Der Weg in die Selbstständigkeit
Der Zusammenbruch der St. Galler Stickerei-Industrie während des Ersten Weltkrieges (1914–18) zwang Verling, seinen Beruf aufzugeben und sich in schwierigen Zeiten als freischaffender Künstler und Grafiker durchzuschlagen. Trotz Umzug nach St. Gallen blieb er seiner Heimatgemeinde Vaduz eng verbunden und zeichnete vor Ort immer wieder alte Häuser und unzählige Blumen der heimischen Flora.
Sein grafisches Talent konnte Verling bei Illustrationen für Werbezwecke und Etiketten unter Beweis stellen. Daneben schuf er Porträts bekannter liechtensteinischer Persönlichkeiten. Die von ihm gezeichneten Familienwappen und Stammbäume sind Schmuckstücke in liechtensteinischen Wohnzimmern.
Späte Anerkennung 1963 stellte er seine Werke in der Ausstellung «Als Vaduz noch ein Dorf war» einem breiten Publikum vor. Erst ab diesem Zeitpunkt erfuhr der Vaduzer Künstler in Liechtenstein die ihm gebührende Anerkennung. Denn wie das Zitat «… dass man sich seiner etwas mehr erinnern würde» aus einem Leserbrief in der Tageszeitung «Liechtensteiner Vaterland» vom 4. Januar 1939 andeutet, wurde er bei der Vergabe von Aufträgen an liechtensteinische Kunstschaffende allzu oft übergangen.
Im Jahr 1999 – also über 30 Jahre nach Verlings Tod – wurden zu seinen Ehren drei Briefmarken ausgegeben, denen Originalgemälde von Verling als Vorlage dienten. Diese drei Gemälde sind als Leihgaben neben den Briefmarkenentwürfen in der Ausstellung zu sehen.
Die Briefmarken von Eugen Verling
Verling wurde mit der Gestaltung von Postwertzeichenserien mit insgesamt 26 Briefmarken und weiteren Stempel- und Portomarken für Liechtenstein beauftragt. Nach seiner ersten Briefmarke vor 100 Jahren folgten bis 1953 zehn weitere Ausgaben. Er gestaltete jedoch insgesamt 74 Entwürfe, aber ein grosser Teil davon wurde nie realisiert. Vor allem im hohen Alter ging er bei Gestaltungswettbewerben leer aus, die letzten Entwürfe fertigte er noch ein Jahr vor seinem Tod an. Doch gerade auch seine nicht realisierten Briefmarkenentwürfe zeigen die Vielseitigkeit des Künstlers. Neben der Aquarellmalerei bediente sich Verling auch des Linolschnitts.
Ganz im Sinne des Zitats aus dem Leserbrief rückt die Sonderausstellung den liechtensteinischen Künstler ins Rampenlicht. Sie soll an Verling und seine Briefmarken erinnern, die vor 100 Jahren den Weg für die nächste Generation an liechtensteinischen Briefmarkengestaltenden ebneten.
Inhalt der Ausstellung
Die Sonderausstellung «… dass man sich seiner etwas mehr erinnern würde» – Die Briefmarken von Eugen Verling im Liechtensteinischen PostMuseum ist dem Briefmarkenschaffen von Eugen Verling gewidmet, der vor 100 Jahren als erster Liechtensteiner die erste liechtensteinische Briefmarke entwarf. Sie zeigt die grosse künstlerische Vielfalt von Eugen Verling als Briefmarkengestalter anhand von Originalentwürfen, Ausgabemarken sowie weiteren philatelistischen Besonderheiten. Gemälde und Illustrationen für Werbezwecke ergänzen sein künstlerisches Schaffen.
Die Sonderausstellung umfasst rund 150 Exponate. Sie umspannen den Zeitraum von 1919 mit einem Selbstbildnis des Künstlers bis 1999 mit der Würdigung Eugen Verlings, symbolisch dargestellt auf drei Briefmarken.
In der Sammlung des Liechtensteinischen LandesMuseums befinden sich die Originalentwürfe der in Liechtenstein erschienenen Briefmarken. Alle von Eugen Verling gestalteten Briefmarkenentwürfe werden zusammen mit weiteren grafischen Arbeiten Verlings präsentiert. Ergänzende Leihgaben runden die Sonderausstellung ab.
Termine
Führung mit der Kuratorin: Freitag, 6. September 2024, 14.30 Uhr , Liechtensteinisches PostMuseum
Weitere Führungen und Details unter www.landesmuseum.li