Inspirationsquellen
Die Musik von Queen entdeckte Béjart in den 1980er Jahren für sich. «Es war Liebe auf den ersten Blick. Erfindungsreichtum, Gewalt, Humor, Liebe: Alles ist da. Ich liebe die Band. Sie inspirieren mich und führen mich, manchmal durch dieses Niemandsland, in das wir alle eines Tages gehen werden und wo, da bin ich mir sicher, Freddie Mercury am Klavier ein Duett mit Mozart spielt», schrieb Maurice Béjart. Es kamen weitere Mosaikteile zusammen: Béjart stellte fest, dass sowohl Freddie Mercury, Lead-Sänger von Queen, als auch sein grandioser Solotänzer Jorge Donn innerhalb eines Jahres und im selben Alter von 45 Jahren an AIDS verstarben.
Weiters war Freddie Mercury mit der Region am Genfersee eng verbunden, er lebte in seinen letzten Jahren immer wieder in einer gemieteten Villa in Clarens. Zudem hatte Queen die Mountain Studios im Ostflügel des Casino Montreux gekauft, wo unter anderem David Bowie und die Rolling Stones aufnahmen. Es reihte sich Puzzle-Teil an Puzzle-Teil. Das 15. und 1995 posthum veröffentlichte Studioalbum von Queen, «Made in Heaven» zeigte auf dem Cover einen atemberaubenden Blick auf den Genfersee, einen Blick, den Béjart nur zu gut kannte, hatte er doch einen ähnlichen von seinem Chalet in Sonchaux über Villeneuve.
Béjart reizte die Idee eines Balletts rund um Mercury und Donn und so versuchte er, mit dem Produzenten von Queen und Verwalter der Rechte an ihrer Musik in Kontakt zu kommen. Er nahm an, ihn in London zu finden. Doch Jim Beach wohnte ganz in seiner Nähe, in Montreux. So viele Übereinstimmungen, in Béjarts Worten «Verbindungen».
Gianni Versace, mit dem Béjart bereits seit 1984 immer wieder zusammenarbeitete, war der Richtige, um die konträren Welten der Musik in Farbe und Form zueinander zu bringen. Zentrale Elemente wurden Licht und Farben. «Ich möchte, dass die Kostüme ganz in Weiss gehalten sind. Ich habe Gianni Versace darum gebeten. In Weiss können wir extravagante Formen kreieren, die Strenge bleibt erhalten», so Béjart. Für Versace war das Arbeiten für die Bühne befreiend, ein Arbeiten ohne Zwänge. Ihre kreative Kraft verband die beiden herausragenden Schöpfer. «Sobald wir mit der Arbeit beginnen, wird Gianni so ängstlich und pedantisch wie ein Anfänger. Ich auch. Das ist eines der Geheimnisse unserer Freundschaft», erläuterte Béjart in seinen Memoiren «La Vie de qui ?» (Flammarion, 1996).
Titelgebung
Das Werk «über Jugend und Hoffnung» sollte einen möglichst neutralen Titel bekommen, sodass keine falschen Interpretationen entstehen konnten. Nach seiner Lektüre von Gaston Lerouxs Roman «Le Mystère de la chambre jaune» wählte er das Codewort des Helden Rouletabille «Le Presbytère n'a rien perdu de son charme, ni le jardin de son éclat». Dieser Titel, später abgekürzt in «Presbytère» war dann auch ein kleiner Wink an die Arbeitsstätte des Béjart Ballet Lausanne am Chemin du Presbytère 12 in Lausanne. Ausserhalb der Schweiz und Frankreichs etablierte sich die Choreografie später unter dem Namen «Ballet for Life».
Die ersten Aufführungen
Die Choreographie wurde dem Publikum am 15. Dezember 1996 im Sale Métropole in Lausanne vorgestellt. Gregor Metzger und Gil Romand tanzten die Hauptrollen in der ersten Aufführung in Lausanne und der Pariser Premiere am 17. Januar 1997 im Théâtre de Chaillot. Illustre Gäste wohnten dieser ersten Pariser Aufführung bei: Bernadette Chirac, Farah Dibah, Frédéric Mitterrand, Yves Mourousi, Jérôme Savary and Claude Nobs.
Am Ende des Songs «It's a beautiful day» bewegte sich Maurice Béjart inmitten seiner Tänzer unter weissen Tüchern auf der Bühne. Im hinteren Teil der Bühne tauchten die Queen-Musiker Bryan May, Roger Taylor und John Deacon mit ihren Instrumenten auf und performten mit Elton John den Song «The Show Must Go On». Einen bleibenden Eindruck hinterliess die Schlussgeste von Maurice Béjart, der als Zeichen seiner Gewissheit, dass das Leben über den Tod siegt, seine Faust in die Luft hob.