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Bauen / Wohnen

Zukunfts-Szenarien im Mikrostaat

Von Walter-Bruno Wohlwend

Ein optimistisches Szenario prophezeit dem Fürstentum Liechtenstein ein Bevölkerungswachstum von rund 210 Personen pro Jahr. Trifft dieser Trend zu, wird das Land spätestens im Jahre 2050 über 44'000 Einwohner zählen.
Die Zukunftsanalyse wurde vom Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen erstellt. Sie geht von einer vorteilhaften Wirtschaftsentwicklung Liechtensteins aus. Davon ist offensichtlich auch die Bau- und Wohnungsbranche überzeugt. Anders ist es kaum zu erklären, dass der Wohnungsbau in allen gängigen Formen boomt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Allenfalls «eine Beruhigung».

Natürlich wird die Bautätigkeit im privaten wie im öffentlichen Bereich, namentlich in der Industrie und im produzierenden Gewerbe, durch rekordtiefe Hypothe-   karzinsen und steuerfreie Kapitalerträge begünstigt. Dazu zählen auch Mieteinnahmen. Nur könnte das Ganze ein verhängnisvolles Ende nehmen, wenn der Wirtschaftsmotor eines Tages ins Stottern kommt. Längerfristig wird der Staat nicht darum herumkommen, die Einnahmen aus den Mieten zu besteuern. Wenn die Kredite wieder teurer werden, folgen die Ausgaben für das Wohnen fast zwangsläufig nach.
Inzwischen weiss bald jedes Kind, dass dem liechtensteinischen Staat seit der neuen Steuerpolitik in den EU-Staaten und in den USA jährlich Dutzende von Millionen Franken an Einnahmen aus dem Titel «Besondere Gesellschaftssteuern» wegbrechen.

Verfolgt man die statistischen Zahlen über die Bauentwicklung und die Baukosten im vergangenen Jahr, hat man den Eindruck, als mache die bislang eher hilflose und kaum wirksame Sparpolitik der Regierung wenig Eindruck. 2013  wurden in Liechtenstein 630 Bauprojekte für Kosten über 380 Mio. Schweizerfranken bewilligt. Kaum weniger als im Jahr davor (630 Projekte / 480 Mio).

Der eingangs erwähnte Expertenbericht über das Bevölkerungsszenario Liechtensteins bis 2050 hält allerdings auch eine pessimistische Variante bereit. Danach könnte sich das Wirtschaftswachstum reduzieren und in rund 10 Jahren zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl von heute (37'000) führen.

Träte dieser Fall ein, wäre es wohl bald  zu Ende mit dem florierenden Geschäftsgang der Bauhaupt- und -nebenbranche sowie den hohen Wohnungs- und Bodenpreisen. Eine Entwicklung, die man sich im Interesse der Allgemeinheit und des Wohlstandes nicht wünschen sollte. Nur, ignorieren sollten wir sie auch nicht. Denn wenn schon im «Kleinstaat» Schweiz immer wieder die Rede von seiner starken wirtschaftlichen Auslands-Abhängigkeit ist, wie verhält es sich dann mit dem Mikrostaat Liechtenstein.

text: © walter-bruno wohlwend, foto: © exclusiv


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