Agglomeration Werdenberg Liechtenstein – Herausforderungen gemeinsam angehen
Programm der 5. Generation eingereicht: Vereinsmitglieder, Vorstand und Projektleitung anlässlich der Versammlung der Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein vom 1. April 2025 in Buchs.
An der Mitgliederversammlung des Vereins Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein anfangs April wurde nebst den traktandarischen Geschäften die Einreichung des Programmes der fünften Generation gewürdigt. Die Zeichen stehen jedoch nicht auf Pause. Die Arbeiten zum Folgeprogramm starteten bereits, ebenso wurde am Treffen eine Vertiefungsstudie zu den belasteten Rheinübergängen initiiert.
Seit Ende 2009 formieren sich die Liechtensteiner und Werdenberger Gemeinden sowie Sargans zusammen mit dem Kanton St.Gallen und dem Land Liechtenstein als Verein Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein. Die erarbeiteten Programme verfolgen einen langfristigen Horizont und haben zum Ziel, die Siedlungsentwicklung und die Verkehrsplanung grenzüberschreitend abzustimmen. Ende März wurde das Programm zur fünften Generation beim Bund eingereicht. Dies stellt das Folgeprogramm zur dritten Generation dar, da die Eingabe zur vierten Generation aufgrund der Ablehnung der S-Bahn Liechtenstein zurückgezogen werden musste.
Neustart nach Sistierung der letzten Generation
Die Ausgangslage zu einem Agglomerationsprogramm bildet die Situations- und Trendanalyse. Diese wird mit dem erarbeiteten Zukunftsbild verglichen und der entsprechende Handlungsbedarf in Teilstrategien und priorisierten Massnahmen aus den Bereichen Siedlung, Landschaft und Verkehr abgeleitet. Für die fünfte Programmgeneration wünschte sich die Trägerschaft einen Neustart. Hierzu musste ein adaptiertes Zukunftsbild und – nach dem Wegfall der S-Bahn Liechtenstein – eine neue Teilstrategie «öffentlicher Verkehr» erarbeitet werden.
Bei den vorgeschlagenen Verkehrsmassnahmen liegt der Fokus auf dem Fuss- und Veloverkehr (Radroutennetz FL und Rheinquerungen), der Aufwertung von Haltestellen des öffentlichen Verkehrs und der Schaffung von Verkehrsdrehscheiben sowie der Verbesserung der Sicherheit des Strassenraumes im Siedlungsgebiet. Nebst den infrastrukturellen Massnahmen werden Massnahmen im Bereich Nachfragemanagement – beispielsweise Mobilitätsmanagement oder Parkierung – weiter vorangetrieben. Für die stark belasteten Grenzübergänge wird eine Langfriststrategie entwickelt.
Das nun eingereichte Programm umfasst A- und B-priorisierte Infrastrukturmassnahmen im Gesamtumfang von rund CHF 75 Mio. Hiervon fallen CHF 30 Mio. in den A-Horizont mit Baubeginn bis Ende 2032. Auszug aus der Massnahmenliste: Fuss- und Veloverkehrsbrücke Sennwald-Ruggell, Betriebs- und Gestaltungskonzept Buchs Stadtgrenze zu Grabs, Verbesserung Verkehrssicherheit im Dorfzentrum Grabs, Buspriorisierung Vaduz/Heiligkreuz, neue Bushaltestellen Ochsensand (Buchs), Industrie Schaanwald (Mauren), Industrie Haag und Sennwald, Bahnhof Fährhütte (Wartau) und Bushof Vaduz.
Programme in Umsetzung
Vor einer möglichen Realisierung dieser Massnahmen ab 2028 folgt der Prüfprozess zum eingereichten Programm seitens Bund, welcher voraussichtlich bis 2027 dauert. Aus dem Programm der zweiten Generation wurden bislang 35 Massnahmen abgeschlossen, 16 werden bearbeitet. Weitere 32 Massnahmen wurden in der dritten Generation umgesetzt, 13 sind in Umsetzung. Noch offen aus beiden Generationen sind rund 50 Massnahmen.
Seit 2016 flossen somit seitens Bund mehr als CHF 6.5 Mio. an Infrastrukturprojekte in den Gemeinden. Als Leuchtturmprojekte gelten der Bushof Buchs sowie die Brücke für den Fuss- und Veloverkehr zwischen Räfis und Vaduz.
Grundlagenarbeiten für 6. Generation starten
Obwohl kurz vor der Mitgliederversammlung das Programm der fünften Generation beim Bund zur Prüfung eingereicht wurde, starteten bereits anfangs 2025 die Arbeiten für die sechste Generation. Hierbei wird erstmals verstärkt mit der Nachbar-Agglomeration zusammengearbeitet. Das Zukunftsbild als Grundlage für das Folgeprogramm wird seitens Agglomerationen Werdenberg-Liechtenstein und Rheintal(-Vorarlberg) gemeinsam erstellt. Hierbei wurde ein hohes Synergiepotenzial identifiziert. Das gesamte Rheintal steht ähnlichen Herausforderungen gegenüber – insbesondere in den Bereichen Mobilität, Verkehr und künftige Siedlungsentwicklung. Ein gemeinsames Zielbild stellt eine agglomerationsübergreifende und koordinierende Grundlage dar, die zeigt, in welchem Orientierungs- und Handlungsrahmen das Rheintal gesamtheitlich und über Grenzen hinweg denkt.
Die Mitglieder folgten an der Agglo-Vereinsversammlung zudem einem Antrag des Vereinsvorstandes, weitere Abklärungen in Bezug auf die Problematik «Rheinübergänge» (Haag-Bendern, Buchs-Schaan, Sevelen-Vaduz, Sennwald-Ruggell, Trübbach-Balzers) zu tätigen. Koordination und Abstimmung von Schnittstellen, Eigentümern, Programmen, Zeitachsen, Massnahmen und Projekten gestalten sich erfahrungsgemäss schwierig. Im bewilligten Prozess «Langfriststrategie Verbindungen Werdenberg-Liechtenstein» soll unter Einbezug vorhandener Planungen und Berichte ein «Brücken-Masterplan über die Region» erstellt werden, welcher Auskunft bezüglich Zeithorizonte des Bundes gibt. Hierbei sollen wichtige Anknüpfungspunkte für Kanton, Land und Gemeinden identifiziert werden. Ziel ist es, parallel zur Erarbeitung auch ÖV-Sofortmassnahmen zu eruieren und umzusetzen.
Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein
Rolf Pfeiffer, Stadtpräsident von Buchs sowie Präsident der Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein, führte durch die Traktanden der Mitgliederversammlung vom 1. April. Nebst den statutarischen Geschäften und einem ausgeglichenen Abschluss 2024 standen die aktuellen Informationen zu den umgesetzten sowie initiierten Arbeiten im Zentrum. Ebenso begrüsste er mit Gabriel Göser den neuen Leiter der Agglo-Geschäftsstelle und wünschte ihm im Namen der anwesenden Vereinsmitglieder viel Erfolg und Erfüllung im Kreise der Agglomeration. Gabriel Göser übernimmt die Aufgaben von René Lenherr-Fend. Der Geschäftsstellenleiter der Region Sarganserland-Werdenberg begleitete die Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein seit 2009. Der Zeitpunkt für die Übergabe der Funktion ist ideal, beginnt aktuell mit der sechsten Generation ein neuer Programmzyklus. Die Versammlung endete mit einem Imbiss, wobei auf die erreichten Meilensteine angestossen werden konnte.
Die Schweizer Agglomerationsprogramme sind ein wichtiger Pfeiler der Agglomerationspolitik des Bundes und der nachhaltigen Raumentwicklung der Schweiz. Die Programme sind Voraussetzung, um beim Bund einen Antrag um Mitfinanzierung der Verkehrsinfrastrukturen zu stellen.
Mit Agglomerationsprogrammen wird eine koordinierte Planung von Verkehr, Siedlung und Landschaft im funktionalen urbanen Raum angestrebt. Sie werden folglich in enger Zusammenarbeit zwischen Kantonen, Städten, Gemeinden und Regionen sowie angrenzenden Ländern erarbeitet und alle vier Jahre angepasst.
www.agglomeration-werdenberg-liechtenstein.ch
Quelle: Text und Foto: Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein, René Lenherr-Fend, Geschäftsstelle