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Klassische Musik in historischem Gebäude

Klassische Musik in historischem Gebäude

Klassische Musik in historischem Gebäude

(Foto: v.l.) Dr. phil Marcus Büchel, (Präsident, Gemeinnützige Stiftung Hagen-Haus), Michael Gerner, (Vizepräsident, Gemeinnützige Stiftung Hagen-Haus), Otmar Hasler (Präsident, Gemeinnützige Stiftung Internationale Musikakademie in Liechtenstein), Martin Hörndlinger (Vertreter der Eigentümerfamilie), Drazen Domjanic (Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein)

Am 15. Dezember 2020 unterzeichneten Vertreter der Stiftung Hagen-Haus und Vertreter der Stiftung Internationale Musikakademie in Liechtenstein in der Ofenhalle der Schaedler Keramik AG in Nendeln die Verträge für das Projekt «Revitalisierung des Hagen-Haus in Nendeln».

Die Internationale Musikakademie in Liechtenstein ist eine der führenden Hochburgen der renommierten musikalischen Ausbildungsorte. Das Konzept der ganzheitlichen Förderung und die absolute Konzentration auf die Bedürfnisse der Stipendiaten verbunden mit einer Auswahl an renommierten Professorinnen und Professoren haben die Musikakademie zu einer begehrten Kaderschmiede gemacht. Die grosse Freude aller Beteiligten, dass die Internationale Musikakademie in Liechtenstein im historischen, denkmalgeschützten Hagen-Haus ihren zukünftigen Sitz hat, war bei der Vertragsunterzeichnung deutlich zu erkennen.

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Das Projekt Revitalisierung des «Hagen-Haus» in Nendeln

Das Projekt Revitalisierung des «Hagen-Haus» in Nendeln

Gegenstand des vorliegenden Projektes ist die denkmalgeschützte Hofstätte an der Feldkir-cherstrasse 18 in Nendeln samt dazugehörigem Umschwung.

Die Wiederentdeckung eines Juwels

1837 wurde das heute als «Hagen-Haus» bezeichnete Anwesen von Baumeister Joseph Anton Seger aus Vaduz im Auftrag von Alois Schlegel und Dominik Öhri an der wichtigsten Ver-kehrsstrasse durch unser Land erbaut. Diesem Standortvorteil Rechnung tragend, wurde 1864 eine k. u. k. Postexpeditionsstelle als erste Post im Liechtensteiner Unterland eingerichtet.
 
Die Hofstätte, bestehend aus Doppelwohnhaus, Stallscheune, Waschhaus und Schützenhäus-chen, ist von grossem kulturgeschichtlichem Zeugniswert. Die Anlage wurde im klassizistischen Stil erbaut, welcher durch einfache geometrische Formen, wie Halbkreise und konsequente Symmetrien zum Ausdruck kommt. Sowohl aus dem äusseren Erscheinungsbild, wie auch aus der Anlage des Innenausbaus, kann man erkennen, dass Rationalität das Leitmotiv für Bauherr und Baumeister war. Die Hofstätte ist als ein Bote der Aufklärung zu begreifen, die nun auch im liechtensteinischen Bauwesen einen ersten Niederschlag gefunden hatte. Sie beeindruckt neben ihrer architektonischen auch durch die handwerkliche Qualität. Dazu kommt: Entgegen dem äusseren Eindruck handelt es sich, wie Experten bestätigen, um die besterhaltene Hofanlage Liechtensteins aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Aufgrund der nationalen Bedeutung des Bauwerks wurde das ganze Ensemble bereits 1988 (sic!) formell unter Denkmalschutz gestellt. Jedoch wurde die Hofstätte nicht mehr bewohnt, was eine zunehmende Verwahrlosung zur Folge hatte. Äusserlich präsentiert sich das Hauptge-bäude mit seiner abbröckelnden Fassade in einem desolaten Zustand, von der Substanz her ist es allerdings ausgezeichnet erhalten.

Seit der Unterschutzstellung vor über 30 Jahren gab es zwar einige Vorstösse, die darauf abziel-ten, die Hofstätte zu renovieren. Allerdings war keiner dieser Initiativen ein Erfolg beschieden.  Weder vermochte die Eigentümerfamilie das Haus zu sanieren, noch konnten sich Gemeinde oder Land dazu durchringen, die Liegenschaft in ihr Eigentum zu bringen, um es zu renovieren. Erfolglos blieben auch Initiativen der Denkmalpflege. Einzig das Hausdach war rechtzeitig mit Mitteln des Denkmalschutzes neu eingedeckt worden, sodass keine Schäden am Gebäude auf-getreten sind.
 
Ein Artikel von Dr. Marcus Büchel im Jahre 2013 im Seniorenmagazin 60PLUS (Das alte Haus von Rocky Docky)  vermochte neues Interesse für das denkmalgeschützte Objekt zu entfachen. Der besagte Artikel lieferte dem Juristen und passionierten Baudenkmalschützer Dr. h.c. lic. iur Walter Matt die Idee zu einem Film, der zur Rettung des verfallenden Juwels aufrufen sollte. Walter Matt schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern fungierte auch als Produzent. Bereits im Oktober 2015 konnte Walter Matt seinen Film s'Hagen-Huus z'Nendla  vor Publikum in der Nendler Primarschule zeigen. Überraschend gross war der Andrang; das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit schien geweckt worden zu sein. 

Im Zuge der neuen Aktivitäten formierte sich ein Freundeskreis Hagen-Haus. Sehr rasch kam man zum Ergebnis, einen Verein zu gründen, der sich ebenso langfristig wie hartnäckig für die Renovation, bzw. Restaurierung der gesamten denkmalgeschützten Liegenschaft einsetzen soll-te. Im Dezember 2015 wurde, wiederum über Initiative von Dr. Walter Matt gemeinsam mit Dr. Marcus Büchel, der gemeinnützige Verein Pro s'Hagen-Huus z'Nendla  aus der Taufe gehoben. Aktuell bilden Michael Gerner, Eschen (Präsident), Philipp Eigenmann, Nendeln (Vizepräsident), Willy Marxer, Ruggell (Kassier), Marcus Büchel, Nendeln (Aktuar), Norbert Batliner, Nendeln (Beisitz) den Vereinsvorstand.

Die Initiativen des Vereins
 
Der neu gegründete Verein wollte sein Ziel dadurch verwirklichen, dass er die Gemeinde Eschen oder das Land dafür zu gewinnen suchte, die Hofstätte zu erwerben. Die Übernahme durch die öffentliche Hand wurde damals als einzige Chance für die Renovation der gesamten Hofstätte sowie deren Nutzung angesehen. Nach den Vorstellungen des Vereins sollte die Nutzung eine möglichst öffentliche sein, wofür sich eine kulturelle, soziale oder andere gemeinnützige Zweckwidmung am besten eignen würde. In diesem Sinne sollte bei Gemeinde und Land Überzeugungsarbeit geleistet werden.
 
In der Folgezeit wurden auch verschiedene Vorstösse unternommen, sie blieben aber erfolglos. Ein Lichtblick war erst 2017 zu erkennen, als der Verein vom Amt für Bau und Infrastruktur eingeladen wurde, Nutzungsideen für das Hagen-Haus einzubringen. Wie sich herausstellte, hatte dieses Amt von der Regierung den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erhalten. Dieses sollte prüfen, ob eine Amtsstelle oder eine «verwaltungsnahe Organisation» in der ehemaligen Hofstätte untergebracht werden könnte. Daneben waren weitere, offene Nutzungsmöglichkeiten vorgesehen. 2018 entschied die Regierung jedoch, das Projekt nicht mehr weiterzuverfolgen. Es war im Gesamtergebnis also festzustellen, dass die seit 2015 gestarteten Initiativen des Vereins, die öffentliche Hand dafür zu gewinnen, selbst tätig zu werden, erfolglos geblieben waren. Und es bestand kein Zweifel, dass sich daran nichts ändern würde. Eingedenk der Tatsache, dass die Eigentümerfamilie die Renovierung selbst nicht schultern konnte, waren wir vom Verein in eine Sackgasse geraten. Somit bot sich seit bald 30 Jahren dasselbe Bild: Es fand sich niemand, der willens und in der Lage gewesen wäre, das Hagen-Haus zu renovieren. Angesichts dieses Be-fundes machte sich Hoffnungslosigkeit breit. Das Schicksal des Hagen-Hauses als verwaistes Denkmal, dem Wind und Wetter zusetzen, schien besiegelt.
 
Eine glückliche Wende - Die Realisierung des Projekts als Privatinitiative

2018 schöpfte der Verein wieder Hoffnung, als eine gemeinnützige Stiftung anbot, sich an den Renovationskosten mit einem bedeutenden Betrag zu beteiligen. Trotzdem schien die für die Renovierung des Gesamtgebäudebestandes erforderliche Gesamtinvestition mittels rein pri-vatem Sponsoring kaum einbringbar. Dazu kam als unüberwindbar scheinende Schwelle der Umstand, dass der zu den Gebäuden gehörige Grund von den Eigentümern mittels Bodentausch hätte erworben werden müssen. Beide Bedingungen zu erfüllen, war ohne Zweifel nicht möglich.

Deshalb versuchten wir eine öffentlich-private Partnerschaft (Public Private Partnership) herzu-stellen. Die Überlegung war die, dass das Land das Grundstück im Tauschverfahren erwerben sollte, wenn es uns gelänge die Renovation privat zu finanzieren. Mit dieser Absicht  konnten mit Regierungschef Adrian Hasler persönlich Gespräche geführt werden. Der Regierungschef hielt unser Ansinnen für eine gute Idee. Er betonte, dass er unser Projekt zur Renovierung und Revitalisierung des Hagen-Hauses für ebenso sinnvoll wie wichtig halte und persönlich davon sehr angetan sei. Er stellte uns in Aussicht, die Beteiligung des Landes abklären zu lassen. Im Endergebnis konnte sich die Regierung indes nicht dazu durchringen, sich zu beteiligen. Nach dem Verzicht der Regierung auf ein eigenes Engagement wird die öffentliche Hand, wie wir noch sehen werden, aber keineswegs abseits stehen. 

Die wundersame Wende stellte sich just 2019 ein, im Jubiläumsjahr der Erlangung der Eigen-staatlichkeit. Die nämliche Stiftung, die bereits angekündigt hatte, uns zu unterstützen, wollte zum Jubiläum 300 Jahre Liechtenstein ein besonderes Zeichen setzen, indem sie für das Nendler Denkmalschutzprojekt einen zusätzlichen, sehr grosszügigen Betrag in Aussicht stellte. Zudem konnte mit einer massgeblichen Förderung gemäss Kulturgütergesetz, respektive Kulturgüter-Beitrags-Verordnung gerechnet werden. Ausser einer älteren Schätzung eines früheren Projek-tes lagen zu diesem Zeitpunkt keine Daten vor, die es erlaubt hätten, die Bau- und Sanierungskosten auch nur annähernd genau zu beziffern. Nichtsdestotrotz konnten wir erstmals von einem substantiellen finanziellen Fundament ausgehen und die Zuversicht fassen, dass sich weitere Sponsoren würden finden lassen.
 
Und auch der zweite gordische Knoten löste sich. Die Eigentümerfamilie Hörndlinger, mit der von Anfang an ein sehr gutes Einvernehmen bestand, unterstützte den Verein in allen Phasen stets tatkräftig. Mittlerweile war das Ziel, die Hofstätte mit privaten Geldmitteln baulich zu sanieren, in erreichbare Nähe gerückt. Es wurde ebenso deutlich, dass es auch mit grössten Anstrengungen nicht möglich sein würde, den Boden auszulösen. Diese Tatsachen führten zu einem Umdenken. So kam es, dass die Anfrage des Vereins, ob für die Familie die Überlassung der Liegenschaft auch im Baurecht denkbar sei, spontan auf Zustimmung stiess. Im Verlaufe der Verhandlungen erklärt sich die Familie bereit, einen Baurechtsvertrag mit einem langen Zeitho-rizont abzuschliessen, wobei der Baurechtszins ausschliesslich auf das Grundstück zu entrichten sein würde. Ohne dieses ungewöhnliche Entgegenkommen der Eigentümerfamilie wäre der Pla-nungsprozess bereits an diesem Punkt wieder zum Erliegen gekommen. Das war natürlich eine äusserst erfreuliche Botschaft, denn sie bedeutete den Durchbruch.
 
Was noch fehlte, war eine überzeugende Nutzung der Gebäude. Diese sollte den Statuten des Vereins gemäss eine gemeinnützige sein, mit kultureller oder sozialer Ausrichtung. Es war nie die Absicht des Vereins, als Betreiber aufzutreten und somit die Liegenschaft selbst zu verwal-ten. Es musste also eine Organisation gefunden werden, die diesen Kriterien entsprechen würde. 

Der ideale Nutzer des Anwesens fand sich in Nendeln. Für Dorfbewohner gehörte es zum ge-wohnten Bild, Celli mit Beinen durch die Schulstrasse und das Oberstädtle wandeln zu sehen. Die Beine gehören, wie man wusste, Studenten der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein (IMA), die von ihrer Ausbildungsstätte zu den Unterkünften unterwegs sind. Aus dieser Beobachtung heraus wurde die Idee geboren, die Musikakademie darauf anzusprechen, ob sie an der Liegenschaft Interesse hätte. Zweifellos würde diese die Kriterien Gemeinnützigkeit und kulturelle Ausrichtung erfüllen. Und tatsächlich befanden sich die Proponenten der Musikakademie just zu dem Zeitpunkt auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude. Ein solches mit einem Saal, welcher für Konzerte geeignet gewesen wäre, hatte sich aber nicht finden lassen. Unser Angebot kam genau zum richtigen Zeitpunkt - erneut eine glückliche Fügung.

Vertreter des Vereins und der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein entschlossen sich, die Liegenschaft unverzüglich in Augenschein zu nehmen. Präsident und Geschäftsführer der Akademie waren vom Anwesen begeistert. Bereits der erste Eindruck liess erkennen, dass die Gebäude ebenso wie die gesamte Liegenschaft den Nutzungsbedürfnissen der Akademie in geradezu idealer Weise entsprechen würden. Dieser erste Befund sollte sich in einer Machbarkeitsstudie später bestätigen. Auf die-ser Grundlage wurde beschlossen, eine Partnerschaft anzustreben. 

Das Puzzle mit den erforderlichen Bedingungen für die Realisierung des Projektes war damit beinahe komplett.

Unter diesen nunmehr gewendeten, gewiss hervorragend zu nennenden Voraussetzungen, be-schloss der Vorstand des Vereins am 17. Juli 2019, die Intensivphase des Projektes zu starten und dieses unter Einbezug von Fachleuten voranzutreiben. Insbesondere galt es, die bisherigen Ideen in architektonischer und wirtschaftlicher Hinsicht auf Realisierbarkeit zu prüfen, die Ver-träge auszuarbeiten und nicht zuletzt noch ehebliche Geldmittel aufzutreiben.
 
Stiftung Internationale Musikakademie in Liechtenstein

In Nendeln hat die Internationale Musikakademie in Liechtenstein nicht nur ihren Sitz, sondern hier findet auch die Ausbildung statt. Die Akademie ist eine Ausbildungsstätte für hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker aus Liechtenstein sowie aus aller Welt. Sie strebt die Position einer führen-den Institution in der internationalen Musikwelt mit fester Verankerung in Liechtenstein an und will eine anerkannte Institution für die Heranbildung der jungen Musikerelite durch internationalen Grössen ihres Fachs sein. Die Musikakademie stellt die ganzheitliche Persönlichkeitsent-wicklung der jungen Menschen in den Mittelpunkt und bietet ihnen zusätzlich zur musikalischen Förderung einmalige Entwicklungserfahrungen. Dieses Profil mit musischer Bildung auf hohem Niveau sowie die Verbindung von Dorf und Welt erschien dem Vereinsvorstand ideal, um das Hagen-Haus wiederzubeleben, sowie als Stätte von Kultur und Bildung auferstehen zu lassen.
 
Zwischen den Mitgliedern der Vereinsvorstands und den führenden Persönlichkeiten der Aka-demie - Präsident Otmar Hasler, Vizepräsident Dr. Olav M. Behrens, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter Drazen Domjanic – entwickelte sich rasch eine vertrauensvolle Beziehung, auf Basis derer das gemeinsame Projekt effizientes vorangetrieben werden konnte.

Die Machbarkeitsstudie 

Mit einer Fläche von insgesamt 1'246 Quadratmetern und einem Rauminhalt von 4'555 Ku-bikmetern weisen die vier Gebäude der Hofstätte eindrückliche Dimensionen auf. 
Die Machbarkeitsstudie, die die beiden Partner in Auftrag gaben, ging vom Bedarf der Akademie aus. Dieser besteht aus Wohnräumen für rund ein Dutzend Studierende, sowie für Dozenten. Des Weiteren werden Unterrichtsräume für die Professoren und Musikstudenten, Büroräume, Sitzungszimmer, Aufenthaltsräume, Küche und Bibliothek benötigt. Einen Konzertsaal zu bekommen - ein solcher hat bisher gefehlt -, ist ein wesentliches Anliegen der Musikakademie. Im Kern kam die Studie  zum Ergebnis, dass sich die Liegenschaft in perfekter Weise als Campus eignet. Und die Akademie würde die gesamte Liegenschaft nutzen und bewirtschaften können.
 
Darüber hinaus sollten die renovierten Gebäulichkeiten - darin bestand bei beiden Partnern Ei-nigkeit - auch für andere Nutzer, vor allem aus dem Dorf und dem ganzen Land, geöffnet wer-den. Den externen Nutzern soll ein attraktives Ambiente für Vorträge, Ausstellungen, Auffüh-rungen und Proben zur Verfügung gestellt werden, wodurch das kulturelle und soziale Leben zusätzlich eine Bereicherung erfahren wird.
 
Für die Erstellung der Machbarkeitsstudie konnte das renommierte Architekturbüro Cukrowicz und Nachbaur aus Bregenz gewonnen werden. Das Büro verfügt über Erfahrung im Konzert-hausbau. 2017 gewann es den Projektwettbewerb für das neue Konzerthaus in München. Diese Expertise wird uns zugutekommen. Was ist nun geplant?

Stallscheune wird zum Konzertsaal 

Das Wohnhaus, sowie die Stallscheune sind für die Denkmalerhaltung die bedeutendsten Teile der gesamten Hofstätte. Dementsprechend werden die Sanierungsarbeiten nach den besten fachlichen Kriterien mit grösster Sorgfalt auszuführen sein, was hohes handwerkliches Können erfordern wird. Die erforderlichen Modernisierungen werden sich konsequent nach den Kriterien der Denkmalpflege richten. Der Leiter der Denkmalpflege wurde von Anfang an miteinbezogen. Er wird die gesamte Renovierung von Amtes wegen fachlich begleiten.
 
Das Haupthaus wird das bleiben, was es immer war: Ein Wohngebäude mit Wirtschaftsräumen. Es wird die Studentenzimmer, die gleichzeitig als Übungsräume dienen, Wohnzimmer und Büros aufnehmen. Im Dachgeschoss kann eine Bibliothek eingerichtet werden, die als grosser Mehrzweckraum dienen wird.

Eine völlig neue Funktion wird die alte Stallscheune erhalten: Sie wird zu einem Konzertsaal umgebaut. Aufgrund seiner Dimensionen (Höhe, Grundfläche) und Materialität bietet sich das alte Tenn geradezu an, in einen Konzertsaal umfunktioniert zu werden. Die Machbarkeitsstudie untermauerte eindrücklich den ersten positiven Eindruck beim Anblick des alten Tenns. In der von uns in Auftrag gegebenen Expertise gelangten die Bauphysiker zum Ergebnis, dass der Umbau zum Konzertsaal gut möglich ist, was an der viel befahrenen Strasse alles andere als selbstverständlich scheint. Mit den üblichen technischen Massnahmen könne eine Akustik er-reicht werden, wie sie für Konzertsäle erforderlich ist.

Im Konzertsaal werden kleine und grosse Musikformationen - gedacht wird bei letzteren insbe-sondere an das Symphonieorchester Liechtenstein - einen idealen Ort für ihre Probearbeiten und ebenso für Aufführungen vor Publikum vorfinden. Bis zu 120 Zuhörer werden darin Platz finden. Der Saal wird mit modernem technischem Equipment ausgestattet, welches Aufnahmen auch für Lifestreamings ermöglichen wird.
 
Neubau
 
Neben der Renovierung und zweckmässigen Umgestaltung der historischen Gebäude ist die Errichtung eines neuen Gebäudes gegenüber der Stallscheune geplant. Dieser Neubau soll eine Küche, den Speisesaal, weiters Sanitäranlagen, die Technikräume für die gesamte Liegenschaft sowie Lagerräume aufnehmen. Bei Konzertbetrieb wird der Neubau als Foyer dienen. Die Infra-struktur wird also sowohl von den Studenten und vom Personal der Musikakademie als auch von den aufführenden Künstlern und dem Publikum genutzt werden. Zudem ist im ersten Ober-geschoss eine Professorenwohnung vorgesehen.

Kosten und Finanzierung

Für die Ermittlung der aus der Architektur- bzw. Machbarkeitsstudie resultierenden Kosten wurde Josef Mahlknecht, von der Firma Baudata mit Sitz in Schaan und Vaduz, beigezogen. Gemäss Kostenrechnung des Experten ist für die Renovierung der drei historischen Gebäude sowie für die Erstellung des Neubaus mit einem Gesamtaufwand in Höhe von ca. CHF 8,8 Mio. zu rechnen. Anzustreben sind zudem besondere Baureserven, die von Fachleuten bei Altbausanierungen für erforderlich angesehen werden.
 
Das gesamte Bau- und Umbauprojekt wird, abgesehen von der staatlichen Förderung, aus-schliesslich mit privaten Mitteln finanziert. Für die Renovierung der vier  historischen Gebäude ist mit einem erheblichen finanziellen Beitrag nach dem Kulturgütergesetz zu rechnen. Seit Juli 2019 hatten sich die Vorstandsmitglieder intensiv auf die Suche nach weiteren Finanzmitteln gemacht. Unser Projekt, das Hagen-Haus zu revitalisieren, fand eine sehr erfreuliche Resonanz, ja wir erhielten begeisterten Zuspruch. Mittlerweile liegen von Stiftungen und Privatpersonen finanzielle Zusagen in einer Höhe vor, die es uns erlaubt, das Bauvorhaben gut abgesichert in Angriff zu nehmen. Die Stiftung Hagen-Haus verfolgt das Ziel, das Bauvorhaben zur Gänze mit eigenen Finanzmitteln zu realisieren, ohne also Fremdmittel in Form von Hypotheken in An-spruch nehmen zu müssen.

Wir werden unser Fundraising in den nächsten Monaten und Jahren fortzusetzen haben. Es gilt, zusätzliche finanzielle Mittel für in der Machbarkeitsstudie nicht aufgenommene, noch brachlie-gende Bauteile sowie für die Umgebungsgestaltung zu lukrieren. Baureserven sind für Unvor-hergesehenes bei Renovationen sowieso erforderlich, müssen aber auch für konservatorische Massnahmen zur Verfügung stehen. Vor allem aber gilt es, den Konzertsaal mit der für einen zeitgemässen Musikbetrieb erforderlichen Technik auszustatten. Dann fehlen nur noch die Kon-zertflügel sowie Übungsinstrumente und die Musiker können zu spielen beginnen. 
Eingedenk der hemmenden Wirkung der Coronamassnahmen und die dadurch bewirkte Verzö-gerung, können alle Mitwirkenden sehr zufrieden sein mit dem raschen Fortgang des Projektes. Nach nur eineinhalb Jahren sind alle vertraglichen, rechtlichen, planerischen und finanziellen Voraussetzungen erfüllt.

Projektstand zum Jahresende 2020 und Bilanz

Seit Anbeginn der Intensivphase im Juli 2019 sind neben den direkten Vertragspartnern - Ei-gentümerfamilie und Musikakademie - sämtliche relevanten Akteure eng in die Planung mitein-bezogen worden: Denkmalpflege und weitere Behörden, Architekten, Bauplaner, Finanz- und Rechtsexperten. Eine besonders wichtige Rolle spielt bei unserem Bauvorhaben natürlich die Denkmalpflege. Mit deren Leiter wurden intensive Gespräche geführt. Von dieser Amtsstelle wurde stets betont, wie wichtig die Renovierung und Revitalisierung sei, da es sich bei der Nendler Hofstätte Nr. 30 um ein herausragendes Objekt von nationaler Bedeutung handle. We-gen der besonderen kulturellen Bedeutung der Hofstätte sowie aufgrund des Sachverhaltes, dass es sich um eine  private Bauherrschaft handelt, könne, so das Amt, mit einem dementsprechend hohen Förderungssatz gerechnet werden.

Am 7. Juli 2020 wurde vom Vorstand des Vereins Pro s'Hagen-Huus die Stiftung Hagen-Haus gegründet und anschliessend im Handelsregister eingetragen. Der Stiftungsrat setzt sich aus folgenden Personen zusammen: Dr. phil. Marcus Büchel, Nendeln (Präsident), Michael Gerner, Eschen (Vizepräsident), sowie den weiteren Mitgliedern Norbert Batliner, Nendeln; Philipp Eigenmann, Nendeln; Willy Marxer, Ruggell; Dr. iur. Michael Ritter, Eschen und Fer-dinand Schurti, Triesen.

Die Stiftung Hagen-Haus löst den Verein als Hauptakteur der Revitalisierung der Hofstätte an der Feldkircher Strasse ab. Durch die Gründung der Stiftung wird der Verein Pro s'Hagen-Huus sein statutarisches Hauptziel, die denkmalschutzgerechte Renovation der Liegenschaft auf den Weg zu bringen, erreicht haben. Letzterem ist die Rolle eines Fördervereins zugedacht.
 
Am 15. Dezember 2020 wurden schliesslich der Baurechtsvertrag zwischen Stiftung Hagen-Haus und Eigentümerfamilie mit einer Laufzeit von 70 Jahren sowie der Vertrag zwischen der Stiftung Hagen-Haus und der Internationalen Musikakademie (Nutzungsvereinbarung) unter-zeichnet. Die Nutzungsvereinbarung wurde mit einer garantierten Laufzeit von 15 Jahren abge-schlossen, wobei vorgesehen ist,  dass das Vertragsverhältnis darüber hinaus verlängert werden kann. Der erfolgreiche Abschluss dieses Vertragswerkes wurde noch am selben Tag an einer Pressekonferenz öffentlich bekannt gemacht.

Und als letzten Akt beschloss die Stiftung Hagen-Haus noch im Dezember, den Startschuss für das Bauvorhaben zu geben. Im neuen Jahr wird mit der Detailplanung begonnen werden - der erste Schritt zur Realisierung des Herzenswunsches.
Es sieht gut aus für unser kulturelles Erbstück: In drei Jahren wird das Juwel von Nendeln in neuem Glanz erstrahlen. 

Impressum: Text: Dr. Marcus Büchel
Herausgeber: Stiftung Hagen-Haus 
Nendeln, im Dezember 2020  

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