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Kunstmuseum Liechtenstein – Begegnung zwischen Menschen und Werken, als Dialog zwischen Werken und als Austausch zwischen Menschen

Kunstmuseum Liechtenstein – Begegnung zwischen Menschen und Werken, als Dialog zwischen Werken und als Austausch zwischen Menschen

(v.l.) Marion Matt, Stiftungsratspräsidentin, Roman Kurzmeyer, Kurator, Letizia Ragaglia, Direktorin, Christiane Meyer-Stoll, Kuratorin und Mitglied der Direktion, Uwe Wieczorek, Kurator Hilti Art Foundation
(v.l.) Marion Matt, Stiftungsratspräsidentin, Roman Kurzmeyer, Kurator, Letizia Ragaglia, Direktorin, Christiane Meyer-Stoll, Kuratorin und Mitglied der Direktion, Uwe Wieczorek, Kurator Hilti Art Foundation

Letizia Ragaglia, Direktorin Kunstmuseum Liechtenstein, gab bei ihrer Antrittspressekonferenz Einblick in ihre Vision für ein Museum als Ort der Begegnung und stellte das Ausstellungsprogramm 2022 im Kunstmuseum Liechtenstein vor.

Am 1. Juli 2021 hat Letizia Ragaglia ihr Amt als Direktorin des Kunstmuseums Liechtenstein in Vaduz angetreten und fühlt sich «pudelwohl», wie sie sagte. Die Südtirolerin mit Jahrgang 1969 (geboren in Montebelluna, Italien) war nach ihrem Studium der Italienischen Literatur, Philosophie, Kunstgeschichte und Museumskunde zunächst freie Kuratorin, dann 2002–2008 Chefkuratorin am Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen. Anschliessend übernahm sie bis Mai 2020 dessen Leitung, wo sie zahlreiche monografische Ausstellungen u. a. von Isa Genzken, VALIE EXPORT, Carl Andre, Rosemarie Trockel, Danh Vo sowie verschiedene Ausstellungen mit der Sammlung des Museums verantwortete. Unter anderem war sie 2010 auch Mitglied der Jury der 54. Biennale in Venedig.

Letizia Ragaglia: «Ich freue mich auf die spannenden Geschichten, die im Dialog mit unseren Besucherinnen und Besuchern entstehen werden. In den vergangenen zwei Jahren haben wir alle erfahren, wie wertvoll persönliche Begegnungen für unser Leben sind. Heute möchte ich Ihnen meine Vision für ein Museum als Ort der Begegnung vorstellen: als Begegnung zwischen Menschen und Werken, als Dialog zwischen Werken und als Austausch zwischen Menschen. Das Programm 2022 sieht eine lebendige, möglichst physische Auseinandersetzung mit der Museumssammlung vor, die sich als roter Faden durch das gesamte Ausstellungsjahr zieht. Der stetige Dialog mit der Sammlung aus neuen oder ungewohnten Blickwinkeln, ihre Nachhaltigkeit und Lebendigkeit sind Themen, die einen wichtigen Stellenwert für mich einnehmen und sich in der Vorstellung eines «fliessenden Museums» nach Boris Groys widerspiegeln: Neuerwerbungen und zusätzliche Blicke laden die existierenden Bestände neu auf und rücken sie in ein anderes Licht. Die Kunsttheoretikerin Juliane Rebentisch spricht von Kunstwerken wie von alten Freunden, die man immer wieder besucht, um neue Geschichten zu hören. Das spiegelt auch die Idee einer Vergangenheit wider, die sich immer von Neuem mit der Gegenwart verlinkt. 

Den Verantwortlichen des Kunstmuseums Liechtenstein ist es ein grosses Anliegen, den Zugang zu Kunst für alle Menschen zu ermöglichen. Darum freut es mich ganz besonders, ankündigen zu können, dass Besucherinnen und Besucher ab April 2022 jeden Mittwoch freien Eintritt ins Museum erhalten. Mit dem Fokus auf Inklusion hoffen wir, viele Menschen für unsere Ausstellungen und Veranstaltungen zu begeistern und neue Kunstfreundinnen und -freunde zu gewinnen. In diesem Zusammenhang kommt dem Seitenlichtsaal neben dem Foyer eine wichtige Rolle zu: Wir werden hier im Frühjahr eine Reihe von neuen und experimentellen Projekten starten, die gerade in einem offenen Prozess entwickelt werden», so Letizia Ragaglia.

«Die Monate seit meinem Antritt im Juli haben wir genutzt, um ein Programm zu konzipieren, welches das Potential einer Sammlung sowie ihren Stellenwert als zugängliches Allgemeingut dezidiert unterstreichen möchte. Somit habe ich für C4, meine erste Ausstellung im Haus, drei Künstlerinnen und ein Künstlerpaar – Nazgol Ansarinia, Mercedes Azpilicueta, Invernomuto (Simone Bertuzzi / Simone Trabucchi) und Diamond Stingily – eingeladen, in ihren jeweiligen Einzelpräsentationen auch mindestens einem Werk aus unserer Sammlung zu begegnen und es zu «verstärken». Ganz im Sinne eines produktiven «Verlernens» erhalten die Künstlerinnen und Künstler Carte blanche für ihren ganz persönlichen Blick auf die Bestände des Hauses und lassen neue, überraschende «Kontaminationen» entstehen.

Alle Positionen eint die besondere Art des Geschichtenerzählens: Durch das Hinterfragen von Bildern und historischen Geschehnissen werden die Museumsbesucherinnen und -besucher eingeladen, die Gegenwart durch die Vergangenheit neu zu lesen. Nach Michel Foucault ist der Museumsraum für mich ein «Raum des Möglichen», der selbst wiederum zu neuen Ideen und Vorstellungen anregt. Mit dem Kunstmuseum Liechtenstein und der Hilti Art Foundation haben wir in Vaduz gleich zwei solcher Räume unter einem Dach. Dieser einmaligen Chance tragen wir mit dem ersten gemeinsamen Ausstellungsprojekt zum fotografischen Werk von Candida Höfer Rechnung. Ganz besonders glücklich sind wir darüber, dass die Künstlerin dafür eine eigene Liechtenstein-Werkserie produziert, die im Dialog mit beiden Sammlungen präsentiert wird. Dem Liechtensteiner Künstler Matthias Frick wird im Kunstlichtsaal eine Sammlungspräsentation gewidmet. Anhand von Zeichnungen und Papierarbeiten wird sein Selbstverständnis als Outsider wegweisend für ein neues Kunstverständnis anderer Werke aus der Sammlung. Die von Roman Kurzmeyer kuratierte Ausstellung über Brian O’Doherty lädt zur Reflexion über den Museumsraum und das Künstlerselbstverständnis ein und stellt im Kontext der Sammlung eine vielschichtige, faszinierende und sehr aktuelle Künstlerposition vor.»

Das Kunstmuseum bietet viele Möglichkeiten «sicherer» Begegnungen und Kontaminationen, Letizia Ragaglia freut sich auf sehr viele bereichernde Dialoge und zwischenmenschliche Treffen im Namen der Kunst.

www.kunstmuseum.li

 

 

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