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Die Trennung von Geld und Politik: Ein Argument für privates Geld?

Die Trennung von Geld und Politik: Ein Argument für privates Geld?

S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein während der Willkommensrede
S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein während der Willkommensrede

XVII. Gottfried von Haberler Konferenz in Vaduz mit internationalen Fachexperten

Vaduz, 12. Mai 2023. Unter dem Titel «Taking Money out of Politics: A case for Private Money?» widmete sich die XVII. Gottfried von Haberler Konferenz vom 12. Mai 2023 erneut einem hochaktuellen und brisanten Thema. International führende Wissenschaftler und anerkannte Experten wie der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank Otmar Issing diskutierten, ob es an der Zeit sei, das staatliche Währungsmonopol zu hinterfragen und nach Alternativen zu suchen.

Gibt es Argumente für eine Denationalisierung des Geldes im Sinne des österreichischen Ökonomen Friedrich von Hayek – eine klare Trennung zwischen Geld und Staat? International renommierte Wissenschaftler und Experten diskutierten an der diesjährigen Gottfried von Haberler Konferenz, was die Einführung digitaler Zentralbankwährungen mit bürgerlichen Freiheiten zu tun hat, mit welchen Methoden und Gründen Regierungen weltweit das alleinige Recht auf Geldschöpfung beibehalten, und ob diese Entwicklungen die Souveränität der Menschen vermindern. Referenten waren u.a. der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank Otmar Issing sowie NZZ Ressortleiter Wirtschaft Peter Fischer.

S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein, Gastgeber der Konferenz: «Heute ergründeten wir gemeinsam Alternativen zu Geld, das der freien Willkür der Politik ausgesetzt ist. Mit der internationalen Gottfried von Haberler Konferenz bieten wir eine Plattform, welche die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von Prinzipien wie Eigenverantwortung, unternehmerischer Freiheit, freier Marktwirtschaft und einem sinnvollen Mass staatlicher Aktivität wieder vermehrt ins öffentliche Bewusstsein rückt.»

Die Internationale Gottfried von Haberler Konferenz wird einmal im Jahr von der European Center of Austrian Economics Foundation (ECAEF) organisiert und fand nun bereits zum 17. Mal statt.

Das Wichtigste aus den einzelnen Referaten:

Otmar Issing: Das Statut der EZB – Ein Garant für einen stabilen Euro?
Otmar Issing, ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, erklärte gleich zu Beginn, dass ihn Gottfried von Haberler stark beeinflusst habe. Daraufhin ergründete er die Währungsunion der EU als politische Idee, deren Fokus nicht auf der Wirtschaft gelegen habe: Nachdem frühere Anläufe gescheitert waren, wurde 1992 der Vertrag von Maastricht zur Gründung einer Wirtschafts- und Währungsunion unterzeichnet. Ein wichtiger Bestandteil dieses Vertrags war das Statut der künftigen europäischen Notenbank. Umrissen wurde ihre Unabhängigkeit, der Vorrang der Preisstabilität und das Verbot der monetären Finanzierung. Damit wurden die Grundlagen für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik in einem völkerrechtlichen Vertag verankert, der nur einstimmig geändert werden kann. In der Realität sieht Issing die Unabhängigkeit der Notenbank jedoch zunehmend gefährdet, weil sie «übergriffig geworden sei»: Sie habe eigentlich kein politisches Mandat, fördere jedoch gleichzeitig z.B. nachhaltige Finanzierungen.

Guido Hülsmann: Über die Ethik der Geldproduktion und ihre Folgen
Die heutigen Währungsordnungen weltweit ähneln sich in ihrem grundlegenden Aufbau und ihren grundlegenden Eigenschaften: Es handelt sich in fast allen Fällen um weitgehend verstaatlichte Geldsysteme, die um eine Zentralbank organisiert sind. Diese Systeme sind weitaus stärker zentralisiert und hierarchisiert als frühere Geldordnungen. Sie beruhen zudem auf tiefgreifenden staatlichen Eingriffen in die Gewerbefreiheit, die sich anhand privatrechtlicher Kriterien nicht begründen lassen. Guido Hülsmann besprach die wichtigsten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Folgen, die diesen Brüchen der Privatrechtsordnung entspringen.

Thorsten Hens: Die Inflation ist zurück - warum?
Während der globalen Finanzkrise löste man die Liquiditäts- und Vertrauenskrise durch Quantitative Easing, also durch das Drucken von Geld. Entgegen der Lehre von Milton Friedman entstand daraus jedoch keine Inflation, denn die Liquidität wurde zur Sanierung der Bankbilanzen verwendet und kam nie in den Taschen der Konsumentinnen und Konsumenten an. Während der nächsten grossen Krise, der Covid-19 Pandemie, drehten alle Zentralbanken wiederum den Geldhahn auf. Diesmal wurde das Geld aber direkt an die Konsumentinnen und Konsumenten verteilt, was zu der aktuellen Inflation führte, argumentierte Thorsten Hens.

Nicolas Cachanosky: Using «Dollarization» to Fight Inflation
Einige Länder scheinen nicht in der Lage zu sein, sehr hohe, schwankende Inflationsraten zu vermeiden. Argentinien und Venezuela sind zwei aktuelle Beispiele. Wenn der institutionelle Rahmen eines Landes ernsthaft erodiert sei, werde die Dollarisierung – also die Erweiterung oder gar Ersetzung seiner Landeswährung durch den US-Dollar – oft zur einzigen Möglichkeit, Stabilität wieder herzustellen, so Nicolas Cachanosky. Die Dollarisierung führe zu einem stabileren Geldmengenverhalten und einer stärkeren Verbindung zu verlässlichen ausländischen monetären Institutionen, die das in Schwierigkeiten geratene Land nicht herstellen könne. Die Weiterführung einer Zentralbank in einem solchen Land werde dann zu einem unnötigen Risiko.

Lawrence H. White: Gold or Bitcoin as Alternatives to Fiat Money
Fiatgelder – also Zahlungsmittel, die von einer Regierung künstlich erschaffen wurden, wie der Euro und alle aktuellen Währungen – entwickelten sich schlecht, urteilte Ökonom Lawrence H. White. Die Preisinflation ist auf zweistellige Werte angestiegen, und die erratische Geldpolitik habe die Stabilität des Bankensystems untergraben. Um Inflation zu vermeiden, müsse man das Wachstum der Geldmenge kontrollieren, was wirksame institutionelle Beschränkungen erfordere. Ein möglicher Ansatz bestehe darin, der Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken Regeln aufzuerlegen. Doch White zog eine andere Lösung in Betracht: Einen Geldstandard, der kein Fiatgeld wäre und die Geld-Emittenten besser disziplinieren würde.

George Selgin: Forward to the Past? Hayek, Free Banking, and the Cryptocurrency Revolution Mitte der 1970er Jahre wagte Friedrich A. von Hayek, der Nobelpreisträger von 1974, die Behauptung, dass private Unternehmen – wenn man ihnen denn eine Chance gäbe – bessere Währungen erstellen würden, als es Regierungen je getan haben. Seine aufsehenerregende Behauptung ermutigte einige, private Währungssysteme zu prüfen, insbesondere sogenannte frühe «freie Bankensysteme», in denen die Währung hauptsächlich aus einlösbaren Papierscheinen bestand, die von konkurrierenden Geschäftsbanken ausgegeben wurden. Hayeks Überlegungen zu privaten Geldern waren völlig hypothetisch, als er sie diskutierte. Das hat sich geändert: In wichtigen Aspekten ähneln einige Kryptowährungen Hayeks privaten Fiatgeldern. Einlösbare Stablecoins hingegen ähneln altmodischen, einlösbaren Banknoten, da sie umlaufende, auf die Inhaber lautende Ansprüche auf eine andere Art von Geld sind.

Alan Futerman: Bitcoin, Stablecoins, and the Dangers of CBDCs
Digitale Zentralbank-Währungen gewinnen zunehmend an Aufmerksamkeit. Obwohl sie in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt sind, stellen viele Expertinnen und Experten diese monetären Neuheiten als die Zukunft des Geldes dar. Fälschlicherweise werden sie oft mit Kryptowährungen verglichen. Doch die beiden Hauptmerkmale von Bitcoin, der wichtigsten Kryptowährung, sind Datenschutz und Dezentralisierung, während digitale Währungen der Zentralbanken genau das Gegenteil darstellen und daher im Wesentlichen als Anti-Bitcoin bezeichnet werden können, argumentierte Alan Futerman.

ECAEF in Kürze
Die European Center of Austrian Economics Foundation (ECAEF) ist ein liberaler Think Tank mit Sitz in Vaduz, Liechtenstein. ECAEF begrüsst die Tradition der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und fördert durch verschiedene Aktivitäten das Verständnis für die Theorien und das Wissen dieser Denkschule. ECAEF steht ein für Selbstverantwortung, Unternehmertum, freie Marktwirtschaft und ein sinnvolles Mass an staatlichen Aktivitäten. Mit der Gottfried von Haberler Konferenz möchte ECAEF der Öffentlichkeit eine andere Perspektive auf wirtschafts- und gesellschaftspolitische Entwicklungen aufzeigen und zur positiv-kritischen Auseinandersetzung mit relevanten Zeitthemen anregen. (www.ecaef.org)

Quelle: Text und Fotos: © Laura Gianesi, LGT Gruppe Holding

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