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Bregenzer Festspiele 2016


Junge Stimmen, pfiffige Arien
und eine begehrte Prinzessin

Siebzig Jahre nach Festivalgründung spannen die Bregenzer Festspiele im kommenden Sommer einen breiten programmatischen Bogen von Ur- und Erstaufführungen an den verschie- denen Spielorten, über die Wiederaufnahme-Premiere von Turandot auf der Seebühne bis hin zu einer musiktheatralischen Erinnerung an die Geburtsstunde des Spiels auf dem See im Jahr 1946. Künstlerisch eröffnet wird das knapp fünf Wochen dauernde Sommerfestival am Abend des 20. Juli mit der Oper im Festspielhaus Hamlet als Österreichische Erstaufführung. Bis zum 21. August stehen rund 80 Veranstaltungen auf dem Programm, für die insgesamt 182'000 Tickets aufgelegt sind (ohne Generalproben und crossculture night).

Auch im Wiederaufnahme-Jahr ist die Prinzessin Turandot begehrt: Für die 24 Vorstellungen sind derzeit rund 60 Prozent der 162'000 aufgelegten Karten gebucht. Die Oper in der Inszenierung und im Bühnenbild von Marco Arturo Marelli avancierte im vergangenen  Sommer zum bestbesuchten Puccini-Werk in einem ersten Spieljahr. Premiere ist am 21. Juli.

Spiel auf dem See TURANDOT
Mit Calafs Arie «Nessun dorma» wurde Giacomo Puccinis letzte Oper Turandot weltberühmt. Vor der mächtigen Kulisse der drachenförmigen Mauer im Bodensee hallt diese Arie in die Nacht. Marco Arturo Marellis Bühnenbild spielt mit chinesischen Herrschaftssymbolen. Die riesige Mauer ist vom längsten Bauwerk der Welt, der Chinesischen Mauer, inspiriert. Diese Mauer wird von über zweihundert Terrakotta-Kriegern durchkreuzt, die in den Himmel wie ins Wasser streben.

Auch in der Musik sind chinesisch erscheinende Klänge zu hören. Puccini nahm sich Melodien aus einer Spieluhr zum Vorbild. Doch so chinesisch Puccinis letztes Bühnenwerk erscheinen mag, seine Handlung stammt ursprünglich aus einem persischen Märchen und die Musik zieht sämtliche Register der italienischen Oper. Der mächtigen Turandot steht die aufopferungsvolle Liù gegenüber, die den Prinzen Calaf liebt und das Geheimnis seines Namens mit in ihren ergreifenden Tod nimmt. Das Volk betrauert diesen Tod eben so leidenschaftlich wie es zuvor das Spektakel der Enthauptung von Turandots Brautwerbern genossen hat. Artisten und Feuerkünstler, Tänzerinnen und Soldaten feiern Turandots Auftritt im zweiten Akt. Doch bevor diese dem Prinzen ihre Rätsel stellt, offenbart sie, warum sie so eiskalt geworden ist: Vor langer Zeit wurde ihre Ahnin von einem Mann misshandelt und getötet. Turandots Maske ihrer Vorfahrin kann Calafs Liebe schliesslich brechen. Wie es sich Puccini wünschte, kehren die beiden «durch die Liebe unter die Menschen zurück, und diese Liebe muss von allen Personen auf der Bühne Besitz ergreifen.»

 

Opern-Ausgrabung im Festspielhaus
Im Festspielhaus gelangt die lange Zeit in Vergessenheit geratene Oper Hamlet zur Aufführung. 1865 in Genua uraufgeführt, erlebte das Werk des italienischen Komponisten Franco Faccio nur eine weitere Aufführung 1871 an der Mailänder Scala, ehe es im Jahr 2014 an der Opera Southwest in Albuquerque (USA) wieder auf die Bühne kam. Die Bregenzer Festspiele holen das auf dem gleichnamigen Drama von William Shakespeare basierende Werk als Österreichische Erstaufführung im Sommer 2016 zurück nach Europa. Für die Inszenierung zeichnet sich Oliver Tambosi verantwortlich, die musikalische Leitung liegt bei Paolo Carignani, der im nächstjährigen Sommer erneut auch   Turandot dirigieren wird. Für die Titelrolle konnte der aus Brünn stammende Tenor Pavel Černoch gewonnen werden.


Eine «Austrotragödie» auf der Werkstattbühne
Mit Staatsoperette - Die Austrotragödie auf der Werkstattbühne zeigen die Bregenzer Festspiele eine Musiktheater-Uraufführung, deren im ORF ausgestrahlte gleichnamige Fernsehfassung im Jahr 1977 ein damaliges «nationales Tabu angefasst» hatte (Club2) und nach heftigen Diskussionen nie wieder gesendet wurde. Komponist Otto M. Zykan und Fernseh-Regisseur Franz Novotny beleuchteten in ihrem einen Skandal verursachenden Fernsehfilm die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und den aufkommenden Austrofaschismus. Die von Michael Mautner und Irene Suchy eingerichtete Bühnenfassung wird von dem gebürtigen Bregenzer Simon Meusburger inszeniert. Sämtliche histo-rische Führerfiguren werden als Puppen aus der Werkstatt von Nestroy-Preisträger Nikolaus Habjan dargestellt. Premiere ist am 2. August, es folgt eine weitere  Vorstellung.

Junge Stimmen und eine entstehende Uraufführung
Erstmals im vergangenen Sommer im Spielplan vertreten, geht das von Intendantin Elisabeth Sobotka gegründete Opernstudio in der Saison 2016 mit einer weiteren Oper von Wolfgang Amadeus Mozart und seinem Librettisten Lorenzo da Ponte in die zweite Runde. Die jungen Sängerinnen und Sänger erarbeiten gemeinsam mit Dirigent Hartmut Keil und Regisseurin Barbara Wysocka Don Giovanni. Im Rahmen einer Meisterklasse erhalten sie erneut hochkarätige Anleitung von Brigitte Fassbaender. Kooperationspartner ist der internationale Gesangswettbewerb «NEUE STIMMEN» der Bertelsmann Stiftung. Der Antwort auf die Frage «Wie entsteht eine Oper?» spürt weiterhin das ebenfalls neu gegründete Opernatelier nach. Einblicke in die für 2017 geplante Uraufführung To the Lighthouse von Zesses Seglias und dem Librettisten Ernst M. Binder nach Virginia Woolf geben in den kommenden Monaten mehrere Veranstaltungen im Kunsthaus Bregenz, die nächste am 10. August.

© Bregenzer Festspiele/ Anja Köhler

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