Liechtensteinisches LandesMuseum
5000 Jahre Esskultur in China
Nahrung hat für Chinesen keine gewöhnliche Bedeutung; sie dient nicht nur dazu, überlebenswichtige Grundbedürfnisse zu decken, sondern ist auch ein wichtiges Mittel, um menschliche Beziehungen aufzubauen und enge Verbindungen zu fördern.
Chinas Esskultur hat eine lange Geschichte und einen wunderbaren Reichtum an Inhalten. China verfügt nicht nur über exquisit hergestelltes und funktional diversifiziertes Besteck und Geschirr, sondern auch über ausgefeilte Kochkünste und eine riesige Sammlung von Klassikern, die verschiedene Küchen dokumentieren.
Abgeleitet aus der kulinarischen Praxis hat sich die chinesische Esskultur in philosophischen Gedanken wie «Vermittlung der fünf Geschmacksrichtungen» und «Harmonisierung ohne Homogenisierung» manifestiert. Es hat auch politische Weisheiten inspiriert wie «einen grossen Staat zu regieren ist wie einen kleinen Fisch zu kochen» und Überzeugungen hervorgebracht wie «Medizin und Nahrung stammen aus derselben Quelle» und «Nahrung kann Leben heilen und kultivieren». Die Anhäufung chinesischer Esskultur aus Jahrtausenden stellt einen heraus-ragenden Beitrag zur Fundgrube globaler Esskulturen dar.
An der Eröffnung der Ausstellung bedankte sich Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums beim Direktor des Nationalmuseums Dr. Wang Chunfa: «Wir sind dem Nationalmuseum von China in Beijing überaus dankbar, dass wir ca. 80 hochwertige Originalexponate der letzten 5000 Jahre aus den riesigen Beständen des Nationalmuseums zeigen dürfen. China besitzt eine auf mehrere Jahrtausende zurückgehende, reiche und einzigartige Kultur. Die Vielfalt an unterschiedlichsten Landschaften, Klimazonen und Kulturen führte zu einer sehr reichhaltigen Esskultur, die sich im Laufe der Jahrtausende immer mehr verfeinerte, sodass die chinesische Küche sicher zu einer der reichsten Esskulturen der Welt mit unterschiedlichsten Geschirren, Utensilien und Verhaltensregeln zählt. Die Ausstellung im Liechtensteinischen LandesMuseum will diese Vielfalt vorstellen, ohne natürlich alles darstellen zu können, weil die Esskultur derart differenziert ist.»
Dr. Wang Chunfa, Direktor des National Museums von China, begrüsste die Gäste der Eröffnung per Videobotschaft und drückte seine Freude über die Kulturausstellung aus, die danach strebt, die Breite, die Tiefe und den einzigartigen Charme der alten chinesischen Esskultur einem breiten Publikum näherzubringen.
Dr. Qinghua Zhao, Generalkonsul der Volksrepublik China in Zürich und für das Fürstentum Liechtenstein gratulierte Prof. Dr. Rainer Vollkommer und seinem Team zu der eindrücklichen Ausstellung: «Im "Buch der Riten" heisst es: "Der Anfang der Sitte liegt beim Essen und Trinken." In der alten chinesischen Gesellschaft wurde alles, von den militärischen und staatlichen Angelegenheiten des kaiserlichen Hofes bis hin zu den täglichen Mahlzeiten des Volkes, durch Rituale geregelt, die der mass- gebliche Leitfaktor im täglichen Leben der Menschen waren. Der Ausdruck des Rituals ist untrennbar mit chinesischen Speisen und Getränken verbunden, die alten chinesischen Bronzegefässe in der Ausstellung, wie der Weinbehälter und der Speisenbehälter, dienten nicht nur als Behälter, sondern fungierten auch als rituelle Gefässe, die praktische, symbolische und ästhetische Werte miteinander verbinden.».
Die Ausstellung im Liechtensteinischen LandesMuseum dauert bis Sonntag, 21. August 2022.
Weitere Informationen: www.landesmuseum.li
(v.l.) Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums, Dr. Qinghua Zhao,
Generalkonsul der Volksrepublik China in Zürich und für das Fürstentum Liechtenstein, lic. phil. Christof Kübler, Mitglied des Stiftungsrates des Liechtensteinischen LandesMuseums
Henkelkelch aus grüner Jade mit einem Drachenpaar und Spiralmuster Ming-Dynastie (1368–1644)
Höhe 6 cm, Gesamtlänge 16 cm, Tiefe 9 cm. Die Ursprünge der Jadekelche liegen in der frühen chinesischen Geschichte. Jadekelche mit langem Stiel wurden zur Zeit der Qin-Dynastie verwendet und auch von jeder späteren Dynastie hergestellt. Zur Zeit der Ming- und Qing-Dynastie wurden sie immer populärer und in grösserer Anzahl und Stilvielfalt produziert – mit einem oder zwei Henkeln, in Form von Pfirsichen, Sonnenblumen, Messbechern etc.
Xu (Speisenbehälter) mit Kachelmuster Westliche Zhou-Dynastie (1046–771 v. u. Z.)
Gesamthöhe 18,4 cm, Mündungsdurchmesser 22,9 cm. Der xu (Speisenbehälter) ist ein rituelles Gefäss oder Essgeschirr zum Servieren von Hirse, Reis oder Sorghum. Diese Gefässe sind üblicherweise in Sets mit einer geraden Anzahl an Teilen zu finden. Gefässkorpus und Deckel haben dasselbe Design und ein ähnliches Volumen. Beide haben abgerundete oder kurze Füsse, sodass das Gefäss eine ähnliche Rolle einnimmt wie ein modernes Tablett.
Kanne mit Seladonglasur mit drachenförmigem Henkel und Ausguss in Hühner- form Sui-Dynastie (581-618)
Höhe 22 cm, Mündungsdurchmesser 5,7 cm, Korpusdurchmesser 19,6 cm. Ausgegraben im Kreis Zhouwan, Bezirk Wuchang, Provinz Hubei, 1956. Die Hühnerkopf-Kanne war ein Gefäss zum Weinausschank, das zuerst zur Zeit der Drei Reiche aufkam und bis zur Sui-Dynastie in Mode blieb. Frühe Kannen waren zierlich und der Hühnerkopf hatte rein dekorative Funktion. Zur Zeit der westlichen und östlichen Jin Dynastie war der Kopf nicht mehr Zierrat auf der Kanne, sondern hohl und diente als Ausguss. Obwohl sich Höhe und Winkel des Hühnerkopfes im Laufe der Jahrhunderte ständig änderten, war es unmöglich, den grundlegenden Mangel beim mühseligen Ausgiessen zu beseitigen; daher wurde das Gefäss nach und nach ab der mittleren Tang- Dynastie durch die zhu zi (Kanne) ersetzt.
Quadratische Flasche (Fanghu) aus violettem Steinzeug, hergestellt von Zhang Hongshen Qing-Dynastie (1644-1911)
Gesamthöhe 12 cm, Mündungslänge 5 cm, Breite 3,5 cm, Bodenlänge 7 cm. Seit der Zeit der Ming-Dynastie wandelte sich die Teezubereitung zu einer Brühtechnik, bei der Teeblätter mit heissem Wasser übergossen wurden. Diese Methode ist für die Geschichte der Teekultur von epochaler Bedeutung. Die Änderung der Methode brachte Veränderungen in Textur, Design und Verwendung von Teegeschirr mit sich. Die Flasche wurde zum wichtigsten Utensil. Gelehrte schätzten die natürliche Schönheit, die «Natur mit Unterhaltung verbindet», wenn sie Tee tranken; zu dieser Sitte passte die antike Eleganz der Flasche aus violettem Steinzeug sehr gut.
Goldene Langhalsvase mit einem Muster aus verwobenen Zweigen Liao-Dynastie (916-1125)
Höhe 16,7 cm, Breite 8 cm. Langhalsvasen werden seit der Zeit der Tang und Song-Dynastie zum Lagern von Wein verwendet. Blumenmuster sind ein wichtiger Bestandteil der Dekoration von Silber- und Goldgefässen aus der Zeit der Liao-Dynastie. Muster aus verwobenen Zweigen, Kränzen, verknoteten Blumen und abgebrochenen Zweigen mit Blüten sind häufig auf Silber- und Gold- gefässen aus der frühen und mittleren Liao-Dynastie zu finden, während in der mittleren und späten Zeit ein Muster aus sehr überzeugend dargestellten abgebrochenen Zweigen aufkam.
Bronzener Weinkrug (You) Shang-Dynastie (1600-1046 v. u. Z.)
Gesamthöhe 33,5 cm, Mündungslänge 14,6 cm, Bodenlänge 18,7 cm.
Der Weinkrug (you) ist ein Gefäss zum Weinausschank, das zur Zeit der Shang- und Zhou-Dynastie beliebt war. Das erste Beispiel für aromatisierten Wein in den alten schriftlichen Aufzeichnungen ist Chang-Wein, eine Kreation auf der Grundlage von Lavendel, Zitronengras und ägyptischer Hirse. Diese gelbe, duftende Substanz wird hauptsächlich als Opfergabe verwendet. Der Weinkrug (you) ist ein hochwertiges Gefäss für diese Art von Wein.
fotos: © national museum von china und exclusiv