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Starfriseur Udo Walz gestorben

Starfriseur Udo Walz gestorben

Starfriseur Udo Walz gestorben

In Erinnerung an wunderbare Momente mit Udo Walz 
Interview im Magazin exclusiv Ausgabe 167 Februar 2014

...waschen, schneiden, leben...

Endlich mal Journalisten im Haus..., lachend und mit offenen Armen begrüsste uns Udo Walz in seinem Salon, Kempinski-Plaza, Uhlandstrasse in  Berlin. Und das an einem Tag, an dem das RTL am Drehen und Journalisten einer Tages-Zeitung sich gerade verabschiedeten. Hört man Udo Walz zu, und er erzählt interessant und schnell, fasziniert sein einzigartiger Charme, rauh aber doch sehr liebevoll. Liest man seine Bücher, begegnet man diesem Charisma erneut. Man weiss dann oder man glaubt es zumindest, man wisse ein bisschen mehr über diesen grossen Figaro, über einen Star-Friseur, der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist und bei dem Menschen aus der ganzen Welt ein und aus gehen. Ich bin aber überzeugt, dass Udo Walz immer nur preis gibt, was er preisgeben möchte. Udo Walz, wir danken Ihnen ganz herzlich für das Gespräch, der Besuch in Ihrem Salon in Berlin war eine super tolle Sache! Beim Gedanken daran, kommt mir ein Lied in den Sinn, dass Marlene Dietrich schon gesungen hat: «Ich hab noch einen Koffer in Berlin, deswegen muss ich nächstens wieder hin...» Silvia Abderhalden

Eine Berliner Institution wird 70

Wolfgang Joop: «Der Udo Walz ist ein Phänomen, so wie die Stadt in der er lebt. Udo Walz ist eine Berliner Institution. Schon der Name: U-do-Walz! Ein Leben im Kreisverkehr. Die nächste bitte! Beständig in Bewegung, immer im Takt. Schnipp, schnapp, der Spliss muss ab. Ewig auf den Beinen, ewig im Einsatz gegen unterschiedliche Köpfe mit unterschiedlichen Frisuren. «U-do-my hair» schreien Cindy, Naomi or whoever, sind sie in Berlin. Vertrauensvoll legt und legte schon so mancher Promi sein Haupt und damit die Verantwortung für Glück, Sex und Karriere in Udos Hände.»

Auch nach über 50 Jahren mit Kamm und Schere ist der Figaro überzeugt vom Schönen in einem jeden Menschen. Er steht mit beiden Beinen fest auf der Erde, arbeitet jeden Tag zwölf Stunden, hat mittlerweile weit über 200'000 Köpfe frisiert und sagt von sich selbst: «Was mich glücklich macht ist, dass mir mein Beruf in den ganzen Jahren nicht langweilig geworden ist. Im Gegenteil, ich liebe ihn. 98 Prozent der Deutschen kennen mich, bei den Schweizern und Österreichern sind es 68 Prozent. Ich feiere dieses Jahr meinen siebzigsten, arbeite aber immer noch. Irgendwann habe ich noch eine zweite Karriere begonnen, wir drehten gerade für die ZDF-Serie «Notruf Hafenkante». Dort spiele ich bei einem Gastauftritt einen Alkoholiker. Davor habe ich «Meine wunderbare Familie» gedreht, obwohl... (Udo Walz überlegt einen Augenblick)... es macht nicht sooo Spass, immer Texte zu lernen. Dieses Jahr werde ich siebzig und mit siebzig kann man alles tun was man will (lacht). Viele Jahre habe ich für «Brigitte» fast jeden Titel frisiert. Ich hab mit F. C. Gundlach und Helmut June sehr eng zusammengearbeitet. Ich frisierte für «Vogue», «Elle» und «Glamour». Marlene Dietrich war meine erste berühmte Kundin. Es folgten Inge Meysel, Twiggy, Catherine Deneuve, Sydne Rome, Gitte Haenning, Romy Schneider, Milva, Barbara Becker, Maria Callas, Sabine Christiansen, Kanzlerin Angela Merkel, Plácido Domingo, Rolf Zacher, Günter Pfitzmann und viele mehr.  Ich bin zufrieden. Ich habe als kleiner Angestellter angefangen, heute arbeiten mehr als 90 Mitarbeiter unter dem Namen Udo Walz.»                 

Starfriseur im Blitzlicht

Udo Walz wird am 28. Juli 1944 in Waiblingen (Baden-Württemberg) geboren. Sein Wunsch, die Hotelfachschule zu besuchen, ging aus finanziellen Gründen nicht in Erfüllung. Ein Freund seiner Eltern besass den besten Friseursalon in Stuttgart und dort sollte sich Udo Walz nach dem Willen seiner  Eltern «umschauen». Nach einer Stunde wusste er: «Ja, das ist es, ich werde Friseur.» Es folgten drei Jahre Lehre in Stuttgart, anschliessend, mit einem Umweg über Zürich, ein Engagement in St. Moritz.

St. Moritz, Anfang der sechziger Jahre... An einem Abend in St. Moritz hatte sich ein Sänger angekündigt, Paul Anka, der Refrain seines damaligen grossen Hits «Diana». Udo Walz durfte seiner Frau die Haare machen und sollte nach dem festen Willen von Herrn Anka am selben Abend seine Frau in den Saal begleiten, währenddessen er selbst auf der Bühne stand. Da war sie, die Weltrevolution der Friseure! Udo Walz, kaum achtzehn, Friseurgeselle, führt die Frau eines Weltstars an ihren Tisch. Silvester verbrachte er mit Marlene Dietrich. Am Nachmittag ondulierte er ihr Prachthaar und danach fragte sie ihn, ob er heute mit ihrer Gesellschaft ausgehen wolle. Weihnachten mit den Erben des Coca-Cola Konzerns, Silvester mit Gunter Sachs... Udo Walz bekam Heimweh und fuhr zurück nach Stuttgart... ein Starfriseur war er da noch nicht...

Der grosse Durchbruch kam in Berlin. Hierher verschlug es ihn um der Wehrpflicht zu entgehen. Nürnberger Strasse bei Ina Sailer, der damals besten Friseurin der Stadt. Aufgrund einer Fotoproduktion wurde die Redaktion der «Brigitte» auf Udo Walz aufmerksam, von da an frisierte er jedes Titelmädchen der damals grössten Frauenzeitschrift. 1968, nach einigen erlebnisreichen Jahren in Berlin eröffnete Udo Walz seinen ersten eigenen Salon. Schon während der Eröffnungsparty konnte Udo Walz seine Sorgen um die Schulden für den Umbau ablegen. Zweihundertfünfzig Gäste waren gekommen. Unter ihnen Peter Lorenz, Gloria Friedrichs, der Geschäftsführer des KaDeWe, Fotograf Nico Puhlmann und viele mehr. Die BZ brachte ein grosses Interview, andere Zeitungen folgten. Das hatte es noch nie gegeben, ein Friseur im Blitzlicht der Medien und die Medien sind ihm treu geblieben und haben sich vervielfacht.

«Ich bin ein Glückskind»
Udo Walz, der von sich selbst sagt: «Ich bin ein Glückskind».
Der Erfolg kam über Nacht, Romy Schneider wird seine Kundin. Udo Walz macht ihr die Haare für den Kinoklassiker «Die Spaziergängerin von Sans Souci».

1986 eröffnet Udo Walz sein Flaggschiff auf dem Kurfürstendamm. Dieses wie alle weiteren Geschäfte hat er eigenständig gestaltet und eingerichtet. Inzwischen  arbeitet er auch für die Modemacher J. P. Gaultier, Wolfgang Joop, Krizia, Thierry Mugler und Jil Sander.

Seine Angst, mit vielen Sitzplätzen und fast so vielen Friseuren könnten die Menschen genug bekommen von Udo Walz, war völlig unbegründet. Im Gegenteil, sein Salon an bester Lage wurde zu einer Art Wallfahrtsort. Die Presse reagierte dementsprechend. Weil soviel Prominenz und Touristen aus aller Welt den grossen Figaro Udo Walz besuchten, schrieben die Zeitungen über ihn und weil er immer berühmter wurde, kamen immer mehr Menschen in sein Geschäft.

Im Herbst 2000 eröffnet Udo Walz ein Geschäft in Palma de Mallorca. Ein zweiter Salon im Luxushotel St. Regis in Puerto Portals wird 2002 eröffnet. 2001 erfolgt der grosse Umzug Kempinski-Plaza an der Berliner Uhlandstrasse. Daneben unterhält Udo Walz Salons am Roseneck im Grunewald, im Hotel Louisa's Place am Adenauerplatz sowie in Potsdam. Zwei weitere Salons an der Schlüterstrasse und der Friedrichstrasse in Berlin-Mitte weichen einwenig von der klassischen Walz-Linie ab: absichtlich. Sie sollen vor allem junge, kreative Kunden ansprechen. Junge Friseure setzen hier aktuelle Trends zu moderaten Preisen um: blitzschnell und auch mal ohne Anmeldung. Von dieser Idee hatte Udo Walz schon lange geträumt. «Ich bin glücklich, dass ich dieses innovative Konzept endlich umsetzen konnte», freut sich der Figaro.

fotos + text: © exclusiv

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