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Aus dem Fürstenhaus Liechtenstein

300-jährige Partnerschaft
zwischen Volk und Fürstenhaus


S.D. Fürst Hans-Adam II.
von und zu Liechtenstein

Von der Zeitschrift exclusiv bin ich gebeten worden, einen Beitrag zu schreiben zur Initiative «ddsz», über die demnächst abgestimmt wird. Vielleicht erkennt man die Problematik dieser Initiative etwas besser, wenn ich das an einem Beispiel darlege.

Die meisten Stimmbürger haben wahrscheinlich im Laufe ihres Lebens schon einen Vertrag unterschrieben, sei es einen Kaufvertrag oder einen Anstellungsvertrag. Falls der Vertrag geändert werden soll, braucht es jeweils die Zustimmung beider Vertragspartner. Die Initianten haben ihren Vorschlag damit begründet, dass es sich nur um eine kleine, unbedeutende aber zeitgemässe Anpassung des Vertragsverhältnisses zwischen Volk und Fürstenhaus handelt. Ausserdem behaupten sie, dass sicher auch das Fürstenhaus dieser kleinen Verfassungsänderung zustimmen wird, falls die Mehrheit der Stimmbürger in der anstehenden Abstimmung sich für ihren Vorschlag ausspricht. Ich glaube, dass jeder ehrliche und vernünftig denkende Mensch so einen Vorschlag, der ihn vollkommen der Willkür seines Vertrags-partners ausliefert, nicht nur ablehnt, sondern er wird zu Recht an der Ehrlichkeit seines Vertragspartners zweifeln.

Ich bin überzeugt, dass nicht nur das Fürstenhaus sondern auch das liechtensteinische Volk diese Initiative ablehnen wird. Für die Persönlichkeiten, die hinter dieser Initiative stehen, handelt es sich tatsächlich um einen kleinen, aber entscheidenden Schritt in Richtung einer de facto oder de jure Abschaffung der Monarchie in Liechtenstein. Der Frage, was an die Stelle des Fürstentums treten soll, sind sie allerdings bisher ausgewichen. Der Artikel 113 der Verfassung, der sie zwingen würde, eine glaubwürdige Alternative zum Fürstentum vorzulegen, ist ihnen offensichtlich ein Dorn im Auge. Sie hoffen mit immer neuen  Initiativen das Fürstenhaus soweit zu bringen, sich freiwillig aus dem Land zurückzuziehen. Dass diese Strategie erfolgreich sein wird, bezweifle ich, was ich aber nicht bezweifle, ist, dass sie dem Land und damit dem Volk schadet.

Solche Initiativen ziehen meistens die Aufmerksamkeit der ausländischen Medien und Politiker an, und manchmal auch deren Unterstützung. Die politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes wird dabei in einer international politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeit in Frage gestellt. Die klare Ablehnung der Initiative wird hoffentlich die Initianten und die hinter ihnen stehenden Persönlichkeiten endlich erkennen lassen, dass sie mit ihren Initiativen nicht so sehr dem Fürstenhaus als vielmehr dem Land und dem Volk schaden.

Die 300-jährige Partnerschaft zwischen Volk und Fürstenhaus war für beide Seiten von Vorteil. Sie hat so manche Stürme in Europa überstanden, die andere Staaten und Monarchien weggefegt haben. Eine kleine Gruppe von Unzufriedenen, die es immer geben wird, kann diese Partnerschaft nicht gefährden.

foto: © exclusiv

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