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meine Werke in einer Einzelausstellung in einem Nationalmuseum ausgestellt sind.
Was erwartet die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung. Aus welcher Phase Ihrer künstlerischen Tätigkeit sind die ausgestellten Werke?
Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung finden meine jüngsten Arbeiten. Viele Menschen schätzen meine ersten Werke, ich bevorzuge immer was ich heute mache... Ich glaube daran: Das letzte ist immer das beste. Es ist zeitgenössischer, voller Innovation. Grundsätzlich liebe ich alle meine Arbeiten. Meine Werke waren stets von Fortschritt und Entwicklung geprägt. Ich begann als Landschaftsmaler, wendete mich davon aber Ende der 80er Jahre langsam ab, um mich mehr auf figurative Arbeiten zu konzentrieren. Mitte der 90er Jahre verspürte ich den Wunsch, meine Liebe zum Design mit der Malerei zu verbinden, dekorative Elemente zu integrieren. In den frühen 2000er Jahren verlagerte sich meine Aufmerksamkeit und führte zu der charakteristischen «konvexen Leinwand», die ab dem Jahr 2000 zur tragenden Säule meiner Kunstwerke wurde.
In den späten 2000er Jahren begann ich mit völlig anderen Materialien zu experimentieren, die häufig von der skulpturalen Form der konvexen Leinwand bestimmt wurden.
Dies war auch der Beginn meiner Hinwendung zum Minimalismus, und da begann ich, andere Oberflächen (Aluminium) zu erkunden, Texturen und Medien (Lackfarbe und Emaille) sowie symmetrische Formen – wie der Kreis. Zu dieser Zeit begann ich mich mit der glatten Fassade von Aluminium zu beschäftigen. Ich nehme an, ich habe mich schon immer dazu hingezogen gefühlt, meine unmittelbare Landschaft darzustellen – mit den Farben und dem Licht – und Elemente der traditionellen Architektur und des Designs des Mittleren Ostens auf zeitgemässe Weise zum Ausdruck zu bringen. Meine jüngsten Arbeiten sind von Design und Architektur beeinflusst. Und ich hoffe, den Besucherinnen und Besucher gefallen meine Werke.
Für den Herbst ist eine weitere Ausstellung geplant. Dürfen wir darüber schon etwas erfahren?
Wir zeigen in der zweiten Ausstellung im Herbst Werke aus verschiedenen Epochen. Von den späten 70er Jahren, Anfang der 80er Jahre, aber auch Werke der 90er Jahre und von heute, Werke aus jeder Periode meines Schaffens. Eine Ausstellung, die meine Herkunft wiederspiegelt, die Gegenwart zeigt und in die Zukunft blickt.
Wir bedanken uns bei Scheich Rashid Al Khalifa für das Interview.
«Spectrum» verwendet traditionelle nah- und mittelöstliche Architekturgrundsätze, wie sie im gesamten Erbe des bahrainischen Künstlers Scheich Rashid Al Khalifa zu sehen sind, und setzt sie durch das Spiel mit strukturellen Attributen in einen zeitgenössischen Kontext. Darüber hinaus integriert Scheich Rashid Al Khalifa eine spezifische Palette mit Tönen, die für die Landschaft seines Landes charakteristisch sind. Trotz der Körperlichkeit und Monumentalität seiner Arbeiten, die sich im Laufe der Jahre mit der Umgebung, die ihn schon lange inspirierte, gewandelt haben, stellen wir, wenn wir die Essenz von Scheich Rashid Al Khalifa Werk wirklich verstehen wollen, fest, dass er eine sehr bewusste Reise hinter sich hat. Er war schon immer bestrebt, die Grundsätzlichkeit des Lebens durch die Kontraste, die er regel- mässig in seiner unmittelbaren Umgebung beobachtet zum Ausdruck zu bringen.
In jüngerer Zeit reflektiert Scheich Rashid Al Khalifa in seiner Spectrum-Serie die «Regeln der Wiederholung» in der islamischen Kunst, eines der wichtigsten ästhetischen Prinzipien der islamischen Archi- tektur. Die Häufigkeit und Wiederholung einer Form in der islamischen Kunst, wie komplex sie auch sein mag, schafft die Illusion der Unendlichkeit, wobei der Rahmen, der das Muster hält, nebensächlich ist: Das symmetrische Muster setzt sich über die Grenzen des Rahmens hinaus fort. Aus diesem Zustand der Unendlichkeit erwächst Harmonie.
Spectrum greift solche Prinzipien auf und modernisiert sie, indem es mit strukturellen Merkmalen spielt, die auch an die zeitgenössische arabische Architektur erinnern, und zusätzlich eine spezifische Farbpalette und Farbtöne integriert, die für die Landschaft Bahrains charakteristisch sind. Wenn Spectrum von einer Farbe in eine andere übergeht, ändert sich auch seine Identität. Jedes Werk ist abhängig von seiner Platzierung in der Umgebung, dem emotionalen Zustand des Betrachters und natürlich vom Geist des Künstlers, der die Farben bewusst auswählt und kombiniert. Durch diese unendlichen Möglichkeiten der Farbkombinationen ruft jedes Spectrum ein anderes Gefühl, eine andere Empfindung oder einen anderen Gedankenprozess hervor.
Die Ausstellung im Liechtensteinischen LandesMuseum dauert bis Sonntag, 4. September 2022.
Weitere Informationen: www.landesmuseum.li
Fotos:
Stefan Batliner, Vizepräsident des Stiftungsrates des Liechtensteinischen LandesMuseums, Scheich Rashid Al Khalifa, Prof. Dr. Rainer Vollkommer
Scheich Rashid Al Khalifa, Silvia Abderhalden, Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums
Scheich Rashid Al Khalifa
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