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Sonderausstellung «Märchen, Sagen und Symbole» im Liechtensteinischen LandesMuseum

Sonderausstellung «Märchen, Sagen und Symbole» im Liechtensteinischen LandesMuseum

 Sonderausstellung «Märchen, Sagen und Symbole» im Liechtensteinischen LandesMuseum

(v.l.) Genia Chef Künstler der Ausstellung «NIBELUNGSNLIED Genia Chef», Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums

In der Ausstellung «Märchen, Sagen und Symbole» begibt sich das  Liechtensteinischen LandesMuseum auf die Spurensuche von Geschichten und  Erzählungen. Die Ausstellung dauert vom 1. April bis 12. September 2021.

Sie erinnert den Besucher dabei auch daran, dass Geschichten und ihre Bilder auf der ganzen Welt zu finden sind, weil das Erzählen ein Bedürfnis aller ist. Mit seinen Geschichten versucht der Mensch, sich selbst zu ergründen und die Natur und ihre Geheimnisse zu deuten und ihren Sinn zu erklären. Im Mittelpunkt stehen immer wieder Fragen über die Entstehung der Welt und des Lebens, über den Plan der schicksalsbestimmenden (göttlichen) Mächte und über die Ursachen von Übel, Krankheit und Tod. Zu den grossen Themen gehört auch die Kunde über Taten von Gottheiten, sowie über Heldinnen und Helden, wie sie in Mythen, Sagen und Märchen erzählt werden.
Wie alt das Bedürfnis ist, Geschichten zu erzählen und das Übernatürliche auch im Bilde darzustellen, belegt das vor ca. 40.000 Jahren geschaffene Mischwesen eines Löwenmenschen, das man in einer der Höhlen der Schwäbischen Alb gefunden hat. Mit diesem von Menschen erdachten Wesen dürften bereits Erzählungen verbunden gewesen sein. Dieses überragende Kunstwerk aus der Eiszeit erscheint heute umso erstaunlicher, wenn man in Betracht zieht, wie kurz eine Lebensspanne unter den harten Bedingungen gewesen sein dürfte, und welche Energie und Kraft man aufbringen musste, um für den Lebensunterhalt zu sorgen und Kinder grosszuziehen.

Von Gottheiten und Drachen

Mischwesen begegnen uns noch viele Jahrtausende später in Gottheiten der Ägypter. Hier erscheint der Bezug des jeweils dargestellten Tieres zu der in ihm einwohnenden göttlichen Macht meistens eindeutig. So ist es kein Zufall, dass z. B. der Sonnengott von einem Menschen mit Falkenkopf verkörpert wird, einem Tier, das hoch über den Himmel fliegt. Gefährliche Drachen galten im Vorderen Orient und in Europa oft als Gegenspieler der Schöpfergötter. Schon in den Mythen der Babylonier musste der Gott Marduk den Urdrachen Tiamat töten, damit die Welt, und mit ihr der geordnete Kosmos, erschaffen werden konnte. In China dagegen gilt der Drache als Symbol des Himmels und des göttlichen Kaisertums.
In den Mythen des antiken Griechenland und Rom begegnen sich Götter und Menschen. Die Götter sind zwar menschlicher geworden, sie bestimmen jedoch den Lauf der Welt. Wie in den Mythen von den Dichtern Homer (2. Hälfte des 8. Jh. v. Chr.) und Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.) erzählt wird, liegt auch das Schicksal der Menschen letztlich in den Händen der Götter. So geht dem Trojanischen Krieg ein Streit von drei Göttinnen voraus. Die antiken Erzählungen zeigen uns bereits in aller Deutlichkeit und ohne moralischen Zeigefinger, welche Konsequenzen jegliches Tun und Handeln hat, im Positiven wie im Negativen.

Das Mittelalter

Auch die wenig bekannten Jahre des frühen Mittelalters nach dem Zusammenbruch des römischen Imperiums haben in Erzählungen ihre Spuren hinterlassen. In den Sagen um König Artus mit seinen edlen Rittern spiegeln sich die blutigen Auseinandersetzungen Britanniens wie die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit. In diese Epoche passt die eigentümliche Mischung aus keltischen Mythen und frühem Christentum, die uns in den Sagen um König Artus, dem Schwert Excalibur und dem Heiligen Gral begegnet. In diesem mystischen Gefäss scheinen sich keltische Gedanken der Regeneration, die von einem Zauberkessel ausgeht, mit christlichen Heilsvorstellungen des Abendmahlskelches zu einer völlig neuen Qualität von göttlich-himmlischer Kraft und Erlösung zu verbinden. Menschliche Schwächen und ihre fatalen Folgen werden vor allem in der Nibelungensage thematisiert. Hier zeigt sich, dass letztlich jede Handlung, sei es der Betrug des Burgunderkönigs Gunthers bei der Brautwerbung von Brunhild, der Verrat des Hagen von Tronje gegenüber dem Helden Siegfried oder die bedingungslose Treue der Burgunder bis zum Untergang am Hofe des Hunnenkönigs Etzel, am Ende unerbittliche Konsequenzen nach sich zieht.

Die Brüder Grimm und deren Sammlerfleiss

Eine neue Faszination der Märchen- und Sagenwelt begegnet uns wieder in der Zeit der Romantik. Ohne die Brüder Grimm und ihren Sammlerfleiss wäre unser Schatz an Erzählungen heute um vieles ärmer, da die Geschichten schon nach 1800, zu Lebzeiten der Brüder, allmählich in Vergessenheit gerieten. Im 19. Jahrhundert ist diese Faszination auch mit einem Monarchen verbunden, dessen tragisches Schicksal viele bis heute bewegt und beschäftigt: Bayernkönig Ludwig II. war nicht nur ein exzellenter Kenner alter Sagenstoffe. Er war es auch, der diese Stoffe in seiner Schlösserarchitektur und in deren bildlicher Ausgestaltung, sowie in der von ihm geförderten Musik von Richard Wagner in Szene gesetzt hat.
In dieser Ausstellung wird erstmalig auch die Sagenwelt des Fürstentums Liechtenstein und der sie umgebenden Region thematisiert. Diese Geschichten wurden erst in den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Otto Seger herausgegeben. Sie künden vom Schicksal böswilliger Menschen, von geprellten Teufeln oder erklären die Herkunft merkwürdiger Naturformationen wie dem Teufelsloch. 

Mythen, Sagen, Legenden und Fabeln und deren Einflüsse

Die Einflüsse von Mythen, Sagen, Legenden und Fabeln finden sich schliesslich in den Märchen. Motive wie z.B. eine verheissungsvolle oder eine unheilvolle Prophezeiung bei der Geburt eines Kindes, wie sie von den bedeutenden europäischen Märchensammlern des 19. Jahrhunderts, vor allem in den Aufzeichnungen der Brüder Grimm, überliefert worden sind, finden sich bereits in den antiken Mythen. Die Heldinnen und Helden von Märchen aber sind Menschen, die aus Königshäusern wie aus einfachen Verhältnissen kommen können. Mittlerweile haben Literaturwissenschaft und Psychologie viel Forscherfleiss in die Märchenwelt investiert und sind zu erstaunlichen Ergebnissen über die Bedeutung von Märchen und ihrem Sitz im Leben gekommen. Märchenheldinnen und -Helden nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand, sie werden mit Krisen konfrontiert, und wer dabei Ausdauer beweist und die Grundregeln des Lebens beachtet, der meistert Gefahren und kommt erfolgreich an sein Ziel. 
Die überzeitlich gültigen Aussagen von Geschichten und ihren symbolischen Bildern zieht uns nach wie vor in ihren Bann, und die alten Erzählungen funktionieren so wie heutige Hollywood-Blockbuster. Schriftsteller wie John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973: Der Herr der Ringe) und Joanne K. Rowling (geboren 1965: Harry Potter) sowie zahlreiche Fantasy-Autoren bis hin zu Comic-Zeichnern schicken ihre Figuren auf eine sogenannte «Heldenreise», deren Struktur den alten Initiationsritualen sehr ähnlich ist. 

Das Ausmass, in dem Figuren und Stoffe aus Mythen, Sagen, Fabeln, Legenden und Märchen die bildende Kunst durch die Jahrtausende hindurch inspiriert haben, ist unüberschaubar. Die Wurzeln dafür dürften, wie oben erwähnt, bereits in der Urgeschichte zu finden sein. Darstellungen aus den Erzählungen des Trojanischen Krieges und der Odyssee von Homer, der griechischen Heldenmythen oder aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid beeinflussen die Kunst bis heute. Seit dem 19. Jahrhundert begleiten teils prachtvolle Illustrationen auch die Texte zu unseren Märchen. 
Ihre gegenwärtige, nun weltweite Neuauflage finden Mythen, Sagen und Märchen und ihre Bilderwelten in zahlreichen Filmen, welche die alten Geschichten wieder neu erzählen und einem begeisterten Publikum näher bringen. Auch gänzlich neue Erzählungen kommen hinzu. Sie verbinden uns wieder mit unseren frühesten Ahnen, die sich schon an den Lagerfeuern Geschichten erzählten. 

Live-Stream Vernissage, Mittwoch, 31. März, 18 Uhr im Liechtensteinischen LandesMuseum

Bei der Live-Stream Vernissage am Mittwoch, 31. März 2021, um 18 Uhr, begrüsst Sie Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums und Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur, spricht die Grussworte. Dr. Wolfgang Wettengel, Kurator der Ausstellung, führt per Video in das Thema ein. Eliane Schädler, die Illustratorin des «Liechtensteinische Sagen» Buches, gibt einen Einblick in die Entstehung der wunderschönen Illustrationen. Genia Chef spricht über die Entstehung zu seiner Ausstellung «NIBELUNGSNLIED Genia Chef». Prof. Dr. Rainer Vollkommer lädt Sie zum Schluss noch ein, ihn bei einem virtuellen Einblick in die Ausstellung, zu begleiten. 

Den Link zur Live-Stream Vernissage finden Sie unter: www.landesmuseum.li

Virtuelle Führungen

Am Sonntag, 18. April, Donnerstag, 22. April und Dienstag, 29. April 2021 laden wir Sie herzlich zu unseren virtuellen Führungen durch die Sonderausstellung «Märchen, Sagen und Symbole» ein. Informieren Sie sich auf unserer Homepage und melden Sie sich an.
Die Sonderausstellung dauert bis zum 12. September 2021.

Zwei weitere Ausstellungen rund um das Thema Märchen, Sagen und Symbole werden gezeigt
«NIBELUNGENLIED Genia Chef» und die diesjährige Ostereierpräsentation «Es war einmal…Eier erzählen Geschichten». 

Folgende Bücher begleiten die Ausstellung
Zur Ausstellung erscheinen die Bücher «Märchen, Sagen und Symbole», «Liechtensteinische Sagen» und «Nibelungenlied Genia Chef», welche im Liechtensteinischen LandesMuseumsShop und auf www.shop.landesmuseum.li erhältlich sind.

Text: © Liechtensteinischen LandesMuseum

Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums und Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur / Foto: © exclusiv

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