Das Finance Forum Liechtenstein ist seit der Premiere 2015 die zentrale Plattform für den Finanzplatz und bringt jedes Jahr hochkarätige Persönlichkeiten auf die Bühne. Die diesjährige Jubiläumsausgabe fand unter dem Titel «Eine neue Ära in der Finanzbranche» im voll besetzten Vaduzer Saal statt. Rund 450 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nahmen teil, um die Chancen und Herausforderungen für die Finanzbranche zu diskutieren. Die Referentinnen und Referenten beleuchteten die aktuellen Entwicklungen aus verschiedenen Blickwinkeln.
Die Finanzminister im Dialog
Zum Jubiläum wartete ein besonderes Panel auf das Publikum. Liechtensteins Regierungschef Daniel Risch und die Schweizer Bundesrätin Karin Keller-Sutter diskutierten unter der Leitung von Moderator Reto Lipp über die Positionierung ihrer Finanzplätze und gingen dabei auf gemeinsame Rahmenbedingungen und unterschiedliche Regulierungen ein. «Liechtenstein und die Schweiz sind seit jeher eng miteinander verbunden und bilden seit 100 Jahren einen gemeinsamen Währungs- und Wirtschaftsraum. Der stabile Schweizer Franken trägt wesentlich zum Erfolg der liechtensteinischen Wirtschaft bei», sagte Regierungschef Daniel Risch. Bundesrätin Karin Keller-Sutter ergänzte: «Die Schweiz und Liechtenstein sind zum einen enge Partner und andererseits Konkurrenten im Bereich der Finanzdienstleistungen. Beides spornt uns an, die Rahmenbedingungen für unsere Finanzplätze optimal weiterzuentwickeln.» Die beiden Finanzminister betonten die ausgezeichnete Zusammenarbeit der beiden Staaten und hoben die Bedeutung von Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit für die Finanzbranche hervor.
Die Schweizer Bundesrätin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter blickte in ihrem Referat auf den Niedergang der Credit Suisse zurück und wie es danach gelang, die Finanzstabilität national und international zu sichern. Weiter ging Karin Keller-Sutter auf den umfassenden Bericht ein, den der Bundesrat am 10. April veröffentlichte. Der Bericht enthält eine breite Palette von Massnahmen zur weiteren Stärkung des regulatorischen Rahmens. Der Bericht erfährt auch international grosse Resonanz, zu Recht, meinte Karin Keller-Sutter in ihrer Rede, denn man kann die Frage der Stabilität der höchstvernetzten Finanzmärkte nicht auf nationaler Ebene beantworten. «Deshalb arbeitet die Schweiz mit anderen Staaten in den entsprechenden Gremien eng zusammen, um das globale Finanzsystem langfristig stabil zu gestalten. Es geht darum, die Wahrscheinlichkeit deutlich zu reduzieren, dass erneut eine systemrelevante Bank in der Schweiz in eine schwere Krise gerät und staatliche Notmassnahmen notwendig werden. Es liegt allerdings in der Natur von Krisen, dass sie nicht planbar sind, dass sie auch in neuen, ungeahnten Formen auftauchen. Es braucht hier jeweils auch etwas Demut, weil die Gegenwart nicht einfach auf die Zukunft projiziert werden kann», so Karin Keller-Sutter.
Mit Nachdruck bekräftigte die Schweizer Bundesrätin in ihrer Rede: «Die Rolle eines starken Staates besteht darin, Rahmenbedingungen sicherzustellen, die für das Gedeihen von Wirtschaft und Gesellschaft auf der Grundlage von Freiheit und Selbstverantwortung notwendig sind. Eingriffe zur Unterstützung bestimmter Wirtschaftssektoren führen oft zu suboptimalen Ergebnissen und auch zu einer Verschwendung von Steuergeldern. Gerade in einer Zeit, in der das Problem globaler Verschuldung für alle sichtbar ist, in der wir mit geopolitischen und geoökonomischen Unsicherheiten konfrontiert sind, kann das nicht der Weg sein. Nur ein finanziell gesunder und stabiler Staat ist ein starker Staat, ein Staat, der auch in der Krise handlungsfähig und solidarisch bleibt und seine Bevölkerung schützen kann», so Karin Keller-Sutter. «Um eine starke und wirksame Antwort auf die Herausforderungen zu geben, liegt es in der gemeinsamen Verantwortung des öffentlichen, aber auch des privaten Sektors, zusammenzuarbeiten. Was auf dieser Reise besonders wichtig ist, sind verlässliche Gefährten, Freunde, Partnerländer wie die Schweiz und Liechtenstein. Es gilt, gemeinsame Interessen auch gemeinsam voranzubringen.»