DAS INTERVIEW
Interaktive Harmonie: Die konstruktive Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk
Der Künstler Heinz P. Nitzsche beleuchtet im Gespräch mit Silvia Abderhalden aktuelle und zukünftige Projekte, Inspirationsquellen, Ideologien und Arbeitsprozesse.
Bereits in seiner frühen Zeit als Architekt zeigte der Künstler Heinz P. Nitzsche ein tiefes Interesse an der Beziehung zwischen Mensch und Raum und war davon fasziniert. In seinen Arbeiten setzte er sich mit den Dynamiken dieser Beziehung, dem inneren Antrieb sowie der Reflektion des eigenen Ichs und dessen Gegenüber auseinander.
Die figurative Darstellung von Menschen und Menschengruppen war schon früh (70er und 80er Jahre) eines seiner zentralen Motive. Die Kraft seiner Figuren entfaltet sich durch ihre Gestik und Interaktion. Ohne mimische Akzentuierung wirken sie anonymisiert und entindividualisiert, erst in ihrem Zusammenwirken erwachen sie zum Leben.
Seine Überlegungen teilt der Künstler wie folgt: «Wir Menschen bewegen uns in Räumen. Der Raum bietet uns in materieller und immaterieller Hinsicht die Möglichkeit, uns zu entfalten. Mir ist es dabei ein wesentliches Anliegen, mit meinen Werken ein positives Raumgefühl zu schaffen – der Architekt in mir strebt danach, eine konstruktive Beziehung zwischen Betrachter und Werk herzustellen.»
Silvia Abderhalden: Ihre beeindruckende Karriere als Bildhauer und Maler hat bereits bemerkenswerte Projekte hervorgebracht. Diese Werke zeugen von Ihrer kreativen Sichtweise und einzigartigen Perspektive. Erzählen Sie uns etwas zu aktuellen und zukünftigen Projekten.
Heinz P. Nitzsche: Die Ausstellung «11. Skulpturengarten» in der Jedlitschka Galerie an der Seefeldstrasse in Zürich endete am 31. Oktober 2023. Im Anschluss daran folgte das Projekt des Hochwaldlabors zum Thema «100 Jahre Zollanschlussvertrag Schweiz-Liechtenstein» mit Veranstaltungen im Technopark Vaduz und im ParkRaum Storchenbüel in Sevelen.
Die geplante Ausstellung «Mensch & Mythos» im Kuefer-Martis-Huus in Ruggell, die eigentlich im November 2023 hätte stattfinden sollen, musste aufgrund eines Unfalls von Günther Blenke kurzfristig verschoben werden. Günther Blenke ist ein Installationskünstler aus Hohenems, der sich mit seinen Stahlobjekten einen grenzübergreifenden Namen gemacht hat. Mit ihm zusammen möchte ich die Ausstellung «Mensch & Mythos» ab voraussichtlich Mitte Januar gestalten. Neben seinen aus Metall gefertigten Arbeiten werden auch meine Skulpturen aus Beton sowie Bilder in Acryl und Graphit auf Holz gezeigt. Die Besucher haben zudem die Möglichkeit, einen Einblick in die Herstellung der Skulptur «Consilium» zu erhalten, die seit Oktober 2021 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Verfassung des Fürstentums Liechtenstein vor dem Landtag in Vaduz steht und öffentlich zugänglich ist.
Vom 4. Mai bis zum 30. Oktober 2024 begrüsst Bad Ragaz Besucher aus der ganzen Welt zur Bad RagARTz, eine der weltweit grössten Freiluft-Ausstellungen. An dieser 9. Triennale der Skulptur zeigen Gert Gschwendtner und ich eine Installation. Es ist mir eine grosse Freude, dass ich für dieses Projekt meinen geschätzten Künstlerkollegen und Kunstschaffenden Gert Gschwendtner für eine Zusammenarbeit gewinnen konnte.
Es entsteht keine Installation im herkömmlichen Sinne, sondern eine Darstellung moralisch/ethisch beispielhaften Verhaltens. Die Installation besteht aus einem 6-seitigen Leporello in vergrösserter Form mit Buchdeckeln aus Messing und einer integrierten, von mir geschaffenen Bronze-Skulptur. Gerts philosophischer Input verleiht unserem Kunst-Werk eine tiefe Bedeutung und einen einzigartigen Charakter. Diese Zusammenarbeit mit dem Titel «zusammen» hat auch andere gemeinsame Projekte ausgelöst und zu Kooperationen mit weiteren Künstlerkollegen aus Liechtenstein und der Schweiz geführt. Eine Tatsache die mich antreibt, mich in meinem Tun bestärkt und mir grosse Freude bereitet. Es gibt erweiterte Projekte zu diesem Thema in anderen europäischen Ländern, für die wir uns beworben haben.
Zusammen mit meinen Kollegen von Visarte Liechtenstein werde ich auch an der «Triennale Liechtenstein 2024» vertreten sein. Das Los hat mich mit anderen Mitgliedern von Visarte für das Kulturhaus Altes Pfarrhaus Balzers bestimmt.
Ebenfalls ist das Projekt für die Gemeinde Vaduz zu erwähnen: Eine Grossskulptur in Bronze steht kurz vor der Fertigstellung. Die Enthüllung dieser Skulptur ist für Mai 2024 geplant. Als urwüchsiger Vaduzer ehrt und erfreut mich dieses Projekt ganz besonders. Ein weiteres Ziel ist die Realisierung eines Buchprojekts über mein bisheriges künstlerisches Schaffen, das bereits geplant ist und sich derzeit in der Umsetzung befindet.