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Vaduz – Unternehmerinnen motivieren beim Businesstag für Frauen

Vaduz – Unternehmerinnen motivieren beim Businesstag für Frauen

Vaduz, 22. Oktober 2024 – Die 17. Ausgabe des Businesstags für Frauen hat mehr als 500 Gäste angelockt. Hochkarätige Referentinnen waren Geschäftsfrau Nadja Swarovski, Jungunternehmerin Yaël Meier und KI-Expertin Dorothea Baur ebenso wie die lokalen Unternehmerinnen Cornelia Wolf, Noelle Hasler und Rennfahrerin Fabienne Wohlwend.

Ein Meilenstein für die Gleichstellung

Ein Meilenstein für die Gleichstellung

Der Businesstag für Frauen hat erneut hochkarätige Referentinnen, interessante Workshops und attraktive Networking-Plattformen geboten.
Regierungsrat Manuel Frick betonte in seiner Begrüssungsrede: «Ein besonderes Jahr begleitet meinen Auftritt am Businesstag für Frauen: Liechtenstein feiert in diesem Jahr das 40-jährige Jubiläum des Frauenstimmrechts.
Ein Meilenstein, den ich in mehrfacher Hinsicht auch persönlich als wichtig erachte, nicht zuletzt deshalb, weil ich gleich alt wie das Frauenstimmrecht bin. 1984 war ein entscheidender Wendepunkt für unser Land, als die Frauen endlich das Recht erhielten, politisch mitzubestimmen. Eine Errungenschaft, die keineswegs selbstverständlich war und deren Bedeutung wir auch heute noch schätzen müssen. Es geht dabei nicht nur um das formale Recht, sondern um die tatsächliche Teilhabe und die gleichberechtigte Gestaltung unserer Gesellschaft.»
Weiter gab Manuel Frick einen Einblick in den Frauenanteil in der liechtensteinischen Regierung und im liechtensteinischen Landtag und ermutigte die Frauen, sich für ein politisches Amt zu engagieren. Er erwähnte das parteiübergreifende Projekt «Vielfalt in der Politik», das darauf abzielt, politische Gremien mit Frauen und Männern aus verschiedenen Gesellschafts- und Berufsgruppen ausgewogen zu besetzen sowie die Work-Life-Balance-Richtlinie der EU. Ausserdem wurde dem Wunsch des Landtags nachgekommen, eine einheitliche Finanzierung von Mutterschafts-, Vaterschafts- und Elternzeit anzustreben, sowie eine umfassende nationale Gleichstellungsstrategie und entsprechende Massnahmen zu entwickeln. Das Amt für Soziale Dienste befindet sich mitten in der Ausarbeitung dieser Strategie, die partizipativ – also mit Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – erarbeitet wird.
Manuel Frick schloss seine Begrüssungsrede mit den Worten: «Gleichstellung ist keine Ansichtssache und passiert nicht zufällig. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Gehen wir also den Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau partnerschaftlich weiter.»

Nadja Swarovski: «Zwischen Glamour und Alltag

Geschäftsfrau Nadja Swarovski sprach über ihren persönlichen Werdegang. Nadja Swarovski war das erste weibliche Vorstandsmitglied von Swarovski, das 1895 von ihrem Ururgrossvater Daniel Swarovski gegründet wurde. Sie berichtete über ihre Anfänge im Swarovski-Konzern, ihren Aufstieg in die Chefetage sowie über ihr gesellschaftliches Engagement. Sie wies auf den Gender Gap Report des WEF hin, wonach die Gleichstellung der Geschlechter weltweit nur sehr schleppend vorankommt.
«Wenn es im bisherigen Tempo weitergeht, dauert es laut Berechnungen des WEF noch 134 Jahre, bis die globale Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist», sagte Nadja Swarovski. Sie ermutigte die Frauen, sich so gut wie möglich zu bilden, ihre Rechte zu kennen, sich Gehör zu verschaffen und einander gegenseitig zu unterstützen. Es gehe um bessere Bildung und Chancengleichheit, mehr Wert auf Individualismus sowie mehr Motivation zur Arbeit und zum unternehmerischen Denken und Handeln. «Indem wir zusammenstehen, uns gegenseitig unterstützen und uns für Veränderungen einsetzen, können und werden wir eine bessere Zukunft für Frauen im Berufsleben ermöglichen», so Nadja Swarovski. Sie beendete ihr Referat mit den Worten: «Ladies, let's get to work.»

Zur Fotogalerie: Businesstag für Frauen

Die Macht der Selbstbestimmung: Wie die Generation Z die Arbeitswelt verändert Anschliessend sprach eine der bekanntesten Jungunternehmerinnen der Schweiz. Yaël Meier ist Mitgründerin der Beratungsagentur ZEAM und unterstützt namhafte Unternehmen dabei, die Generation Z besser zu verstehen. «Wir machen Unternehmen relevant für die Generationen Z & Alpha. Wir helfen Firmen, junge Menschen zu verstehen und für sich zu gewinnen.»

Die zweifache Mutter berichtete aus eigener Erfahrung, wie die junge Generation über Themen wie Arbeit und Geld denkt und warum sie schon in sehr jungen Jahren ihren eigenen Karriereweg eingeschlagen hat: «Ich möchte selbst bestimmen, wann, wo und wie ich arbeite.»
In ihrem Referat sprach Yaël Meier darüber, dass man die Zukunft nur verstehen kann, wenn man darauf schaut, was junge Menschen begeistert, denn sie sind die Zukunft – und sie sind anders. Die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, ist weltweit die grösste Generation und unterscheidet sich deutlich von früheren Generationen.
«Man kann nie alle Menschen über einen Kamm scheren. Aber: Die Welt verändert sich immer schneller, und damit auch die Lebenswelten, in denen wir aufwachsen. Das prägt uns. Zum Beispiel kennen wir kein Leben ohne Internet. Wir fragen uns, wie man früher ohne Google Maps pünktlich sein konnte. Das Smartphone ist eine Verlängerung unseres Arms, und alles, was digital passiert, ist für uns genauso real wie das, was im «echten» Leben passiert.»

Lokale Unternehmerinnen im Gespräch

Die beiden lokalen Unternehmerinnen Cornelia Wolf und Noelle Hasler sprachen danach mit Moderatorin Monika Schärer über ihre Motivation, ein eigenes Unternehmen zu gründen und diskutierten über die Herausforderungen der Selbstständigkeit. Cornelia Wolf gründete den Hoi-Laden in Vaduz und führt die Boutique, die regional und nachhaltig produzierte Souvenirs und Geschenkartikel anbietet. «Der Hoi-Laden ist eine Geschenke- & Souvenir-Boutique mit Geschenken, Andenken und Accessoires, die einen Bezug zu Liechtenstein oder der Alpenregion haben. Die Produkte werden mit Liebe zum Detail entwickelt und sorgfältig für unsere Kunden ausgewählt: ein Stück Heimatgefühl als Geschenk für Familienangehörige, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen aus dem In- und Ausland oder für sich selbst.»
Noelle Hasler leitet seit rund einem Jahr das erste vegetarisch-vegane Restaurant im Kloster St. Elisabeth in Schaan. In dieser Funktion verantwortet sie das Konzepthaus RUUF im Kloster St. Elisabeth. Während das Hotel im historischen Gebäude von b_smart selection betrieben wird, führt Noelle Hasler das vegetarisch-vegane Restaurant sowie die Co-Working- und Veranstaltungsräume. Vor ihrer Tätigkeit im Kloster St. Elisabeth war sie in Berlin als selbstständige Food & Beverage Concept Developer tätig.

Von Künstlicher Intelligenz bis zum Motorsport

Im zweiten Teil der Veranstaltung beleuchtete die KI-Expertin Dorothea Baur die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf ethische Aspekte rund um Gleichstellung und Chancengleichheit. Die selbstständige Beraterin vermittelte anschaulich, warum KI das falsche Mittel ist, um gesellschaftliche Veränderungen anzustreben und zeigte praktische Beispiele auf, wie neue Technologien gerecht und inklusiv eingesetzt werden können.
«Es ist unbestritten, dass KI von Männern mehr genutzt wird als von Frauen», erklärte Dorothea Baur. Sie gab hierzu ein Beispiel in Verbindung mit dem Lebensmittelhändler, der den Slogan nutzt «aus der Region für die Region». Bei KI, die von Männern entwickelt wurde, könnte man in Anlehnung einen ähnlichen Slogan nennen: «von Männern für Männer».
Hier setzte Dorothea Baur an: Es stehe viel auf dem Spiel und darum sei es wichtig, dass Frauen mitreden. In ihrem Referat brachte sie drei Beispiele die zeigen, wie KI heute eingesetzt wird, um Entscheidungsverfahren zu treffen. In diesen Auswahlverfahren greift die KI auf Tatsachen zurück: Es gibt weniger Frauen in den Führungsetagen, Frauen mit Betreuungspflichten fehlen im Schnitt öfter am Arbeitsplatz, und Frauen haben im Schnitt ein niedrigeres Einkommen.
Das Problem liegt darin, dass die KI Tatsachen aus der Vergangenheit als Basis nimmt, um über unsere Zukunft zu entscheiden. Darum ist es die Pflicht der Frauen, sich jetzt einzumischen, denn jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Damit die Weichen in Zukunft in eine neue Richtung zeigen, braucht es eine Umwandlung.
Für uns alle heisst es: Frauen müssen in der Forschung präsent sein, zum Beispiel indem wir ja sagen, dass unsere Gesundheitsdaten für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. Nur so können wir sicherstellen, dass zukünftige medizinische Entwicklungen und KI-Anwendungen auch die Bedürfnisse und Perspektiven von uns Frauen berücksichtigen. Auch in der Entwicklung müssen Frauen aufholen. Also: Keine Angst vor neuen Tools! Nehmen wir sie an, setzen wir sie ein und vor allem tauschen wir uns darüber aus.
Ihr Referat beendete Dorothea Baur mit einem Minimanifest für KI und Chancengleichheit: «Wir schaffen Chancengleichheit durch Präsenz – im Datensatz, in der Entwicklung, in der Anwendung. Wir schaffen Chancengleichheit durch Transparenz – bei Daten und Entscheidungen. Durch Kompetenz – wir verstehen Tools und nutzen sie. Wir schaffen Chancengleichheit durch Renitenz – wir hinterfragen, wir mischen uns ein. Wir schaffen Chancengleichheit durch Resilienz – wir geben nicht auf, wenn es beim ersten Mal nicht klappt. Und ein kleines bisschen schaffen wir vielleicht auch Chancengleichheit durch diese Konferenz, indem wir uns vernetzen und gemeinsam stark sind.»

Rasanter Aufstieg in einer Männerdomäne: Fabienne Wohlwend im Rennsport

Rennfahrerin Fabienne Wohlwend erzählte von ihrem rasanten Aufstieg. Schon seit ihrer Kindheit begeistert sie sich für den Motorsport, bevor sie nach ersten beruflichen Erfahrungen im Bankwesen den mutigen Entschluss fasste, sich vollständig dem Rennsport zu widmen. 2017 schrieb die Liechtensteinerin Geschichte als erste Frau, die ein Rennen der Ferrari Challenge gewinnen konnte. In ihrem Vortrag berichtete Fabienne Wohlwend über ihre bisherigen Erfolge und die Herausforderungen, die sie in der von Männern dominierten Motorsportwelt zu meistern hat.

LLB-Businesstag-Award geht an Roberta Hoch-Bargetze

Zum Abschluss der Tagung wurde zum achten Mal der LLB-Businesstag-Award verliehen. Die Jury zeichnete in diesem Jahr Roberta Hoch-Bargetze aus Triesen aus. Die Metallbaukonstrukteurin bei der Messina Metall Design AG hat sich bewusst für eine technische Ausbildung entschieden und will das Familienunternehmen in der nächsten Generation fortführen. LLB-Verwaltungsrätin Nicole Brunhart würdigte in ihrer Laudatio insbesondere die Vorbildfunktion von Roberta Hoch-Bargetze für junge Frauen. 
Der Businesstag für Frauen ist der zentrale Treffpunkt für berufstätige Frauen und vermittelt konkrete Erfolgsrezepte sowie persönliche Rollenvorbilder. Die Veranstaltung vernetzt jeweils mehrere hundert Teilnehmerinnen aus dem deutschsprachigen Raum und wird umrahmt von informativen Workshops zu Themen wie Netzwerken, Self-Leadership, Elektromobilität und Künstlicher Intelligenz. Die Veranstaltung wird von der Regierung getragen und von zahlreichen Unternehmen und Organisationen unterstützt.

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