Weihnächtliche Philosophie – im Grand Resort Bad Ragaz
(v.l.) Alexa Ritter, Kunst- und Kulturbeauftragte des Grand Resorts Bad Ragaz, Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger
Donnerstag, 18. Dezember, Kursaal Grand Resort Bad Ragaz
Das Interesse an der weihnachtlichen Philosophie war gross, als Alexa Ritter, Kunst- und Kulturbeauftragte des Grand Resort Bad Ragaz, die Gäste zu einer festlichen Soirée im Kursaal begrüsste. Im Zentrum des Abends standen Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger – bekannt aus der Sternstunde Philosophie (SRF) – die sich im Dialog philosophisch dem Weihnachtsfest näherten.
Weihnachten, das Fest der Liebe, der Rituale und der grossen Erwartungen, ist für viele auch ein komplexes, emotional aufgeladenes Terrain. Genau darüber diskutierten Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger: Was macht ein gutes Geschenk aus? Warum können Familienfeiern manchmal so herausfordernd sein? Und weshalb lohnt es sich, Weihnachten zu feiern – selbst ohne religiösen Hintergrund?
Barbara Bleisch schlug den Bogen zur Weihnachtsbotschaft, die sie als Möglichkeit versteht, aus einem scheinbar definitiven Ende eine neue, offene Perspektive entstehen zu lassen. In diesem Zusammenhang wurde auch an Hanna Ahrens erinnert, deren Tod sich 2025 zum fünfzigsten Mal jährt. Die Theologin und Schriftstellerin hatte die Weihnachtsbotschaft stets als Gegenentwurf zu Sinnlosigkeit und Gewalt verstanden – als Erzählung, die dort Hoffnung setzt, wo alles abgeschlossen scheint. Weihnachten, so dieser Gedanke, schenkt nicht Antworten, sondern eine Perspektive, die über das Ende hinausweist.
Wolfram Eilenberger formulierte es pointierter: Wer Weihnachten grundsätzlich ablehne, lehne oft auch Teile des eigenen Lebens ab. Für ihn sei Weihnachten der Moment, an dem man versuche, die beste Seite seiner selbst zu zeigen – wissend, dass genau darin auch eine Spannung liege. Der Gedanke, dass Weihnachten aus einem Ende eine neue Perspektive entstehen lässt – wie ihn bereits Hanna Ahrens formulierte, zog sich dabei wie ein leiser Unterton durch den Abend.
Rituale spielten für Barbara Bleisch eine zentrale Rolle. Sie könnten entlasten, weil sie Kontinuität schaffen in einer Zeit, in der vieles permanent neu erfunden werden müsse. Dass Weihnachten jedes Jahr wiederkehrt, gibt Halt, gerade dann, wenn vieles unsicher sei. Wolfram Eilenberger ergänzte, dass Weihnachten gleichzeitig ein hoch eskalationsanfälliges Fest sei: Die Erwartungen an Harmonie seien enorm, während man über Stunden und Tage hinweg eng aufeinander sitze. Rituale könnten stabilisieren, aber auch alte Konflikte immer wieder neu hervorholen. Vielleicht, so seine Überlegung, gehe es auch darum, unterschiedliche Rituale gelten zu lassen und aufeinander abzustimmen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Abends war das Schenken. Auf die Frage «Geschenke – ja oder nein?» antwortete Barbara Bleisch ohne Zögern: unbedingt. Schenken bedeute nicht, materielle Lücken zu füllen, sondern Beziehungen zu stärken. Es gehe um die Geste, um das Nachdenken über das Gegenüber. Gutscheine oder ein vollständiger Rückzug aus dem Schenken seien für sie kein überzeugender Ersatz, das schönste Geschenk sei meist keines, das beliebig austauschbar ist.