Eigentümern selbst aus, die unvorsichtig und planlos mit ihren Vermögen umgehen.

Welche Erkenntnisse kann der Durchschnittsbürger aus Ihrem Wealth Preservation Ansatz ziehen?
Für jeden Bürger stellt sich die Frage, was will oder kann mit einem Vermögen oder Ersparnissen bewegt werden? Beispielsweise bei Wohneigentum oder in der Altersvorsorge. Man sollte nie nur auf den Staat und auf staatliche Vorsorgesysteme vertrauen.

Was ist eigentlich der Zweck einer Stiftung?
Die Stiftung ist, wie eine Aktiengesellschaft auch, ein Rechtsinstrument, in das man zu einem bestimmten Zweck Vermögen einbringen kann. Eine eigenständige Rechtsperson, die aber im Vergleich zu einer Aktiengesellschaft keine Eigentümer hat. Vielmehr widmet der Stifter der Stiftung einen bestimmten Vermögensteil, damit die das Vermögen dann zweckentsprechend verwaltet und andere Personen oder Institutionen damit begünstigt.
Begünstigte haben aber keinen direkten Zugriff auf das Vermögen, das sich in der Stiftung befindet. Mit einer Stiftung lässt sich beispielsweise vermeiden, dass Vermögen wegen Erbschaftsstreitigkeiten vernichtet wird oder dass ein Unternehmen derart aufgesplittet wird, dass es schliesslich zerfällt. Mit einer Stiftung kann eine komplexe Erbschaft im Voraus geplant und geregelt werden und auch zukünftige Managementstrukturen von Unternehmen bestimmt werden, so dass die Nachkommen beispielsweise am Gewinn partizipieren können, nicht aber das Unternehmen und damit auch Arbeitsplätze angreifen können.

Und was ist zu verstehen, wenn jemand von Vermögensstrukturen spricht?
Vermögensstrukturierung bedeutet nichts anderes als ein Vermögen zu ordnen, sich zu überlegen, was damit bezweckt werden soll und dementsprechend mit Weitsicht zu planen und den Zweck rechtlich abzusichern. Ziel von treuhänderisch aufgesetzten Vermögensstrukturen ist, die Rechts- und Planungssicherheit für Vermögen zu erhöhen, es vor ungerechtfertigten Zugriffen und Ausbeutung zu schützen und eine zukünftige Nachlassabwicklung zu vereinfachen.

Offshore ist oft negativ behaftet. Warum werden in Vermögensstrukturen sogenannte Offshore-Firmen eingebaut?
Sie sind schlicht kostengünstiger, unbürokratischer und deshalb wettbewerbsfähiger als viele Onshore-Gesellschaften. Offshore- Firmen werden aus Liechtenstein vor allem dann verwendet, wenn Vermögensteile einer Stiftung nicht vermischt werden  sollen, wie zum Beispiel Immobilieninvestments in verschiedenen Ländern sowie diverse Bankdepots.

Reichtum braucht also ein gewisses Mass an Verantwortung, aber wann wird aus Reichtum Verantwortung?
Generell bedeutet es, dass man mit Vermögen verantwortlich umgehen muss. Bei einem Unternehmer gehört es ja auch dazu, dass das Unternehmen langfristig Bestand hat. Das heisst, es muss so geführt werden, dass es Gewinne macht und nachhaltig ist. Jedes Vermögen und jedes Können bedeutet Verantwortung. Und dass man versucht, das was man hat optimal einzusetzen. Die Aufgabe, das Richtige mit seinem Leben und seinem Vermögen zu machen, bedeutet Verantwortung.

 

Viele Stiftungen erbringen einen grossen Nutzen für die Allgemeinheit. Ausbildung, Kultur, Wissenschaft, Forschung werden oft durch Stiftungen unterstützt und finanziert. Ein sehr positiver Aspekt, der vielleicht zu wenig publiziert wird. Warum wohl?
Ich glaube, das liegt in der Mentalität eines jeweiligen Landes. In Amerika werden Stiftungen und ihr Wirken stark an die Öffentlichkeit getragen. In Europa werden die meisten Stiftungen von Unternehmern gegründet, die generell eher publizitätsscheu sind. Ich glaube, was in Amerika viel zu stark publiziert wird, wird hier in Europa teilweise zu wenig gemacht. Was insbesondere zu wenig Beachtung findet ist, dass ein erfolgreich geführtes Unternehmen ein sehr grosser Nutzen für die Allgemeinheit ist. Damit werden Arbeitsplätze erzeugt, Steuern bezahlt, Lieferanten beschäftigt. Dadurch sind unternehmerische Strukturen so wesentlich.


Wie bedeutend ist die Treuhand- und Finanzbranche für die Wertschöpfung des Fürstentums Liechtenstein?
Sie ist neben der Industrie eine der grössten Erbringer von Wertschöpfung und sehr bedeutend sowohl für Arbeitsplätze, Steuern und Abgaben. 

Sie sind der Gründer und Chairman von Geopolitical Intelligence Services (GIS). Geopolitik, was darf man darunter verstehen?
Das ursprüngliche Verständnis von Geopolitik war, Zusammenhänge zwischen geografischen Gegebenheiten und Politik zu erkennen um zu verstehen, was die Treiber von politischen Ereignissen sind, weil die Politik direkt die Welt verändert. Dementsprechend wollen wir bei GIS die Hintergründe von politischen Ereignissen erkennen, damit wir uns ein Bild zur Zukunft machen können. Nicht ein Bild zur Zukunft, wie wir es wollen, sondern wie wir es für realistisch halten. Dazu gehört für uns aber nicht nur eine Kombination aus Politik und Geografie, sondern dazu kommen Aspekte der Wirtschaft, der technologischen und demografischen Entwicklungen, Fragen der Energie und Sicherheit. Daraus kann man Zukunftsszenarien entwickeln. Für einen langfristigen Vermögenserhalt ist es wichtig zu wissen, wie die zukünftigen Trends aus- sehen, um sowohl die Gelegenheiten als auch die Risiken und Gefahren erkennen zu können. Mit GIS haben wir den ersten in Liechtenstein angesiedelten geopolitischen Beratungs- und Informationsdienst geschaffen. Für jene, die Vermögen betreuen und verwalten, ist es wesentlich, über geopolitische Entwicklungen informiert zu sein. Denn das Wissen über geopolitische Entwicklungen beeinflusst die Qualität der Vermögensbetreuung ganz entscheidend.

Und warum gerade Liechtenstein?
Der Vorteil liegt auf der Hand. Liechtenstein ist ein geopolitisch neutrales Land, was eine wichtige Voraussetzung für eine wirklich unabhängige und objektive Betrachtung von Ereignissen ist. 

Sie sind auch Präsident des Stiftungsrates der European Center of Austrian Economics Foundation (ECAEF), eine liberale Denkfabrik, die in Vaduz ansässig ist. Wofür steht das ECAEF, was sind die Ziele?
Es gibt, ursprünglich in Österreich entstanden, eine Schule der National-Ökonomie, deren bekannteste Vertreter unter anderem Hayek und Mises sind. Die Österreichische Schule, wie sie gemeinhin genannt wird, stellt den handelnden Menschen in den Mittelpunkt des volkswirtschaftlichen und politischen Geschehens und nicht statistisch-mathematische Modelle, Theorien und Zahlen. Dementsprechend besagt die Österreichische Schule, dass es für einen funktionierenden Staat und eine funktionierende Wirtschaft nicht primär den Staat, sondern Marktwirtschaft, Unternehmertum, persönliche Entscheidungsfreiheit und die Eigenverantwortung des Einzelnen braucht. Das sogenannte Subsidiaritätsprinzip ist ein wesentliches Element, in der die kleinste wesentliche Einheit die Familie ist, dann die Gemeinde oder der Kanton, dann das Land und erst danach der Staat. Mit dem ECAEF wollen wir die Öffentlichkeit für die Denkansätze der Österreichischen Schule sensibilisieren. In der Region führen wir alljährlich die Internationale-Gottfried-von-Haberler-Konferenz und den Vernon-Smith-Prize durch. Wir vom ECAEF sehen uns als Vertreter liberaler Ideen.

Welchen Einfluss hat ein liberales Rechtsverständnis auf die Vermögensbetreuung und Vermögensverwaltung?
Es ist essentiell für langfristig ausgerichtetes Vermögen.

Würden Sie Liechtenstein als liberal bezeichnen? Wenn ja, warum?
Liechtenstein ist weitgehend liberal, das Verhältnis zwischen staatlichen Eingriffen und Eigeninitiative ist relativ ausgewogen. Wir haben die starke Stellung der Gemeinden und die Bürgernähe der Politik. Dadurch sehen sich Politiker dem Bürger gegenüber mehr in der Verantwortung. Wir haben sehr gute Politiker. Das sieht man, wenn man die liechtensteinische Politik mit anderen Ländern vergleicht. Im liberalen Sinne kann unsere Politik  sicher ein Vorbild sein.

Nun haben Sie unter Ihrem Dach drei unterschiedliche Unternehmen vereint. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Ansätzen von Industrie- und Finanzkontor, GIS und ECAEF?
Ja, den gibt es. Bei Industrie- und Finanzkontor setzen wir uns mit Fragen auseinander, wie und auch warum Vermögenswerte langfristig erhalten und zweckgerichtet strukturiert und verwaltet werden können und sollen. GIS analysiert geopolitische Ereignisse, entwickelt Zukunftsszenarien und bietet Hintergrundinformationen, die sowohl für uns in der Vermögensbetreuung, als auch für die Finanzbranche sowie andere Branchen bedeutend sind.  Damit Vermögensstrukturen langfristig Bestand haben können, müssen wir zukünftige Entwicklungen und Trends frühzeitig abschätzen können. Vermögensstrukturen dürfen globalen Entwicklungen nicht zuwiderlaufen. Mit dem ECAEF haben wir eine Plattform, um auf politische Entwicklungen aufmerksam zu machen, die einen wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und damit auch auf Vermögensstrukturen haben. 

In ein paar Tagen feiert Liechtenstein Staatsfeiertag. Ein Tag, an dem das  Bewusstsein für traditionelle Werte steigt. Wenn Sie traditionelle Werte mit Zukunftswünschen verbinden, was entsteht daraus?
Jedes Land hat traditionelle Werte. Werte sind gerade in unsicheren und unruhigen Zeiten wichtige Orientierungspfeiler. Und wenn Werte über Jahrhunderte bestehen können, dann haben sie auch ihre Legitimation. Ich glaube, dass man grundsätzlich stolz auf das eigene Land sein sollte, wobei ich mit Stolz nicht Hochmut meine! Denn Hochmut bedeutet, dass man meint, «besser» oder «erhabener» als andere zu sein. Stolz hingegen ist das Gefühl, das entsteht, wenn man sich für etwas einsetzt. In Liechtenstein können wir zu Recht stolz sein auf das, was in der Vergangenheit alles erreicht worden ist. Daraus speist sich meines Erachtens auch die Kraft, sich weiterhin für das Beste einzusetzen, für unser Land, für unsere künftigen Generationen.

Silvia Abderhalden von exclusiv bedankt sich bei S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein für das Interview.

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