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20 Jahre Unternehmertag – ein Netzwerk mit Strahlkraft

20 Jahre Unternehmertag – ein Netzwerk mit Strahlkraft

Regierungsrat Hubert Büchel
Regierungsrat Hubert Büchel

Der Unternehmertag ist weit mehr als eine Tagung, er ist seit zwei Jahrzehnten ein Ort des Austauschs, der Inspiration und des branchenübergreifenden Dialogs. Dass sich Jahr für Jahr hunderte Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft versammeln, zeigt die Bedeutung und Beliebtheit dieses Netzwerks. Die Jubiläumsausgabe vom 25. Juni 2025 stand unter dem Motto «20 Jahre Mut zur Zukunft» und wurde diesem Anspruch mit einem besonders vielfältigen Programm gerecht.

Rund 450 Teilnehmende erlebten in Vaduz eine Mischung aus Impulsen, Einsichten und Begegnungen. Moderiert wurde der Tag von Tobias Müller, dem Wissensvermittler aus der SRF-Sendung Einstein, der aus dem Sarganserland stammt und mit journalistischer Präzision sowie charmanter Präsenz durch das Programm führte.

«Das ungebrochen grosse Interesse beweist eindeutig, dass das Bedürfnis nach Austausch und Inspiration gerade in Zeiten von Veränderungen und Unsicherheiten stärker denn je ist», erklären die beiden Veranstalter Markus Goop und Patrick Stahl.

Mut zur Zukunft braucht Rahmenbedingungen

Den Auftakt zum Anlass machte Wirtschaftsminister Hubert Büchel. In seiner Begrüssung betonte er, dass das Motto «Mut zur Zukunft» durch das Engagement von Entscheidungsträgern, Arbeitgebern, Wirtschaftsinteressierten und der Gesellschaft getragen wird. Gerade in Zeiten globaler Herausforderungen brauche es Verlässlichkeit, Vernetzung und Innovationskraft sowie den Mut, nicht nur in Technologien und Prozesse, sondern vor allem auch in Menschen, Werte und Visionen zu investieren. Zudem unterstrich er die Bedeutung des Zusammenspiels zwischen Politik und Unternehmertum.

Regierungsrat Hubert Büchel zeichnete ein klares Bild der aktuellen globalen Lage: Handelsbeziehungen würden zunehmend in Frage gestellt, internationale Bündnisse gerieten unter Druck, und wirtschaftliche Abhängigkeiten würden mehr und mehr als Risiko wahrgenommen. Gleichzeitig sei man mit einem rasanten technologischen und digitalen Wandel konfrontiert, der grosse Chancen biete, aber ebenso neue Herausforderungen mit sich bringe – etwa im verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und beim Umgang mit dem wachsenden Fachkräftemangel.

Aus Sicht des Ministers liegt die Verantwortung der Politik darin, stabile und förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Das beinhalte sowohl internationale Partnerschaften als auch Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Forschung. In der Kleinheit Liechtensteins sieht er dabei einen klaren Vorteil: Sie ermöglicht eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Bildung.

Wirtschaft in Bewegung – und was sie bremst

Im Anschluss an die Begrüssung übernahm Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, das Wort. In seinem wirtschaftlichen Lagebericht beschrieb er die derzeitige Situation mit einem Vergleich: Wie beim Bergsturz im Walliser Bergdorf Blatten, wo «der Himmel über der Erde einbricht», präsentiere sich auch die globale wirtschaftliche und geopolitische Lage als komplex und schwer berechenbar.

Thomas Gitzel sprach Klartext: Die Welt sei in Bewegung, aber die Richtung sei nicht immer eindeutig. Eine spontane Umfrage im Saal spiegelte die Einschätzungen angesichts geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und des demografischen Wandels wider. Besonders kritisch sieht er die Entwicklung in den USA, einst verlässlicher Partner Europas, nun zunehmend unberechenbar.
Ein zentrales Thema war der demografische Wandel. Er nannte beeindruckende Zahlen aus seinem Heimatland Deutschland: Bis 2036 werden rund 19,5 Millionen Menschen das Rentenalter erreichen – das entspricht fast 44 % der heutigen Erwerbstätigen. Dem gegenüber stehen nur 12,5 Millionen potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger. 
Besorgniserregend war auch seine Analyse der Demokratiezufriedenheit: In einer Umfrage unter den zwölf grössten Industrienationen gaben lediglich 36 % an, mit dem demokratischen System zufrieden zu sein – ein Warnsignal, das über Wirtschaft hinausweist und gesamtgesellschaftliches Umdenken erfordert.

Sein Appell: «Die Ärmel hochkrempeln, arbeiten, gestalten – und Freiheit schaffen.» Er rief zu mehr unternehmerischem Mut, weniger Bürokratie und faireren globalen Rahmenbedingungen auf. Themen wie Zölle und Handelskonflikte seien dabei ebenso entscheidend wie das neue Regierungsprogramm Deutschlands, das vorsichtige wirtschaftliche Zuversicht verspreche.

Trotz der Komplexität einzelner Aspekte blieb seine Kernaussage deutlich: Wirtschaft braucht Orientierung – und den Willen zur aktiven Gestaltung, selbst in unübersichtlichen Zeiten.

Chancen erkennen, Wandel gestalten

Im Gespräch mit Moderator Tobias Müller sprach S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein über die Herausforderungen, mit denen sich Liechtenstein als Kleinstaat in einer zunehmend vielschichtigen Welt konfrontiert sieht. Für ihn ist klar: Es gibt nicht nur eine einzelne Antwort auf geopolitische Spannungen, technologischen Wandel und gesellschaftliche Veränderungen – vielmehr ist es die Gesamtheit verschiedener Entwicklungen, die gemeinsam betrachtet und bearbeitet werden müssen.

Die internationalen Rahmenbedingungen lassen sich aus seiner Sicht kaum direkt beeinflussen. Umso entscheidender sei es, dass Liechtenstein seine eigenen Stärken gezielt nutzt. Erbprinz Alois sieht dabei insbesondere die Kleinheit und Struktur des Landes als Vorteil – kurze Wege, stabile Institutionen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft bieten gute Voraussetzungen, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können.

Gerade im technologischen Wandel, etwa durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, erkennt er Chancen für Innovation und Weiterentwicklung, wenn ausreichend in Bildung und Forschung investiert wird. Die Fähigkeit, sich als Gesellschaft und Wirtschaftsstandort immer wieder neu zu orientieren, hält er für eine zentrale Grundlage für langfristigen Erfolg.
Auch demografische Veränderungen sieht Erbprinz Alois als zentrale Herausforderung. Es brauche Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, das Potenzial des heimischen Arbeitsmarkts bestmöglich auszuschöpfen, etwa durch gezielte Förderung von Fachkräften, durch bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und durch flexible Arbeitsmodelle. Dabei betont er die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Staat und Privatwirtschaft.

In der Aussenpolitik sieht Erbprinz Alois den gezielten Ausbau von Freihandels- und Doppelbesteuerungsabkommen als einen zentralen Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Liechtenstein nachhaltig zu stärken. Gerade für exportorientierte Unternehmen eröffnen solche Vereinbarungen wertvolle Perspektiven. Zugleich verweist er auf eine besondere Stärke Liechtensteins: die ausgeprägte Kontinuität auf politischer, wirtschaftlicher und diplomatischer Ebene. Diese Stabilität, gepaart mit funktionierenden internationalen Netzwerken, schafft Vertrauen und Verlässlichkeit, wichtige Voraussetzungen für unternehmerischen Erfolg.

S.D. Erbprinz Alois zeigt sich überzeugt, dass Liechtenstein mit einem starken Fundament in die Zukunft gehen kann. Der bewährte Mix aus verantwortungsvoll geführten Familienunternehmen, einer innovationsfreundlichen Politik sowie einem klaren Fokus auf Bildung und Forschung lässt ihn optimistisch auf die kommenden Jahre blicken. Gerade in einem global anspruchsvollen Umfeld erkennt er darin die entscheidenden Faktoren, um Chancen zu nutzen, Veränderungen aktiv zu gestalten und Liechtenstein weiterhin als erfolgreichen Wirtschaftsstandort zu positionieren.

Markenführung mit Haltung

Der Markenexperte Leone Ming zeigte am Unternehmertag eindrucksvoll, dass Markenführung weit mehr ist als Logo-Design. Anhand eines scheinbar banalen Gegenstands – eines Schuhlöffels – erklärte er, wie aus Funktionalität echte Markenidentität entstehen kann. Wird dieser nicht einfach nur als Gebrauchsgegenstand inszeniert, sondern mit Werten wie Innovation, Nachhaltigkeit und Regionalität verknüpft, entsteht daraus ein individuelles Markenzeichen. Für Leone Ming ist klar: Eine starke Marke lebt nicht von Äusserlichkeiten, sondern von einer klaren Haltung und der glaubwürdigen Antwort auf die Frage: Wer sind wir und was macht uns wirklich anders?

Vom Gespräch zum Handstand – Unternehmertum in Bewegung

Mit spürbarem Humor und ehrlicher Begeisterung sprachen Karl Müller senior und Karl Müller junior am Unternehmertag über Visionen, Unternehmertum und die Kraft des Dranbleibens. Ein Interview, das weniger wie ein Rückblick, sondern mehr wie ein lebendiger Dialog zwischen zwei Generationen wirkte, nahbar, reflektiert, inspirierend. Zum Schluss bewies Karl Müller senior dann auch körperlich, dass Bewegung für ihn mehr ist als ein Geschäftsmodell: Er verabschiedete sich mit einem Handstand von der Bühne – zur grossen Begeisterung des Publikums. Ein starker Moment, im wahrsten Sinne des Wortes.

Impulse zur digitalen Transformation

Nach der Erfrischungspause sprach Sarah Lewandowski, Global Technology & Innovation Lead bei Bayer, über die Herausforderungen der digitalen Transformation. Sie zeigte auf, wie technologische Entwicklungen Arbeitswelt und Gesellschaft rasant verändern – und warum Unternehmen eine gelebte Innovationskultur brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie betonte, dass man verstehen müsse, wie Technologie funktioniert, um echten Mehrwert zu schaffen. Dabei riet sie Unternehmen, Mitarbeitende aktiv einzubeziehen, Gruppenlernen zu fördern und Silodenken zu überwinden.

Wirtschaft im Wandel

Im Anschluss diskutierten die CEOs Fabian Frick (Hoval) und Patrick Vith (thyssenkrupp Presta) unter der Leitung von Tobias Müller über die aktuellen Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort, von geopolitischen Unsicherheiten bis zu strukturellen Veränderungen. Beide zeigten sich zuversichtlich: Mit einer engen Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft könne Liechtenstein gestärkt aus den Umbrüchen hervorgehen.

Humorvoller Ausklang

Den Schlusspunkt setzte der preisgekrönte Kabarettist Timo Wopp. Mit pointiertem Humor brachte er Referate, Gespräche und Kernaussagen auf den Punkt und sorgte für einen unterhaltsamen Ausklang vor dem abschliessenden Networking-Apéro.

Kabarettist Timo Wopp

Fotogalerie Unternehmertag 2025

Fotogalerie Unternehmertag 2025

Träger der Tagung ist die Regierung des Fürstentums Liechtenstein, unterstützt von zahlreichen Partnern aus der Privatwirtschaft und Wirtschaftsverbänden. Veranstalter ist der Verein Unternehmertag in Zusammenarbeit mit der Eventagentur Skunk AG.

Weitere Informationen unter: www.unternehmertag.li

Text/Fotos: © exclusiv

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