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Fürstentum Liechtenstein


Internationaler Nachwuchs
auf dem Weg zur Weltklasse

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Drazen Domjanic, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein und Geschäftsführer des Sinfonieorchesters Liechtenstein, spricht anlässlich seines 50. Geburtstages im Interview mit exclusiv über musikalisch Hochbegabte, die Notwendigkeit des Ausbildungsangebots und seine Visionen.

exclusiv: Wer ist Drazen Domjanic?
Drazen Domjanic: Ich wurde 1964 in Kroatien geboren. Seit 25 Jahren wohne ich in Liechtenstein. Kroatien ist mein Geburtsland und Liechtenstein wurde meine Heimat. Ich studierte an der Musikakademie Zagreb und an der Kunstakademie in Novi Sad. Dort legte ich das Konzert- und Lehrdiplom mit höchster Auszeichnung ab. Weiterführende Studien absolvierte ich an der Musikfakultät in Belgrad sowie in den Meisterklassen in Wien und Weimar. Parallel zur musikalischen Ausbildung habe ich eine Wirtschaftsausbildung genossen und vier Jahre das Wirtschaftsgymnasium in Kroatien besucht.

Ich habe zehn Jahre an der Musikschule in Liechtenstein unterrichtet, wusste aber, dass ich nicht als Lehrer in Rente gehen möchte. Ich gründete einen Verlag, der es mit allen Tiefen und Höhen zum Weltmarktführer gebracht hat. 1993 revolutionierte ich die klassische Musikausbildung mit der Erfindung der 3 Tempi Play Along-CDs. 2005 wurde dieser Verlag an De Haske (Hal Leonhard) verkauft.

Der gesamte Erlös dieses Verkaufs floss in eine bestehende Stiftung in Liechtenstein. Mit dieser Stiftung haben wir die ersten Meisterkurse organisiert. Diese Meisterkurse besuchten schon damals Musikstudenten, die heute zum Teil internationalen Ruhm geniessen, wie zum Beispiel Luka Šulić (2 Cellos), von dem nur wenige wissen, dass er hier in Liechtenstein ausgebildet wurde.

exclusiv: Wie entstand die Internationale Musikakademie?
Drazen Domjanic: Bei der 5. Ausgabe der Meisterkurse, in Anwesenheit I. D. Fürstin Marie von und zu Liechtenstein und Ministerin für Äusseres, Bildung und Kultur Aurelia Frick, habe ich meine Vision vorgestellt, eine Internationale Musikakademie in Liechtenstein zu gründen, mit einer breiten Unterstützung für die Spitzenförderung hochbegabter junger Menschen.

Im November 2010 wurde die gemeinnützige Stiftung Internationale Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein gegründet. Die Idee, einen derartig intensiven und ganzheitlichen Unterricht anzubieten, beruht auf den Bemühungen der Verantwortlichen der gemeinnützigen Stiftung «Musik & Jugend», die bereits seit über 15 Jahren junge, begabte Musikerinnen und Musiker durch Meisterkurse und Auftrittsmöglichkeiten fördert und die Notwendigkeit eines erweiterten Ausbildungsangebots erkannt hat.
Mittlerweile besuchten ca. hundert junge Menschen aus aller Welt hier in Liechtenstein die Internationale Musikakademie. Hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker im Alter von 10 bis 27 Jahren, die jeweils eine intensive Woche, begleitet mit einer ganzheitliche Ausbildung, absolvierten.

Wir repräsentieren Liechtenstein im Ausland, wir umrahmen musikalisch qualitativ höchste Veranstaltungen in Liechtenstein, wir haben unsere Konzertreihe im Landesmuseum in Vaduz, wir treten beim NEXT GENERATION Festival auf und machen unsere Twilight Konzerte in Bad Ragaz. Wir wurden in Nürnberg vom Oberbürgermeister empfangen, Botschafter S. D. Prinz Stefan von und zu Liechtenstein schrieb sich anlässlich unseres Konzerts in das goldene Buch der Stadt ein. Wir sind im Januar in Amerika und spielen mit dem Toledo Symphony Orchestra, kammermusikalisch sind wir in Washing- ton unter anderem im Kennedy Center. Unsere Studierenden sind zum Teil die Musikerinnen und Musiker des SOL, um nur einiges aufzuzählen.

exclusiv: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester?
Drazen Domjanic: Die Verantwortlichen vom Sinfonieorchester Liechtenstein mit Dr. Ernst Walch an der Spitze kamen mit der Frage auf mich zu, ob ich mir vorstellen könnte, sie beim weiteren Aufbau des Sinfonieorchesters zu unterstützen. Das war für mich eine grosse Chance, Synergien zu nutzen. Beispielsweise junge Talente aus der Region, die eine Hochschulausbildung angefangen oder absolviert haben, oder auch Studierende der Internationalen Musikakademie in das Orchester einzubinden und ihnen auf diesem Weg Orchestererfahrung zu vermitteln. Daraus entstand die Idee, dass wir neben den grossen, weltbekannten Künstlern auch die «Young Artists» haben und diese einbinden. Mittlerweile sind wir soweit, dass wir aus eigenen Reihen Solisten für die Saison 2015 verpflichten konnten.

exclusiv: Was sind Ihre Visionen und Zukunftspläne?
Drazen Domjanic: Meine Vision ist, mit der Musikakademie und dem Sinfonieorchester eine hohe Konzertqualität in Liechtenstein zu bieten und das kulturelle Leben zu fördern. Dass ein so kleines Land wie Liechtenstein sein eigenes Sinfonieorchester hat, ist nicht selbstverständlich.
Mit unseren kulturellen Aktivitäten vertreten wir Liechtenstein als ein Land der kulturellen Innovationen. Das kann ein guter Imageträger für das Land im Ausland sein, und ich glaube das merken die Leute. Wir haben eine unglaublich tolle Unterstützung aus der Bevölkerung für die Internationale Musikakademie wie auch für das Sinfonieorchester Liechtenstein mit Gönnerbeiträgen und privaten Finanzierungen. An dieser Stelle mein herzlicher Dank an alle Privaten, Sponsoren, Partner, Inserenten, Abonnenten und Freunde, die uns unterstützen. Mein besonderer Dank geht an die Stiftungsräte der Internationalen Musikakademie und des Sinfonieorchesters Liechtenstein für deren grosses Engagement.

Wir sind nun aber auch an einem Punkt angelangt, wo wir uns die Frage nach dem «Weiter» stellen. Wir sind bemüht, Gespräche an höchster Stelle zu führen. Wir hoffen, die Verantwortlichen in Liechtenstein von der Wichtigkeit unserer Aktivitäten überzeugen zu können. Es wäre ein Wunsch, dass das Sinfonieorchester einen Drittel seiner notwendigen Mittel in Zukunft aus öffentlichen Subventionen erhält. Derzeit finanzieren wir uns mit 50 Prozent aus Eigeneinnahmen, 9 Prozent aus öffentlichen Subventionen und 41 Prozent aus privatem Sponsoring. Dies in der gegenwärtigen Wirtschaftszeit zu halten ist eine Sache, die auf unglaublich grossen Idealismus von allen Musikerinnen, Musiker, Freundeskreis und Spon- soren angewiesen ist. Auf lange Sicht hin ist es eine grosse Herausforderung, eine weitere Qualitätssteigerung ohne finanzielle Aufstockung zu leisten.
Vor allem beschäftigen wir uns auch mit der Frage, wie wir in Zukunft die operative Organisation auf mehrere Köpfe verteilen können. Ich bin überzeugt, dass wir in Liechtenstein das Potenzial haben und Leute finden.

Die derzeitige weltweite Wirtschaftssituation ist nicht einfach und wir Musiker verstehen das bestens. Deswegen machen wir unser Anliegen nicht dringlich und dringlicher, sondern nutzen die Gelegenheit, den Menschen zu zeigen, wie man auch in schwierigen Zeiten die Qualität steigern kann. Übrigens die Kultur ist oft oder gerade in den schwierigsten Zeiten der Geschichte gewachsen. Schaut man z. B. in Russland, als das Land am ärmsten war, brachte es die grössten Komponisten hervor, oder Deutschland, ein Land in dem in der grössten Krisenzeit nahmhafte Künstler bekannt wurden. So gesehen fördert eine Krise Kunst und Kultur.

exclusiv: Motivation und Zukunftswünsche?
Drazen Domjanic: Meine Familie und ich haben entschieden, dass wir einen grossen Teil unseres Lebensinhaltes für die Förderung junger Menschen einsetzen, sie auf ihrem Weg begleiten und ihnen helfen, ihr Talent zu pflegen und zu stärken. Dazu gibt es mehrere Gründe, diese alle zu erwähnen würde zu lange dauern. Wir wissen, es gibt viele grosse Talente, leider werden es nur einige schaffen. Die Politik in Europa hat die breite Förderung bestens abgeklärt, die Spitzenförderung lässt noch Wünsche offen. Ich kenne es aus den östlichen Ländern, wo die Spitzenförderung existiert, also junge Menschen gefördert und durch ihre hervorragenden Leistungen zu Repräsentanten des Landes wurden. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir auch in Liechtenstein einen Meilenstein legen können für die Spitzenförderung im kulturellen Bereich, so wie es dies im Spitzensport auch gibt.
Unsere Bemühungen, den Menschen in Liechtenstein und der Region mit unseren Aktivitäten auch etwas für die Seele zu bieten, tragen Früchte, wenn man bedenkt, dass unsere Abokonzerte zu 95 Prozent abonniert und somit jeweils sehr früh ausverkauft sind. 1,3 Prozent der liechtensteinischen Bevölkerung besucht unsere Konzerte, rechnen Sie diese Zahl auf eine grosse Metropole wie zum Beispiel Wien, Paris oder New York, dann sehen Sie, dass wir rein statistisch Unglaubliches erreicht haben.

Ihre Frage nach den Zukunftswünschen, mein allergrösster Wunsch ist, dass wir gesund bleiben, das ist die grösste Sicherheit für die Zukunft und weitere Erfolge.

exclusiv: Herr Domjanic, wir danken Ihnen für das Interview.

foto + text: © exclusiv

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