Zum Inhalt springen

 

 

 

 

 

Fürstentum Liechtenstein

Liechtenstein hat eine langjährige und starke Unternehmertradition

Regierungschef Adrian Hasler im Interview mit Silvia Abderhalden

Herr Regierungschef, auf dem  Finanzplatz die Weissgeldstrategie, in der Industrie die Frankenstärke, die Zeiten sind herausfordernd: Welche Eigenschaften hat für Sie der erfolgreiche Liechtensteiner Unternehmer von morgen?
In Zukunft wird die Fähigkeit noch stärker gefragt sein, fundamentale Veränderungen der Rahmenbedingungen frühzeitig zu erkennen, geeignete Massnahmen rechtzeitig zu ergreifen und auch umzusetzen. Es braucht ein Bewusstsein, dass Geschäftsmodelle altern können und dass man einen stetigen Innovationsprozess benötigt, um neue Geschäftsmodelle zu erschliessen, welche die wegfallenden ersetzen können. Ein Unternehmer braucht Mut, um entsprechende Entscheidungen zu treffen, um kalkulierte Risiken einzugehen und Projekte umzusetzen. Er braucht aber auch Mut zu scheitern, dies ist etwas was wir in unserer Kultur weniger verankert haben. Ich bin überzeugt, dass in Umbruchszeiten wie diesen, neue Geschäfts-Chancen zu finden sind und ein Unternehmer, der diese erkennt und nutzt, auch in einer schwierigen Zeit erfolgreich ist.

Und treffen Sie mit Regelmässigkeit auf Persönlichkeiten, die diesem Profil entsprechen?
Ja, Liechtenstein hat eine langjährige und starke Unternehmertradition. Wir haben viele Unternehmen, die seit Jahrzehnten existieren und schon einige schwierige Situationen erfolgreich gemeistert haben. Wir haben viele Unternehmen, die von erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeiten geführt werden.

Wie erleben Sie das Miteinander der Marktteilnehmer? Erkennen Sie eine Tendenz zur Bündelung der Kräfte oder herrscht eher Einzelkämpfertum vor?

Der Prozess der integrierten Finanzplatzstrategie hat gezeigt, dass wir eine gemeinsame Positionierung und ein ge- meinsames Ziel verfolgt und dies auch erreicht haben. Wir haben sehr intensiv mit den Verbänden zusammengearbeitet, haben einen sehr engen Einbezug gepflegt und dies war schlussendlich auch der Faktor, dass wir erfolgreich waren. Wir haben es geschafft, mit den Wirtschaftsverbänden gemeinsam den Weg in Richtung Steuerkonformität zu gehen. Das war eine zeitraubende Angelegenheit, die auch sehr viel Kraft benötigte. Aber letztendlich hat sich der breite Einbezug der Finanzplatzakteure gelohnt.

Die eingangs erwähnten Eigenschaften, gelten die auch für Politiker?
Selbstverständlich, auch die Rahmenbedin- gungen eines Staates ändern sich - in den letzten Jahren sogar fundamental und hier benötigt es Politiker, welche die gleichen Fähigkeiten haben wie Unternehmer. Auch Politiker müssen die Chancen und Gefahren frühzeitig erkennen und bei Bedarf entschlossen handeln. Es ist zwar nicht die Aufgabe des Staates, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, der Staat kann aber Teil des Innovationsprozesses der Marktteilnehmer sein, wenn es um die Anpassung von Rahmenbedingungen und die Ermöglichung von neuen Geschäftsmodellen geht.

Um diesbezüglich eine Stossrichtung erkennen zu können, und im Rahmen des Staatsfeiertages stellen sich solche Fragen fast automatisch: Welche Projekte des vergangenen Jahres und welche im kommenden zeigen diesen Geist am deutlichsten?
Es sind verschiedene Themen die ich hier anführen kann: Auf der einen Seite ist es die Sanierung des Staatshaushaltes. Die konsequente Umsetzung der Sanierung ermöglicht die Handlungsfähigkeit für zukünftige Projekte. Deshalb war und ist mir dieses Projekt sehr wichtig. Ein weiteres Thema ist die Umsetzung der Finanzplatzstrategie: Nachdem klar war, dass der automatische Informationsaustausch zum internationalen Standard wird, hat sich die Regierung für Rechtssicherheit und Klarheit auf diesem Weg entschieden und das auch zielstrebig umgesetzt.
Ein weiteres, wichtiges Thema für mich ist die Ausrichtung der Landesverwaltung auf die Zukunft. Mit der Aufgabenanalyse haben wir ein grosses Projekt lanciert, bei dem wir auf gutem Weg sind und im Bereich der Prozessoptimierung schon einiges erreicht haben. Es gilt, weitere Schritte umzusetzen, damit wir mit einer effizienten Verwaltung die Anliegen unserer Kunden noch besser erfüllen können. In diesem Zusammenhang haben wir ein weiteres Projekt lanciert. Hier geht es darum, die Verwaltung im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses noch effizienter zu machen.
Ein weiteres Thema das mir sehr am Herzen liegt: Unternehmerische Initiativen zu stärken und Innovationen voranzutreiben. Mit «Impuls Liechtenstein» habe ich ein Programm initiiert, das mit der Schaffung von Innovationsclubs die Unternehmer zusammenführt und gleichzeitig motiviert, neue und innovative Ideen zu entwickeln. Durch dieses Gefäss wird die direkte Zusammenarbeit mit den zuständigen staatlichen Stellen vereinfacht. Zudem können wir mit der Anpassung der entsprechenden Rahmenbedingungen auf diese Bedürfnisse reagieren. Die Lancierung der Innovationsclubs ist auf grosses Echo in der Wirtschaft gestossen. Inzwischen gibt es rund 20 Innovationsclubs, die konkrete Vorschläge ausarbeiten, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln.

Ungeachtet der Tatsache, dass dies alles sehr viel Arbeit beinhaltet und gewisse Prozesse zu Folge hat, geht Ihnen das schnell genug?
Das Ressourcenthema steht immer im Raum. Mit mehr Ressourcen könnte man immer mehr bewegen und umsetzen. Aber ich denke gerade bei den Themen, welche ich vorher angesprochen habe, ist es wichtiger die Betroffenen einzubeziehen und sie mit an Bord zu haben, dies erleichtert die Umsetzung ungemein. Gerade in der Finanzplatzentwicklung ist die Ab-stimmung mit den Marktteilnehmern sehr wichtig, aber auch sehr zeitintensiv.

Wie könnte man trotz der Restriktionen noch an Fahrt aufnehmen?
Wenn ich auf die letzten zweieinhalb Jahre zurückblicke bin ich sehr zufrieden. Wir sind sehr gut unterwegs mit unseren Projekten und Ideen.

Es geht also um gute Ideen, den Willen, gemeinsam etwas zu erreichen und die Lust, sich persönlich für das Land und den Wirtschaftsplatz einzusetzen: Was ist Ihr konkretes Angebot an jeden, der diese Kriterien erfüllt, wozu laden Sie ihn ein?
Wie bereits erwähnt besteht mit den Innovationsclubs ein Gefäss, das die Unternehmer zusammenführt und gleichzeitig motiviert, neue und innovative Ideen zu entwickeln.
Durch die Innovationsclubs wird die direkte Zusammenarbeit mit den zuständigen staatlichen Stellen vereinfacht. Zudem können wir mit der Anpassung der entsprechenden Rahmenbedingungen auf diese Bedürfnisse reagieren.
Ein weiteres Thema ist für mich das Forum U30, welches ich initiiert habe. In diesem Forum komme ich mit jungen Menschen zusammen und entwickle mit ihnen Ideen und Perspektiven für die Gestaltung unserer Zukunft. Die Diskussionen mit den Teilnehmern über aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen sind sehr spannend. Ich spüre unmittelbar, was die heutige junge Generation für Ideen und Vorstellungen für die Zukunft hat. Dieses Forum gibt mir wertvolle Impulse für meine politische Arbeit.

Und wozu dürfen wir Sie am Staatsfeiertag einladen? Bei welchem Teil des reichhaltigen kulinarischen Angebotes hat der Regierungschef glänzende Augen?
Ich schätze die kulinarische Vielfalt, welche wir am Staatsfeiertag haben und lasse mich spontan verführen.

Wir bedanken uns bei Regierungschef Adrian Hasler für das Gespräch und wünschen seiner Familie und ihm einen schönen Staatsfeiertag.

fotos + text: © exclusiv


Footer

exclusiv