Im Oktober nahm ich zum zweiten Mal an der Architekturbiennale in Venedig teil. Ich besuchte insbesondere den im Auftrag der Regierung von der Universität Liechtenstein gestalteten Liechtenstein Beitrag mit dem Titel «EWASTE».
Ein wichtiger Austausch mit anderen Ländern fand bei der ersten Durchführung des Kulturministertreffens der deutschsprachigen Länder in Luxemburg statt.
Welche Herausforderungen oder Schwierigkeiten haben sich im Laufe des Jahres für das Kulturministerium ergeben und wie wurden sie bewältigt?
Das Kulturdossier ist vielfältig und facettenreich. Ich bin dankbar, dass sich die Interessengemeinschaft Kunst und Kultur gebildet hat und Themen aufgreift, die Kulturschaffenden unter den Nägeln brennen, wie beispielsweise deren soziale Absicherung.
Auch erwähnenswert ist der Wechsel im Direktorium des Liechtensteinischen Landesmuseums, der für den Stiftungsrat mit viel Arbeit verbunden war. Aufgrund dieser Entscheidung konnte das Budget nicht wie vorgesehen eingehalten werden, sodass die Regierung beim Landtag einen Nachtragskredit beantragt hat. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass der Stiftungsrat mit Andrea Kauer Loens eine gute Leitung finden konnte, die dem Landesmuseum im kommenden Jahr einen Neustart ermöglichen wird.
Welche kulturellen Initiativen oder Projekte hatten in diesem Jahr Priorität für Ihr Ministerium, und welche Auswirkungen hatten sie auf die Kulturszene?
Ein besonders bedeutendes Thema ist zweifellos die Burg Gutenberg. Die Weiterentwicklung der bestehenden Nutzungsmöglichkeiten steht im Vordergrund. Im November wurde ein Trägerverein gegründet, der zukünftig den Betrieb übernehmen soll. Dies soll die Türen für eine noch breitere Palette von Nutzungsmöglichkeiten und eine gemeinsame Vermarktung der vielfältigen Aktivitäten auf Burg Gutenberg öffnen.
Wie hat sich die Kulturförderung und -unterstützung im Jahr 2023 entwickelt, und gibt es neue Programme oder Massnahmen, die Sie in diesem Zusammenhang hervorheben möchten?
Die staatliche Kulturförderung wird über die Kulturstiftung kanalisiert. Die Kulturstiftung ist politisch unabhängig. Sie ist verantwortlich unter anderem für Förderbeiträge und Leistungsvereinbarungen, die Durchführung kultureller Projekte und Veranstaltungen, den Betrieb des Engländerbaus, die Beratung von Kulturschaffenden, Ankäufe von Werken und Werkaufträge sowie kulturelle Wettbewerbe. Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Förderanträgen, den die Kulturstiftung erfolgreich bewältigt.
Neben dieser Entwicklung gibt es auch andere Initiativen der Regierung, die ich erwähnen möchte. Liechtenstein nimmt in der aktuellen Programmperiode 2021 - 2027 am EU-Förderprogramm «Kreatives Europa» teil. Auf dieser Grundlage bietet das Land Kulturschaffenden zusätzliche Möglichkeiten zur Einreichung von Projekten und zur Projektförderung.
Welche Massnahmen wurden ergriffen, um die kulturelle Vielfalt und den kulturellen Austausch in unserem Land zu fördern, und welche Bedeutung messen Sie diesem Aspekt bei?
Die staatliche Kulturförderung achtet die Unabhängigkeit, Freiheit und Vielfalt der kulturellen Tätigkeit. Dies ist ein zentraler Leitsatz. Die Kulturstiftung bemüht sich, mit den ihr zur Verfügung stehenden Budgetmitteln, eigenen Projekten sowie dem Ankauf von Werken und Werkaufträgen so viele Kulturschaffende wie möglich zu unterstützen.
Ein weiteres bedeutendes Thema in diesem Kontext ist der Austausch mit den liechtensteinischen Kulturinstitutionen. Das Amt für Kultur organisiert jährlich einen «Kulturtalk». Bei dieser Gelegenheit habe ich die Möglichkeit, mit verschiedenen Kulturakteuren des Landes in Austausch zu treten, ihre Tätigkeiten zu erfahren, Prioritäten zu verstehen und herauszufinden, wo der Bedarf besteht. Insgesamt ist Liechtenstein klein und wir haben kurze Wege, was bedeutet, dass wir nah am Geschehen sind, auch im Kulturbereich.
Welche bestehenden kulturellen Projekte oder Initiativen planen Sie in den kommenden Jahren weiterzuführen oder auszubauen? Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit diesen Projekten?
Ich möchte hier beispielhaft vier Projekte nennen.
Die Burg Gutenberg wird uns weiter begleiten. Diese einzigartige Immobilie im Besitz des Landes bietet ein enormes Potenzial, das noch weiter ausgeschöpft werden kann.
2024 soll die renommierte Skulpturenausstellung «Bad Ragartz» auch wieder in Liechtenstein stattfinden, was hoffentlich viele Besucherinnen und Besucher nach Vaduz locken wird.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Aussenkulturpolitik in meinem Ministerium. Hier geht es darum, die liechtensteinische Kultur in all ihrer Vielfalt im Ausland zu zeigen und so gleichzeitig Liechtensteiner Kulturschaffenden die Möglichkeit zu bie- ten, grenzüberschreitend tätig zu werden. Hier arbeiten wir oft mit der Kulturstiftung zusammen. Von grosser Bedeutung ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Staaten und besonders mit benachbarten Regionen, um bestehende Schauplätze wie beispielsweise die Biennale in Venedig, das Poolbar Festival in Feldkirch oder den Printemps des Poètes in Luxemburg mit Kultur aus Liechtenstein zu bespielen oder neue Plattformen zu schaffen.
Ein bevorstehendes Projekt ist auch die Unterstützung des Sinfonieorchesters Liechtenstein (SOL). Ein Bericht und Antrag für einen Nachtragskredit für das Jahr 2024 liegt vor, der eine deutliche Erhöhung der staatlichen Unterstützung über die Kulturstiftung für das SOL vorsieht. Hierbei streben wir eine nachhaltige Stärkung und Förderung an, um das Bestehen dieses qualitativ hochwertigen Orchesters in Liechtenstein für die Zukunft zu sichern, Musikerinnen und Musiker sozial abzusichern, Kooperationen zu intensivieren und die Bildung im Bereich der klassischen Musik weiter zu fördern.