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Werte. Wandel. Weitblick – Das Finance Forum Liechtenstein im Zeichen der Zukunft

Werte. Wandel. Weitblick – Das Finance Forum Liechtenstein im Zeichen der Zukunft

(v.l.) S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Clemens Fuest, Regierungschefin Brigitte Haas, Marianne Wildi, Reto Lipp
(v.l.) S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Clemens Fuest, Regierungschefin Brigitte Haas, Marianne Wildi, Reto Lipp

Impulse für den Finanzplatz Liechtenstein im europäischen und globalen Umfeld

Vaduz (ots) – Am 11. Finance Forum Liechtenstein diskutierten hochkarätige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Zukunft des Finanzplatzes. Im voll besetzten Vaduzer Saal sprachen unter anderem Regierungschefin Brigitte Haas, LGT-Chairman S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, der renommierte Ökonom Clemens Fuest, Politik- und Wirtschaftsphilosophin Katja Gentinetta und KI-Experte Martin Möller vor mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Seit über zehn Jahren ist das Finance Forum der zentrale Treffpunkt für den Finanzplatz Liechtenstein. Jährlich bringt es zahlreiche Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zusammen, um Chancen und Herausforderungen der Branche zu beleuchten. Das diesjährige Forum stand unter dem Motto «Chancen erkennen, Zukunft gestalten» und widmete sich insbesondere den Erfolgsfaktoren in unsicheren Zeiten.
Gerade wenn wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten zunehmen, erweist sich ein persönlicher Austausch wie am Finance Forum als besonders wertvoll. In einer Welt, in der Informationen jederzeit digital verfügbar sind, schafft das Forum einen Rahmen für fundierte Orientierung und differenzierte Gespräche – über Fachgrenzen hinweg und mit Blick auf gemeinsame Zukunftsfragen.

Stabilität, Zusammenarbeit und Selbstvertrauen in unsicheren Zeiten
Bei ihrem ersten Auftritt am Finance Forum Liechtenstein betonte Regierungschefin Brigitte Haas die zentrale Rolle des Finanzplatzes für Liechtenstein, in einem von Unsicherheiten geprägten Umfeld. Sie hob die Bedeutung von Stabilität und Kontinuität hervor und unterstrich, dass Zusammenarbeit und Zusammenhalt gefragter seien denn je. Dies betreffe sowohl die Partnerschaften mit den direkten Nachbarn als auch mit Europa und internationalen Partnern.

Als Musterbeispiel für erfolgreiche Integration nannte sie die Zugehörigkeit Liechtensteins zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Zwar sei die Mitgliedschaft mit Herausforderungen verbunden – etwa durch zahlreiche regulatorische Vorgaben, die nicht nur den Finanzsektor, sondern auch Industrie und Gewerbe betreffen. Dennoch biete der freie Zugang zum Europäischen Binnenmarkt einen klaren Standortvorteil, der die Herausforderungen bei weitem überwiege.
Mit dem EWR sei eine verlässliche Grundlage für Stabilität geschaffen worden. Nun gelte es, mit Mut und Selbstvertrauen die eigenen Stärken konsequent zu nutzen und die Zukunft aktiv mitzugestalten, ganz im Sinne des diesjährigen Mottos «Chancen erkennen, Zukunft gestalten». Zum Abschluss ihrer Ansprache ermutigte Regierungschefin Haas die Teilnehmenden, die Plattform des «Finance Forum Liechtenstein» zu nutzen, um sich auf Stärken zu besinnen, Chancen zu erkennen und gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten.

Keynote «Wie weiter in Europa»
Der Top-Ökonom Clemens Fuest skizzierte die wirtschaftliche Lage und zeigte auf, wie Europa gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen und sich im globalen Wettbewerb behaupten kann. Seine Analyse war geprägt von einem nüchternen Blick auf die Herausforderungen, verbunden mit konkreten Reformvorschlägen für mehr Wettbewerbsfähigkeit.

Werte, Wandel und Verantwortung

Werte, Wandel und Verantwortung

S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Chairman der LGT Group
S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Chairman der LGT Group

S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Chairman der LGT Group, widmete sein Referat grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die weit über die Finanzwelt hinausreichen. Er stellte zwei zentrale Fragen in den Raum: Wie konnte es zur Wahl Donald Trumps kommen – und was bedeuten seine politischen Veränderungen für unsere Zukunft?

Seine Analyse: In den letzten zwei Jahrzehnten hätten viele westliche Demokratien breite Bevölkerungsteile nicht ausreichend erreicht, was zu wachsender Unzufriedenheit und dem Erstarken populistischer Bewegungen geführt habe. Protestwahlen, wie etwa der Brexit, seien Ausdruck dieser Unzufriedenheit. Unterstützung holte sich Prinz Max dabei aus einer ungewöhnlichen Quelle: Er präsentierte Erklärungsansätze, die ihm ChatGPT auf seine Fragen hin geliefert hatte, darunter wirtschaftliche Unsicherheit, Vertrauensverlust in Institutionen, kulturelle Spannungen sowie der Einfluss sozialer Medien und emotionalisierter Wahlkampfstile. Diese Gründe erschienen ihm plausibel und seien in verschiedenen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt.
Gerade deshalb, so betonte er, sei es essenziell, über die Werte nachzudenken, die das langfristige Wohlergehen einer Gesellschaft tragen. «Unsere Werte beeinflussen unser Verhalten massgeblich», sagte er. Eigenschaften wie Egoismus und Narzissmus, die früher als negativ galten, würden heute oft neutral oder gar positiv wahrgenommen. Auch der gesellschaftliche Fokus auf finanziellen Erfolg habe andere Formen der Leistung in den Hintergrund gedrängt.
Mit Blick auf die USA warnte er vor den globalen Folgen einer Politik, die sich von rechtsstaatlichen und demokratischen Prinzipien abwendet – und damit die Verlässlichkeit internationaler Partnerschaften untergräbt. Gleichzeitig kritisierte er, dass Europa sein Potenzial in den letzten Jahren nicht ausgeschöpft habe, und forderte mehr Eigenverantwortung und Entschlossenheit.
Im zweiten Teil seines Referats richtete Prinz Max seinen Blick auf die Finanzbranche und die Herausforderungen sowie Chancen, die neue Technologien – insbesondere Künstliche Intelligenz – bieten. Die rasante Entwicklung in diesem Bereich wird auch Banken grundlegend verändern. KI stellt gewohnte Prozesse infrage und verändert die Erwartungen der Kundinnen und Kunden.
Trotz aller technologischen Dynamik sei er überzeugt, dass der menschliche Faktor an Bedeutung gewinnen werde. Gerade im Private Banking bleibe die Fähigkeit, langfristige Beziehungen aufzubauen, entscheidend. «Der wahre Unterschied liegt nicht in der Technologie, sondern in ihrer Anwendung», sagte er. Vertrauen entstehe nicht allein durch Effizienz, sondern durch Verlässlichkeit und gemeinsame Werte. Wachstum werde künftig bedeuten, intelligenter zu investieren – und intelligenter zu begleiten.

Talk Marianne Wildi zeigt Praxisbezug auf
Die langjährige Schweizer Bankmanagerin Marianne Wildi, Verwaltungsratspräsidentin der Hypothekarbank Lenzburg, illustrierte im Gespräch mit Moderator Reto Lipp anhand eines konkreten Beispiels, wie sich eine Regionalbank im Spannungsfeld zwischen technologischer Innovation und regulatorischen Anforderungen erfolgreich positionieren kann.

Talkrunde «Die Zukunft des Finanzplatzes – Chancen und Herausforderungen»

Talkrunde «Die Zukunft des Finanzplatzes – Chancen und Herausforderungen»

(v.l.) Fredy Wolfinger (Präsident Verein unabhängiger Vermögensverwalter), Stefan Wenaweser (Partner bei Marxer & Partner Rechtsanwälte), Urs Monstein (CEO VP Bank), Bruno Schranz (CEO LLB Fund Services), Reto Lipp (Moderator)
(v.l.) Fredy Wolfinger (Präsident Verein unabhängiger Vermögensverwalter), Stefan Wenaweser (Partner bei Marxer & Partner Rechtsanwälte), Urs Monstein (CEO VP Bank), Bruno Schranz (CEO LLB Fund Services), Reto Lipp (Moderator)

Talkrunde «Die Zukunft des Finanzplatzes – Chancen und Herausforderungen»
Eine hochkarätige Talkrunde mit Vertretern der Liechtensteiner Finanzbranche diskutierte über die Zukunft des Finanzplatzes Liechtenstein. Auf dem Podium sprachen Urs Monstein, CEO VP Bank, Fredy Wolfinger, Präsident des Vereins unabhängiger Vermögensverwalter in Liechtenstein, sowie Bruno Schranz, CEO LLB Fund Services, und Stefan Wenaweser, Partner bei Marxer & Partner, über die Chancen und Herausforderungen für ihre Branche.

«Die KI-Revolution in der Finanzbranche»
Das Potenzial neuer Technologien beleuchtete KI-Experte Martin Möller von Microsoft. Er berät Finanzinstitute in ganz Europa beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz und betonte die revolutionären Möglichkeiten anhand konkreter Beispiele, um die Bedürfnisse von Kunden besser zu erfüllen und manuelle Prozesse zu vereinfachen und zu automatisieren. Die Schwachstellen neuer Technologien nahm Nikolaus Trzeschan von Mastercard unter die Lupe und zeigte, wie die Risiken von Betrug und Geldwäsche im Zahlungsverkehr reduziert werden können.

Resilienz in unsicheren Zeiten
Zum Abschluss warf die renommierte Politik- und Wirtschaftsphilosophin Katja Gentinetta einen nachdenklichen Blick auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüche. Sie sprach eindrücklich über das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit – und betonte die grundlegende Bedeutung von Resilienz als zentrale Fähigkeit, um in unsicheren Zeiten bestehen zu können.

Zentraler Treffpunkt für Finanzbranche

Zentraler Treffpunkt für Finanzbranche

Das Finance Forum Liechtenstein wird von der Regierung des Fürstentums Liechtenstein getragen und von den wichtigsten Finanzverbänden des Landes sowie Partnern aus der Privatwirtschaft unterstützt. Im Vorfeld der Tagung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos verschiedene Workshops besuchen, in denen Experten aktuelle Themen wie Künstliche Intelligenz, Tokenisierung, Regulierung und Marktzugang beleuchteten.

Durch die Tagung führte erneut der Wirtschaftsjournalist und Moderator Reto Lipp, der mit seiner klaren und einfühlsamen Moderation das Forum zu einem lebendigen Austausch anregte. Zum Abschluss des Forums hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, beim Networking-Apéro nicht nur ihre Eindrücke zu teilen, sondern auch neue Perspektiven zu gewinnen und wertvolle Kontakte zu knüpfen – ein wichtiger Schritt, um gemeinsam die Zukunft der Finanzbranche aktiv zu gestalten.

Weitere Informationen und das Magazin: finance-forum.li
Fotos/Text: © exclusiv

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