Staatsfeiertag
Begegnungen am 15. August
Exclusiv:
Das Bankgeheimnis in seiner ursprünglichen Form ist nahezu weltweit
gefallen, was bedeutet dies für die Zukunft des Finanz- und
Treuhandgeschäftes in Liechtenstein, Europa und der Welt?
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein:
Betrachten wir es in folgendem Zusammenhang! Was man bemerkt, ist ein
sehr hohes Bedürfnis nach Privatsphäre, welches in vielen Ländern im
Grundgesetz verankert ist. Nun kommt es darauf an, was der Staat oder
die Verwaltung daraus macht. Das Recht jedes einzelnen nach Privatsphäre
ist absolut gegeben und schützenswert. Hinzu kommt ein ausgeprägtes
Sicherheitsbedürfnis. Dass eine Staatsverwaltung unbeschränkt Einsicht
haben kann, was die Bankkunden auf ihrem Konto haben oder nicht haben,
wohin sie Geld überweisen, was sie mit ihrer Kreditkarte erwerben, ob
sie beim Arzt waren und welcher Arzt das war, welche Lebensmittel sie
kaufen oder nicht kaufen, welche Zeitung sie lesen, was für Reisen sie
unternehmen, ist kein angenehmes Gefühl.
Die zweite Sache in
diesem Zusammenhang ist die Rechtssicherheit und da haben Länder wie die
Schweiz und Liechtenstein eine seit Generationen hohe Souveränität der
Bürger im Staat. Für mich ist der Staat der Diener des Bürgers und nicht
umgekehrt. Wenn der Staat an den Bürger herantritt, um eine Information
zu bekommen, muss er auch darlegen können, warum er diese Information
haben will, was ihn berechtigt, diese abzufragen und was er mit dieser
Information macht. Wird dem Staat die Information nach angemessener
Begründung erteilt, dann ist die Privatsphäre immer noch gewährleistet.
exclusiv: Die Regierung unseres Landes hat sich ein Spar-Programm verordnet. Was halten Sie davon und wo würden Sie
als Präsident der wohl bedeutendsten Finanzgruppe Liechtensteins - wenn
Sie Politiker wären - den Sparhebel im Lande ansetzen?
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein: Dass wir sparen
müssen ist klar. Die Frage ist: Wo kann ich sparen, gibt es gewisse
Dinge, die ich privatisieren kann, die privatwirtschaftlich effizienter
wären und somit mit weniger Kosten verbunden sind? Ein Stichwort ist
«Subventionen»! Gewisse Subventionen müssen unter die Lupe genommen werden, was ja auch gemacht wird. Wie wird der Ausgleich zwischen den Gemeinden und dem Land geschaffen? All dies und vieles mehr muss in der jetzigen Situation geklärt werden.
Was
ich sehr gut finde, dass die Regierung das Ganze auf den Tisch legt und
z.B. über das Internet informiert. Vorgehensweisen können verfolgt
werden und das Volk kann Vorschläge einbringen. Und damit kommen wir
wieder zum Ausgangspunkt unseres Gespräches: Transparenz, Transparenz,
Transparenz, es ist kein leichtes Unterfangen, aber eine notwendige
Aufgabe, die nur mit der Eigenverantwortung jedes einzelnen und mit der
Fähigkeit einer starken Gemeinschaft gelingt.
exclusiv: Lohnt es sich heute noch als Privatperson zu sparen?
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein: Als
Eigenverantwortung bezeichnet man die Möglichkeit, respektive die
Fähigkeit, Verantwortung zu tragen. Sparen ist Eigenverantwortung! Ich
muss, soweit ich es kann, für schwierige Zeiten ein wenig vorsorgen.
Damit ich mir selbst, meiner Familie oder Freunden, wenn es nötig ist,
helfen kann. Gebe ich alles aus und verschulde mich noch, bin ich wenn
einmal etwas schief läuft sehr schnell in der Schuldenfalle.
exclusiv: Durchlaucht,
am 15. August 2010 feiert das Fürstentum Liechtenstein seinen
Staatsfeiertag. Was fällt Ihnen spontan zum Staatsfeiertag ein?
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein:
Was mir spontan einfällt: Erinnerungen an meinen Vater, Fürst Franz
Josef II. Es ist ein kirchlicher Feiertag, Mariä Aufnahme in den Himmel
und natürlich verbinde ich damit auch das Land, die Geschichte und damit
auch die schwierigen Zeiten des zweiten Weltkrieges.
exclusiv: Begegnungen am Staatsfeiertag, haben Sie zu diesem Stichwort eine Erinnerung?
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein:
Meine Kindheitserinnerung ist die Freude auf das Feuerwerk, der Empfang
beim Fürstenschloss, das Volksfest, später sind es Begegnungen mit
Persönlichkeiten wie Pfarrer Anton Frommelt, Maler, Künstler, Politiker
oder zum Beispiel mit dem ehemaligen Regierungschef Alexander Frick, die
mir spontan in den Sinn kommen. Heute bin ich oft im Ausland und
besuche am 15. August die Messe.
exclusiv: Was wünschen Sie uns allen zum Staatsfeiertag 2010?
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein: Schönes Wetter!
Das man sich als Gemeinschaft fühlt und als Gemeinschaft für einander
einsteht. Die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner haben schon oft
bewiesen, dass sie sich auf Veränderungen einstellen können und
effizient sind. Es gibt keinen Grund, in irgend einer Form den Mut zu
verlieren.
exclusiv: Durchlaucht, herzlichen Dank für das Gespräch.
S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein - Präsident des Stiftungsrates der LGT Group Foundation
Silvia Abderhalden Magazin exclusiv
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