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Buchtipp

Der Rückkehrer

Angaben zum Autor: Lic.phil.nat. Michael Fasel, Jahrgang 1957, ist Diplom Biologe und arbeitete von 1984 bis 2010 beim Amt für Wald, Natur und Landschaft in leitender Position.
Er ist seit 1990 verheiratet und Vater von drei Töchtern. Neben der Arbeit in der Verwaltung befasste sich Michael Fasel mit dem Aufbau der naturkundlichen Sammlung des Landes Liechtenstein, mit naturkundlichen Ausstellungen im Liechtensteinischen Landesmuseum und war Vertreter des Landes in internationalen Institutionen. Seit 2011 ist er Inhaber des Beratungs- und Ökobüros econat in Triesen, FL. Michael Fasel ist ausgebildeter Coach, begeisterter Jäger und Präsident der Liechtensteiner Jägerschaft.

Die Wiedereinwanderung des Bibers im Alpenrheintal
und seine Verbreitung in Liechtenstein.

Die ersten Biber haben 2006 am Rheintaler Bodenseeufer und 2008 in Liechtenstein Zugang gefunden. Rund 30 Tiere hinterlassen in unserem Land ihre Spuren, etwa 130 Tiere sind es im Alpenrheintal. Die Tiere breiten sich rasant aus und haben 2014 bereits das bündnerische Felsberg erreicht. Noch sind nicht alle Biberlebensräume besetzt. Es kann abgeschätzt werden, dass etwa rund doppelt soviele Biber bei uns leben könnten wie wir heute zählen.

Im Buch «Der Rückkehrer» von Michael Fasel  wird aufgezeigt, wie die Biber seit acht Jahren das Alpenrheintal zurückerobern. Alle Bibervorkommen zwischen Bodensee und dem bündnerischen Felsberg werden beschrieben, auf Karten dargestellt und mit zahlreichen Bildern illustriert. Aufgrund zahlreicher Quellen aus dem späten Mittelalter wird beschrieben, welche Rolle das Bibergeil und andere Produkte des Bibers für die Ausrottung gespielt haben und, warum man früher den Biber als Fisch bezeichnete, um ihn auch während der Fastenzeit verspeisen zu können. Die Beschreibung der ganz besonderen Biologie dieser Tierart zeigt auf, welche zentrale Rolle sie für die Artenvielfalt und die Ökologie spielt.
Die Wiederausbreitung des grossen Nagers, einige Hundert Jahre nachdem er ausgerottet wurde, ist ein sehr spannender Prozess, schafft aber auch Probleme. Das Buch beschreibt, wie man mit den bei uns entstehenden Konflikten umgehen kann. Denn die Biber sind hartnäckig. Schiesst man Tiere ab oder fängt sie in Fallen, wird dieser Lebensraum immer wieder von neuen Tieren besetzt. Sie bauen am gleichen Ort wieder ihre Dämme und Höhlen, durchlöchern Hochwasserschutzdämme und fällen weiterhin fleissig Bäume. Deshalb ist es wichtig, nicht den Biber zu managen, was im Grunde genommen aussichtslos ist, sondern diejenigen Menschen zu unterstützen und zu beraten, die mit dem Biber zu tun haben oder von ihm betroffen sind. In einem landesweiten oder rheintalweiten Gesamtkonzept müsste nun festgelegt werden, in welchen Gebieten wir Biber fördern wollen und wo sie aufgrund von grossem Konfliktpotential weniger geduldet werden können.
Die Biber haben im Laufe ihrer langen Evolution ganz besondere Fähigkeiten entwickelt, sich in der heutigen Landschaft zurechtzufinden: Sie gestalten und verändern sie nach ihrem Gusto. Biber sind die einzigen Säugetiere, die ihren Lebensraum in grossem Ausmass aktiv umformen können. Sie brauchen dazu nur das Nötigste: Wasser und Weichhölzer wie Weidenbäume oder Pappeln. Ist zu wenig Wasser vorhanden, wie zum Beispiel in den schmalen Rietgräben, werden diese durch Stauungen erweitert und die Gewässerränder unter Wasser gesetzt. Für die natürliche Vielfalt ist das ein Segen. Zahlreiche, vor allem seltene Tierarten, können sich in Biberlebensräumen wieder ausbreiten. Für den Menschen, der die gleichen Flächen für sich nutzen möchte, entstehen Konflikte. Diese Problematik ist neu für uns und stellt uns vor anspruchsvolle Herausforderungen. Einerseits wollen wir die biologische Vielfalt fördern, Lebensräume erhalten und neu schaffen. Anderseits ist vor allem in der Tallandschaft, wo sich die Biber ausbreiten, fast jeder Quadratmeter in irgend einer Form vom Menschen genutzt oder beansprucht. Mit diesen Fakten gelangen wir an einen entscheidenden Punkt wo wir uns fragen, wieviel Fläche die Natur braucht, um ökologisch funktionieren zu können und wieviel Fläche wir bereit sind, dafür zurückzugeben. Die Biber fordern uns heraus, zu überdenken, ob unser Tun das Richtige ist für die Natur und ob unsere bisherige Art von Naturschutz das Bestmögliche war, das wir imstande waren zu leisten. Eine zentrale Erkenntnis aus den Erfahrungen mit den Bibern ist eine Forderung, die schon länger bekannt aber bisher zu wenig umgesetzt wurde, dass nämlich unsere Gewässer vor allem eines brauchen: Mehr Raum.

Buchbestellung: econat Anstalt, Industriestrasse 32, FL-9495 Triesen
Buchpreis: CHF 26.- / Versand CHF 4.-, Tel. +423 230 18 19,  Mail: econat@adon.li

foto: © rainer kühnis

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