Botschafterin in Wien
I.D. Maria-Pia Kothbauer, Prinzessin von und zu Liechtenstein
exclusiv im Interview mit
I.D. Maria-Pia Kothbauer,
Prinzessin von und zu Liechtenstein,
Botschafterin in Wien
• Im Dezember 1997 war
die Ernennung von I.D. Botschafterin
Maria-Pia Kothbauer, Prinzessin
von und zu Liechtenstein,
zur residierenden Botschafterin
des Fürstentum Liechtensteins
in Österreich, mit Sitz in Wien.
Frau Botschafterin, wie sieht Ihre per-
sönliche Bilanz nach neun Jahren aus?
Ich glaube sagen zu können, sehr gut. Die Beziehungen zwischen
Österreich und Liechtenstein waren wahrscheinlich zuletzt so eng und so
gut in der Zeit der Donaumonarchie. Dies hat vor allem drei Gründe.
Erstens, Österreich und Liechtenstein gehören dem gleichen
Wirtschaftsraum an. Der wirtschaftliche Austausch zwischen den beiden
Ländern ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Zweitens, Teile
Österreichs und Liechtenstein gehören der gleichen Region an und teilen
damit die gleichen Interessen. Auch die regionale Zusammenarbeit hat
sich in den vergangenen Jahren spürbar verstärkt. Ich denke dabei vor
allem an die Bereiche Sicherheit, Kultur, Bildung und Umwelt. Und, last
but not least, drittens hat sich das Beziehungsnetz zwischen den
Menschen verdichtet. Es leben, arbeiten und studieren heute mehr
Österreicher und Liechtensteiner im Nachbarland als je zuvor.
Österreicher arbeiten sogar in der liechtensteinischen Verwaltung und
ein junger liechtensteinischer Diplomat absolviert
gerade ein Praktikum im
österreichischen Aussenministerium und
wird dieses während der kommenden EU-Präsident- schaft unterstützen.
Österreich bleibt ein beliebtes Tourismusziel für viele
Liechtensteiner. Wien hat dabei in den letzten Jahren an Attraktivität
dazu gewonnen. All das stärkt und belebt die Beziehung.
• Wo konnten Sie, Frau Botschafterin,
nach Ihrer eigenen Einschätzung
in der Tätigkeit als Diplomatin
Impulse setzen, die aufgenommen
und umgesetzt wurden?
Ich war die erste liechtensteinische Botschafterin mit Sitz in Wien und
habe 1998 die bilaterale Botschaft hier in Wien eröffnet. Da ging es
zunächst um die Schaffung der materiellen wie inhaltlichen Bedingungen
für die liechtensteinische Präsenz in Wien. Weiters übernahm ich die
konsularische Betreuung der rund 400 in Österreich lebenden
Liechtensteiner, eine Aufgabe, die bis dahin durch die Schweizer
Botschaft in Wien wahrgenommen wurde.
Die liechtensteinische Botschaft in Wien initiiert und betreut einen
grossen Teil der doch sehr dichten und vielseitigen Kontakte, die
zwischen Liechtenstein und Österreich auf Minister- wie Beamtenebene
bestehen. Es ist klar, dass eine Botschaft vor Ort dazu viele Impulse
geben kann.
Erfreulich war die Umsetzung des Projektes der Beteiligung
Liechtensteins über die sogenannten Liechtenstein-Regale an
Bibliotheken, die Österreich vor allem in Reformstaaten aufgebaut hat.
Die Österreich-Bibliotheken bestehen an rund 50 Standorten in Südost-,
Mittel- und Osteuropa und geben Österreich und auch Liechtenstein die
Möglichkeit über Land, Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Literatur
zu informieren und die Menschen für die beiden Länder zu
interessieren. Eine einmalige Gelegenheit für
Liechtenstein, das über ein beschränktes diplomatisches Netzwerk
verfügt.
Die liechtensteinische Vertretung in Wien ist nicht nur Botschaft bei
der Republik Österreich, sondern auch Vertretung bei der Organisation
über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und den Vereinten
Nationen in Wien. Die Arbeit in diesen Organisationen ist ganz
wesentlich für die Tätigkeit der Botschaft in Wien. In diesem Rahmen
konnte ich verschiedene Arbeitsgruppen leiten und Liechtenstein für die
Möglichkeiten zum Austausch und für das «networking», die uns
diese Organisationen bieten, interessieren. Ich freue mich auch
darüber, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, so viele, vor
allem junge Liechtensteiner, für die Arbeit in bzw. für diese
Organisationen und für ein Praktikum an der Botschaft Wien gewinnen zu
können.
• Wie sieht Ihr Zeitmanagement aus,
oder wie kann sich der/die
liechtensteiner Bürger/in
Ihr Tagesprogramm und die Tätigkeit
einer Botschafterin vorstellen?
Relativ viel Zeit nimmt die Routine- tätigkeit als Botschafterin bei
der OSZE, aber auch bei den Vereinten Nationen in Anspruch. Da gibt es
zum einen die Sitzungen aller Botschafter, zum anderen aber relativ
viele Koordinierungssitzungen zu einzelnen Themen mit unseren
traditionellen Partnern. Da ich zudem Doyenne der OSZE Botschafter bin,
muss ich auch eine Reihe von Verpflichtungen im Diplomatischen Corps
wahrnehmen. Als Botschafterin in Österreich geht es vor allem darum,
mit der Politik, der Verwaltung, der Wirtschaft, der Presse und der
Kultur Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Das geschieht auf
vielfältige Weise und beginnt früh morgens und endet oft spät in der
Nacht. Aber das gehört natürlich zum Berufsleben einer Diplomatin.
• Welches sind oder waren für
Ihre Durchlaucht persönlich
wichtige Momente in Ihrer
Tätigkeit als Botschafterin?
Ein wichtiger Moment war der Staats- besuch des Fürstenpaares im März
2004 in Österreich und damit verbunden die Eröffnung des Liechtenstein
Museums in Wien.
• Was wünschen sich Ihre Durchlaucht
persönlich für die Zukunft?
Als Diplomat bei der OSZE und bei den Vereinten Nationen haben wir sehr
oft mit Konflikten, Armut und Elend zu tun. Daher wünsche ich mir mehr
Frieden auf der Welt und mehr Grund zu Optimismus und Zuversicht.