Radio Liechtenstein stellt seine Zukunft vor: «MIS LAND – MIS RADIO»
(v.l.) Stephan M. Porchete, Dominique Sohm, Yves Müller, Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, Carmen Dahl, Präsidentin des Internationalen Liechtensteiner Presseclubs (LPC), Jürg Bachmann, Verwaltungsratspräsident des Liechtensteinischen Rundfunks, Julia Hoch
Am Mittwochabend, 14. August, versammelten sich im Gasthof Löwen in Vaduz zahlreiche Gäste, um den Informationsabend von Radio Liechtenstein zu besuchen. Darunter waren Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, Landtagsabgeordnete verschiedener Parteien, Medienvertreter sowie Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
Neue Impulse für Radio Liechtenstein
Julia Hoch, eine vertraute Stimme des Senders, moderierte den Abend. «Als Liechtensteinerin ist Radio Liechtenstein für mich ein grosses Stück Identität und Heimatgefühl. Ich freue mich daher sehr, in neuer Funktion zurückzukehren und die LRF-Crew mit einer Liechtensteiner Stimme zu verstärken», so die gebürtige Triesnerin. Jürg Bachmann, Verwaltungsratspräsident des Liechtensteinischen Rundfunks, eröffnete den Abend, indem er sein Verwaltungsratsteam vorstellte und sich bei allen Anwesenden bedankte. Er erläuterte die Ziele des Senders, insbesondere die Schaffung eines breiten Programmspektrums und die Erhöhung der Programmvielfalt. «Wir möchten mehr Sichtbarkeit regenerieren im Sinne unseres neuen Claims «MIS LAND – MIS RADIO»», betonte Jürg Bachmann. Julia Hoch ergänzte, dass jeder Liechtensteiner die Möglichkeit haben sollte, sich im Radio zu hören und kündigte mehr lokale Berichterstattung und Veranstaltungsbesuche an.
Die Bedeutung der Medienvielfalt
Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni betonte die Bedeutung von Medienvielfalt als Grundpfeiler der Demokratie und begann ihre Rede mit einem Zitat von Thomas Jefferson: «Wäre es an mir zu entscheiden, ob wir eine Regierung ohne Zeitungen oder Zeitungen ohne eine Regierung haben sollten, sollte ich keinen Moment zögern, das Letztere vorzuziehen.»
Sabine Monauni erläuterte, wie wichtig eine unabhängige Medienlandschaft für die Meinungsbildung und den demokratischen Prozess ist, besonders in einer direkten Demokratie wie Liechtenstein. «Ohne Medienvielfalt gibt es keine funktionierende Demokratie. Dies hat der Europäische Menschenrechtsgerichtshof 2012 in einem Urteil festgehalten, als er Italien für die verweigerte Sendefrequenz eines neuen Fernsehsenders rügte. Die Bürger benötigen eine Vielzahl von Meinungen und zuverlässigen Informationen, um sich fundiert an der Demokratie beteiligen zu können – besonders in einem direkten Demokratie-System wie in Liechtenstein.
Die Herausforderungen durch Digitalisierung und verändertes Konsumverhalten gefährden jedoch die finanzielle Tragfähigkeit der Medien. Werbeeinnahmen wandern zu grossen Internetplattformen ab, und die Zahlungsbereitschaft für digitale Inhalte ist gering. Dies führt zu Medienkonzentration und Qualitätsverlusten. Auch Liechtenstein ist hiervon betroffen: Im Frühjahr 2023 wurde die älteste Tageszeitung des Landes, das Liechtensteiner Volksblatt, eingestellt. Damit ist die gegenseitige Kontrollfunktion der beiden Tageszeitungen verloren gegangen, und Liechtenstein ist auf der Rangliste der internationalen Pressefreiheit um vier Plätze zurückgerutscht. Vor allem seit Corona ist eine zunehmende Medienschelte wahrzunehmen, die zum Teil von bestimmten politischen Kreisen noch befeuert wird. Das Narrativ der sogenannten «Staatsmedien» nimmt Einzug und untergräbt die Akzeptanz von herkömmlichen Medien wie Presse und Rundfunk.
Während das Internet eine Vielzahl an Informationen bietet, ist es oft nicht an journalistischen Standards ausgerichtet und kann somit zu Fehlinformationen beitragen. Daher ist gezielte Medienförderung und medienpolitische Bildung besonders wichtig. Der Landtag hat im Juni der neuen Medienförderung zugestimmt, die insbesondere kleinere Medien unterstützen und die Unabhängigkeit der Medienkommission stärken soll. In Zeiten von Desinformation und Fake News gewinnen vertrauenswürdige Informationsquellen wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk an Bedeutung. Er muss sich nicht an kommerziellen Interessen orientieren, sondern am Gemeinwohl. Die Regierung bekennt sich daher zur Unterstützung eines unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der das Gemeinwohl über kommerzielle Interessen stellt.
Mit der mehrjährigen Finanzierung von Radio Liechtenstein wurde ein wichtiger Schritt zur Sicherstellung der Unabhängigkeit des Radiosenders gemacht. Ich freue mich darauf, die ersten Ergebnisse der Neuausrichtung zu sehen. Der neue Slogan «MIS LAND – MIS RADIO» verspricht viel, und ich bin gespannt auf die Entwicklungen.»
Zukunftsaussichten für Radio Liechtenstein
Yves Müller, Stephan M. Porchete und Dominique Sohm gaben Einblicke in die Programmplanung und stellten einige Neuheiten vor. Dazu gehörten unter anderem Sendungen mit frischem Wind, moderiert von Lisa Pillinger, lokale Musik und ein Wochenendausblick auf Veranstaltungen, Aktivitäten, Angebote und mehr. Geplant ist auch die Zusammenarbeit mit «100pro! Berufsbildung Liechtenstein» unter der Leitung von Ivan Schurte zu intensivieren, um wieder mehr Volontäre und Volontärangebote zu generieren. Zudem soll es künftig mehr Talks und moderierte Stunden mit Tagesproduzenten geben. Günther Meier wird in einer Art «Historie Stunde» sein umfassendes historisches Wissen einbringen und Geschichten aus Liechtenstein erzählen. Dies sind nur einige der geplanten Neuerungen; bestimmt wird es noch weitere Entwicklungen geben.
Radio Liechtenstein als Teil der Medienvielfalt
Carmen Dahl, Präsidentin des Internationalen Liechtensteiner Presseclubs (LPC), sprach über die Bedeutung von Radio Liechtenstein für die Medienvielfalt des Landes. Sie betonte, dass Radio Liechtenstein in der fast einzigartigen Lage ist, einen umfassenden Beitrag zur Medienvielfalt zu leisten, insbesondere weil die Sendezeit theoretisch rund um die Uhr ausgedehnt werden könnte und alle wichtigen Informationsbereiche wie Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Sport und aktuelle Tagesthemen abdeckt. Dies könne helfen, die Vielfalt an Informationen und Perspektiven im Land zu stärken, was für eine gesunde Demokratie unerlässlich ist. Um die Medienlandschaft nicht noch ärmer werden zu lassen, ist die Erhaltung von Radio Liechtenstein äusserst wichtig, betonte Carmen Dahl.