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Interview

Liechtensteinische
Industrie- und Handelskammer
Präsident Michael Hilti

Antworten von Herr Michael Hilti
auf Fragen von Magazin exclusiv

Der EWR-Beitritt hat Vor- und Nachteile gebracht. Auf der einen Seite hat vor allem die Industrie vom Abbau der Zoll- und Handelshemmnisse profitiert, auf der anderen Seite musste sich das Land Liechtenstein für andere Dinge öffnen. Wie beurteilen Sie die EWR-Bilanz?

Grundsätzlich sehr positiv. Aus Sicht der Industrie kann der EWR-Beitritt als Erfolg auf mehreren Ebenen gewertet werden. Einerseits hat der Beitritt im Innern einiges positiv verändert. So hat uns das eigenständige Auftreten auf der Europabühne eine gewisse Mündigkeit und Unabhängigkeit von der Schweiz gebracht. Positive Auswirkungen ergaben sich auch im gegenseitigen Verständnis und in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsverbänden und der Regierung, die aufgrund der gemeinsamen Erfahrungen wesentlich enger wurde. Dieses bessere gemeinsame Verständnis war später bei Herausforderungen wie die Black Listung durch die FATF, der Gründung der Stiftung «Image Liechtenstein» oder der Zusammenarbeit Zukunft Finanzplatz Liechtenstein von grossem Nutzen.

Wie weit beeinflusst die Ost-Erweiterung der EU den EWR in der Zukunft
und wie weit die liechtensteinische Industrie?

Wie bereits erwähnt, stellt unsere EWR-Mitgliedschaft auch den ungehinderten Zugang zu den neuen EU-Ländern sicher. Wie die neuen EU-Länder unsere Wirtschaft beeinflussen werden, kann heute noch nicht abgeschätzt werden. Wir rechnen mittel- bis langfristig mit substanziellen Wachstum aus diesen Ländern, werden aber auch mit verschärftem Kostenwettbewerb rechnen müssen. Ich bin aber überzeugt, dass sich die Liechtensteiner Unternehmen, die sich schon immer den Weltmärkten stellen mussten, diese Herausforderung meistern werden.

Die neuen EU-Länder bringen auch neues Gedankengut und Impulse in die EU, man denke nur an die Flat-Tax von Slowenien. Impulse, die auch in alten EU-Staaten zum Überdenken gewisser Positionen zwingen. Ich finde das sehr gut, so wird wieder Bewegung erzeugt und die Position der kleineren Staaten gestärkt.

Berufsausbildung, Weiterbildung ein Thema, welches für das gut funktionierende Ansehen des Industriestandortes Liechtenstein unerlässlich ist. Welche Aufgaben übernimmt die LIHK zum Thema Ausbildung?

Ich sehe die Einflussmöglichkeiten der LIHK in Bezug auf Bildung, Weiterbildung auf mehreren Ebenen. Es geht erstens darum, den Bildungsinstitutionen ein kompetenter Sparringspartner zu sein. Wir können nur dann auf Bildung Einfluss nehmen, wenn wir selber klare, in der Industrie abgestützte Vorstellungen von Lerninhalten, -formen usw. haben. Weiters geht es darum, als LIHK darauf Einfluss zu nehmen, die Kompetenzen bereits bestehender Bildungsinstitutionen grenzüberschreitend noch besser zu koordinieren und zu stärken. Hier wurde in jüngster Vergangenheit schon vieles erreicht, es ist aber immer noch Optimierungspotenzial vorhanden.

Welches ist oder sind Ihre Wünsche für die Zukunft im Amt des LIHK-Präsidenten?

Einerseits, dass die offene und sehr konstruktive Zusammenarbeit innerhalb der LIHK sowie auch verstärkt mit den anderen grossen Wirtschaftsverbänden im Lande sich weiterhin so positiv entwickelt. Anderseits, dass wir unsere dringlichen Hausaufgaben endlich lösen, wie zum Beispiel ein neues Steuerrecht, welches ein «Ring Fencing» nicht mehr erlaubt, oder die Revision des Stiftungsrechtes, von dessen hoher Dringlichkeit seit über zwei Jahren immer wieder gesprochen wird.

Der Liechtenstein Dialog hat mit aller Schärfe aufgezeigt, dass unser Finanzplatz gravierenden Veränderungen und Druck ausgesetzt ist und bleibt, und wir sollten endlich beginnen zu handeln, anstatt nur zu beschwichtigen. Die Zeit läuft uns langsam aber sicher davon - Selbstgefälligkeit ist Fehl am Platz!


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