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Liechtensteinisches LandesMuseum

Zurück ins Leben - Bilder aus der Haft

Was, wenn Kunst uns weiterbringt?

Gabriela Lademacher, Kunsthistorikerin, Berlin und stellvertretende Vorsitzende des Vereins Art and Prison e.V. ist dieser Frage nachgegangen. «Kunst kann Freude und Wissen vermitteln – Kunst kann nachdenklich machen, irritieren, versöhnen, beschäftigen, bereichern, heilen, Kunst kann aufklären, aufmerksam machen... Welch eine Fülle – wobei die hier aufgeführten Aspekte noch nicht einmal das Gesamt der Möglichkeiten abbilden. Ob wir wollen oder nicht, wir haben Bilder in uns, wir befragen diese Bilder und diese wiederum sprechen in uns, drängen nach aussen, lenken oft unbewusst unseren Alltag, unsere Entscheidungen, unser Miteinander. Die einen abhängig, andere aber auch unabhängig vom jeweiligen Kulturkreis oder der jeweils individuellen Sozialisation.

Was hat das nun mit Art and Prison zu tun, was mit den Künstlern? Hier sprechen wir doch von inhaftierten Personen, die Kunst unter uns kaum bekannten Bedingungen herstellen. Art and Prison gibt uns, aber eben auch den Protagonisten in den Gefängnissen in aller Welt, die Möglichkeit und die Chance, mithilfe der Kunstwerke zu reisen, man könnte es als eine andere Form der Navigation bezeichnen, einer Navigation-Mensch sozusagen. Den Standpunkt zu verändern bedarf der Bewegung: wir gehen etwas an, das Unterwegssein schwingt mit.» 

Unter dem Motto «Zurück ins Leben - Bilder aus der Haft» werden bis zum 12. September 2021 Einsendungen aus dem fünften internationalen Kunstwettbewerb des Vereins Art and Prison e.V. im Liechtensteinischen LandesMuseum gezeigt. Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums und Heinz-Peter Echtermeyer, Vorsitzender Art and Prison e.V.: «In der Rückschau auf das gemeinsame Engagement lassen sich zahlreiche Beispiele nennen, welche die Stabilisierung der Selbstwertschätzung des Einzelnen betreffen, vom Austausch und Ausgleich von Menschen untereinander zeugen und nicht zuletzt zur Verwirklichung der Integration und Resozialisierung von Menschen geführt haben, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und die über die Auseinandersetzung mit der Kunst wieder Fuss gefasst haben. In diesem Sinne sind die Bilder der Ausstellung im Liechtensteinischen LandesMuseum auch

Fortsetzung auf Seite 20

Grusswort I.K.H. Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein

«Zurück ins Leben» war das Thema des fünften internationalen Kunstwettbewerbs, den der gemeinnützige Verein Art and Prison e.V. aus Berlin im vergangenen Jahr 2020 ausgeschrieben hat und an dem fast 500 Gefangene aus fast 20 Ländern teilgenommen haben. Eine Auswahl der von einer namhaften Jury prämierten Arbeiten ist in der aktuellen Ausstellung «Zurück ins Leben – Bilder aus der Haft» im Liechtensteinischen LandesMuseum zu sehen. Die Werke werden hier erstmals präsentiert. Gern habe ich erneut als Schirmherrin den Ehrenschutz für die Ausstellung übernommen, nachdem das Projekt «Art and Prison» nunmehr ein drittes Mal mit einer Ausstellung im Fürstentum zu Gast ist. Der Kuratorin der Ausstellungen, der Künstlerin Frau Cornelia Schmidt-Harmel, die auch den Katalog zur Ausstellung gestaltet hat, gilt mein besonderer Dank. Mit dem Direktor unseres Landesmuseums, Herrn Professor Dr. Rainer Vollkommer, freue ich mich, dass wir von Liechtenstein aus dazu beigetragen haben, dass die vorausgegangenen Ausstellungen im Fürstentum, «Ein halber Quadratmeter Freiheit» (2015) und «Zwischen hier und dort» (2018) zwischenzeitlich u.a. auch im Landesmuseum Örebro (Schweden), in Frankreich (Paris und Strassburg) und auch in meiner Heimatstadt München (Justizpalast) gezeigt werden konnten.

Das Thema «Zurück ins Leben» hat der Verein Art and Prison e.V. ausgeschrieben, als an das Ausmass der Pandemie und die restriktiven Folgen für uns alle noch nicht zu denken war. Die Umsetzung des Themas erfolgte dann allerdings in den Monaten, als auch in den Gefängnissen die Auswirkungen der Coronakrise spürbar wurden. – Sieht man das den Bildern an? Ist es nicht so, dass Pandemie und Inhaftierung plötzlich und absurderweise für uns Parallelen aufweisen? Was kann Kunst im Kontext der je eigenen Lebensperspektive, wenn Freiheit und Grundrechte eingeschränkt werden? Mögen Ausstellung und Katalog dabei helfen, dass die Menschen, denen hier eine Stimme gegeben wird, gehört werden und dass sie uns berühren: in dem, was uns ihre Werke mitteilen, in dem, was uns andere über ihre Werke mitteilen und in dem, was sie uns über uns   selber sagen. Ich wünsche dem Projekt «Art and Prison» auch im zweiten Jahrzehnt seit Gründung des Vereins in diesem Sinne viel Erfolg und Unterstützung in seinem ehrenamtlichen Engagement!

 

Bilder

(v.l.) Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur; Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums; Ingrid Reimold; Heinz-Peter Echtermeyer, Vorsitzender Art and Prison e.V., Berlin; Cynthia Li; Cornelia Schmidt-Harmel,

Kuratorin der Ausstellung; I.K.H. Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein

Igor – TSCHECHIEN, Neues Leben – Hoffnung

Riku – FINNLAND, Dream Escape

Simen – NORWEGEN, Memento Mori

Tavio – ESTLAND, Zurück ins Leben

Dmitry – WEISSRUSSLAND, Flüstern in den Wolken

Karel – TSCHECHIEN, Re - lax

Einblick in die Ausstellung

fotos: © cornelia schmidt-harmel, sven beham, exclusiv, IKR roland korner

 

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