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«Johannes Troyer als Briefmarkengestalter» im Liechtensteinischen PostMuseum

«Johannes Troyer als Briefmarkengestalter» im Liechtensteinischen PostMuseum

(v.l.) Einführung: Caroline Hilty, MA & lic. phil. Donat Büchel Co-Kuratorin & Co-Kurator der Ausstellung; Grussworte: lic. phil. Christof Kübler, Mitglied des Stiftungsrates des Liechtensteinischen LandesMuseum; Begrüssung: Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseum
(v.l.) Einführung: Caroline Hilty, MA & lic. phil. Donat Büchel Co-Kuratorin & Co-Kurator der Ausstellung; Grussworte: lic. phil. Christof Kübler, Mitglied des Stiftungsrates des Liechtensteinischen LandesMuseum; Begrüssung: Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseum

Die Ausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum dauert bis Sonntag, den 26. Februar 2023. Details finden Sie auf www.landesmuseum.li.

Weitere Fotos der Ausstellungseröffnung: www.exclusiv.li/galerie/

 

Der Bildhauer, Grafiker und Maler Johannes Troyer (1902–1969) aus Österreich emigrierte zusammen mit seiner jüdisch stämmigen Frau und seiner Mutter 1938 nach Liechtenstein. Zwischen 1939 und seiner Auswanderung in die USA 1949 prägt Troyer die liechtensteinische Philatelie massgeblich, gestaltet er doch mehr als die Hälfte der in dieser Zeit insgesamt ausgegebenen 113 Briefmarken. Die Sammlung des Liechtensteinischen LandesMuseums enthält die Originalentwürfe zu diesen Briefmarken sowie von Troyer geschaffene Skizzen und Vorentwürfe. Mit dieser Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum erinnert das Liechtensteinische LandesMuseum an das Briefmarkenschaffen des vor 120 Jahren geborenen Johannes Troyer.

Biographisches
Johannes Troyer wird am 9. Dezember 1902 in Sarnthein (Südtirol) geboren, das damals noch zu Österreich gehört. Er ist das einzige Kind des Steuerverwalters Johann und der Maria Troyer. Die Kindheit und Jugend sind schwierige Jahre, denn Troyers Vater stirbt früh. Zudem bringt der Erste Weltkrieg (1914–1918) grosse Verwerfungen, und das Südtirol wird nach der Niederlage Österreichs Italien zugesprochen. 

Troyer studiert ab 1916 an der Kunstgewerbeschule in Innsbruck, allerdings ohne einen Abschluss zu machen, und bildet sich später an den Akademien der Bildenden Künste in München und Wien weiter. Schliesslich lässt er sich in Innsbruck nieder. Troyer macht sich – auch aufgrund seiner künstlerischen Vielfältigkeit – einen Namen und gilt in den 1930er-Jahren als wichtiger Vertreter der Kunst in Tirol. 

Ab Mitte der 1920-Jahre führt Johannes Troyer auch Aufträge in Liechtenstein aus. 1925/26 fertigt er nach Entwürfen des 1923 verstorbenen Bildhauers und Malers Josef Anton Bachlechner das Weihnachtskrippenrelief in der Pfarrkirche St. Gallus in Triesen. Durch diese Arbeit lernt Troyer den Pfarrer und Künstler Anton Frommelt (1895–1975) kennen. Dieser ist Pfarrer von Triesen (1922–1933) und spielt als Landtagspräsident (1928–1945) sowie zusätzlich als Mitglied der Regierung (1933–1945) eine überaus wichtige politische Rolle in Liechtenstein. Um 1937 malt Troyer die Fresken am Balkon des 1932/33 errichteten Vaduzer Rathauses. Pfarrer Frommelt empfiehlt Troyer als Künstler für die Innenraumgestaltung der 1936 bis 1939 errichteten Theresienkirche in Schaanwald. Von Troyer stammen die Entwürfe für die 1938 eingebauten Glasfenster, und er fertigt das 1939 über dem Altar angebrachte Kruzifix der Kirche.
Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 emigriert Troyer zusammen mit seiner jüdisch stämmigen Frau Helene sowie seiner Mutter Maria nach Vaduz, wo sie bis 1949 leben. Die Aufnahme in Liechtenstein verdankt Troyer auch Pfarrer Frommelt, der Troyer auch in den folgenden Jahren fördert.

In der Zeit in Liechtenstein entstehen weitere Kunstwerke von Troyer für öffentliche und private Gebäude: Er entwirft die 14 Fenster (um 1938/39) und fertigt die Kreuzigungsgruppe (1941) in der Pfarrkirche St. Josef in Triesenberg. Ebenso stammt von ihm die Madonnastatue in der Kapelle St. Wendelin und Martin in Steg (1947). Nicht bei allen in Liechtenstein stossen Troyers Werke auf Zustimmung, vielen sind sie zu modern. Troyer ist in Liechtenstein weiterhin als Buch- und Plakatgestalter tätig, so illustriert er das 1940 erschienene liechtensteinische «Lesebuch», er arbeitet aber auch für Schweizer Verlage.

Pfarrer Frommelt, in dessen Zuständigkeit innerhalb der Regierung die Ausgabe von Briefmarken und anderen Postwertzeichen fällt, vermittelt Troyer Aufträge für die Gestaltung von Briefmarken. Diese gelten als überaus gelungen. Obwohl Troyer lediglich für Liechtenstein Entwürfe für Briefmarken herstellt, scheint er geradezu für diese Tätigkeit prädestiniert, denn er zeichnet sich nicht nur durch eine grosse künstlerische Begabung aus, sondern verfügt auch über Wissen im Bereich der grafischen Technik. Ebenso gestaltet er für Liechtenstein postalische Stempel und Postkarten. 

1949 wandern Troyer, seine Frau und seine Mutter in die USA aus, wo sie sich in einem Vorort von New York niederlassen. Auch hier sind seine gestalteten Buchumschläge, Schriften und Illustrationen bei Verlagen beliebt, sodass Troyer keine materiellen Sorgen plagen. Pfarrer Frommelt bleibt mit Troyer auch während seiner Zeit in den USA brieflich in Kontakt. In den 1950er-Jahren regt er an, Troyer eine weitere Briefmarkenserie gestalten zu lassen, allerdings ohne Erfolg. 1961 sterben innert weniger Monate Troyers Mutter und seine Frau. 1962 kehrt er aus den USA nach Europa zurück und lebt erneut in Innsbruck, wo er am 13. Juli 1969 stirbt. 

Inhalt der Ausstellung
Johannes Troyer prägt in den Jahren 1939 bis 1949 die liechtensteinische Philatelie massgeblich, gestaltet er doch mehr als die Hälfte der insgesamt in dieser Zeit ausgegebenen 113 Briefmarken. Troyer behandelte dabei die Themen Fürstenhaus (u. a. Briefmarkenausgabe zur Hochzeit von Fürst Franz Josef II. und Gina Gräfin Wilczek 1943, Porträts aller Landesfürsten ab Johann Adam I. Andreas), Fürstliche Sammlungen, Natur und Landschaft (u. a. Ansichten aller elf Gemeinden), Wappen, Religion und Flugpost. Bertrand Adams schreibt in der Festschrift «50 Jahre Liechtensteinische Postwertzeichen» 1962, dass Troyers Marken «samt und sonders in die erste Reihe der Liechtensteinphilatelie gehören». Auch der Philatelist Götz Schneider windet Troyers Briefmarkenschaffen 1995 im Katalog «Anton Frommelt. 1895–1975. Der Maler und Kunstvermittler» ein Kränzchen: «Johannes Troyer verdankt das Land Liechtenstein zwischen 1939 und 1949 eine Reihe von Marken, die man mit Fug und Recht zu den besten zählen kann, die das Land je herausgebracht hat.» 

Die Sammlung des Liechtensteinischen LandesMuseums enthält die Originalentwürfe zu diesen Briefmarken sowie von Troyer geschaffene Skizzen und Vorentwürfe. In der Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum wird eine repräsentative Auswahl aus diesen Werken gezeigt. Es wird zudem ein Einblick in Troyers Postkarten- und Stempelschaffen für Liechtenstein gegeben. Die Ausstellung umfasst rund 110 Exponate.

Quelle: © Liechtensteinisches LandesMuseum Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor, Fotos: © exclusiv



 

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