
Brick Award 2010 – Die Preisträger
1. Platz Fürstentum Liechtenstein
Der neu gebaute Landtag in Vaduz blickt auf eine mehrstufige Entstehungsgeschichte
zurück.
Nachdem der Bebauungsplan aus einem ersten Wettbewerb abgelehnt wurde,
ging der Entwurf des Architekten Hansjörg Göritz in einem zweiten
Wettbewerb im Jahr 2000 als Sieger hervor und konnte 2008 eingeweiht
werden. Die beiden neuen Gebäude des Landesparlaments - das «Hohe Haus»
und das «Lange Haus» - befinden sich am Fuss des Schlossbergs unter dem
Schloss Vaduz sowie neben dem Amtssitz der Regierung des Fürstentums
Liechtenstein. Göritz interpretierte den ursprünglichen Bebauungsplan
neu und schuf zwei Gebäude, die durch ihre aussergewöhnlich einfachen,
fast sakralen Formen Vaduz in städtebaulicher Hinsicht aufwerten und
durch die einheitliche Materialität und Konsequenz in der
ausschliesslichen Verwendung ockergelber Sichtziegel den Betrachter in
den Bann ziehen.
Das Landtagsgebäude (Baubeginn: September 2002,
Eröffnung: Februar 2008) kostete gesamthaft CHF 42.2 Mio. Es wurden
ockerfarbene Klinkersteine, 600 Tonnen Stahl, sowie 5'800 m3 Beton
verbaut.
Seit
2004 zeichnet Wienerberger mit dem «Brick Award» alle zwei Jahre die
kreativsten Ziegelarchitekturen der Welt sowie deren Architektinnen und
Architekten aus. Damit trägt der weltweit grösste Ziegelproduzent dem
unangefochtenen Platz des Ziegels als nachhaltiger und ökologischer,
aber auch moderner und avantgardistischer Baustoff Rechnung.
Insgesamt
wurden zum «Brick Award 2010» mehr als 260 Projekte aus 32 Ländern
durch Architekturkritiker eingereicht. Die Zahl der Einreichungen hat
sich damit seit 2004 (120) mehr als verdoppelt.
Siegerprojekt: Landtagsgebäude Fürstentum Liechtenstein, Architekt: Prof. Hansjörg Göritz, Architekturstudio
2. Platz Indien
Angewandtes Design und Kreativität machen das neue Bürogebäude des South
Asian Human Rights Documentations Centers (SAHRDC) in Delhi zu einem
aussergewöhnlichen, poetischen Bauwerk. Auf 50 Quadratmetern Fläche und
mit einem begrenzten Budget entwickelte das Architektenduo Vaibhav Dimri
und Madhav Raman räumlich effiziente und kostengünstige Büroflächen.
Wichtig war es dabei, die Arbeitsplätze vor Lärm, visuellen Ablenkungen
der Strasse und Sonneneinstrahlung zu schützen. Dies gelang indem die
ansonsten minimalistische Aussenhaut des Gebäudes durch eine
extravagante Ziegelfassade an der längeren Seitenwand gegliedert wird.
Inspiriert durch die traditionelle Baukunst wurde ein einzelnes, sich
wiederholendes Ziegelmodul mit einem optisch sehr komplexen Muster
geschaffen. Dieses entstand nach Art der prunkvoll geschnitzten jalis
(brise soleils), die in der indischen Architektur eine lange Tradition
haben. Dabei wurden 230x115x75 Millimeter grosse Sichtziegel verwendet,
die Standardgrösse für Ziegel in Indien. Die Errichtung der aufwändigen
Fassadenwand war das Ergebnis eines fünfwöchigen Lern- und
Umlernprozesses sowie des Experimentierens mit Verlegetechniken auf der
Baustelle. Die wellige Struktur der Wand ist ein schönes Beispiel dafür,
welch einzigartige, architektonische Effekte erzielt werden können,
wenn die einfache Form des Ziegels den Weg weist und durch die ihm
eigene Beschaffenheit komplexere Muster, Strukturen und Öffnungen
vorgeben werden.
Zweiter Platz: Südasiatisches Dokumentationszentrum für Menschenrechte, Indien Architekten: Vaibhav Dimri, Madhav Raman
3. Platz Deutschland
Das von Architekt Nikolaus Bienefeld gebaute Jagdhaus besticht durch
seine archaische Einfachheit. Neben einem Augenmerk auf ökologische
Bauweise machen raumorganisatorische Umsicht und Perfektion das 62
Quadratmeter grosse Gebäude zu einem kleinen Meisterwerk. Der Architekt
selbst sorgte für jedes noch so kleine konstruktive Detail. Die
gemauerte Haushülle erweckt einen robusten, archaischen aber auch feinen
Eindruck und zeugt von der Raffinesse, mit der die Ziegelarchitektur
hier geplant und realisiert wurde. Umgesetzt wurde das Projekt mit einer
preisgünstigen Ziegelsorte, deren Vermauerung
Erfahrung und
Übung voraussetzte. Fenster- und Türstürze sowie die Giebelkante bringen
Abwechslung in die regelmässigen Ziegellagen, und Details lassen
erkennen, welchen faszinierenden Gestaltungsspielraum das Material
Ziegel bietet. Kunstvolle Fassadendetails wie Briefkasten und Klingel,
die nicht als Standardware an das Haus geschraubt wurden, machen die
Liebe zum Detail deutlich.
Dritter Platz: Haus Morjan-Poeten, Deutschland, Architekt: Nikolaus Bienefeld
Gewinner Wienerberger Brick Award 2010
Fotos Projekte: © Wienberger AG, Bilder Preisverleihung © Ian Ehm/APA, Bericht
in geschätzter Zusammenarbeit mit Wienberger AG, Bild Regierung © Z.V.g., © exclusiv.li