Zum Inhalt springen

Kulturelles Erbe im Fokus: Die Hofstätte Hintergass in Vaduz am Denkmaltag 2024

Kulturelles Erbe im Fokus: Die Hofstätte Hintergass in Vaduz am Denkmaltag 2024

(v.l.) Patrik Birrer, Leiter des Amts für Kultur, Antje Moser, Gemeinderätin Vaduz und Vorsitzende der Kulturkommission, Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur
(v.l.) Patrik Birrer, Leiter des Amts für Kultur, Antje Moser, Gemeinderätin Vaduz und Vorsitzende der Kulturkommission, Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur

Vaduz (ots) - Am Samstag, 7. September 2024, von 11.30 - 17.00 Uhr, stand die Hofstätte Hintergass in Vaduz im Mittelpunkt des 32. Europa-Tags des Denkmals im Fürstentum Liechtenstein.

Bei der Hofstätte Hintergass handelt es sich um ein Doppelwohnhaus mit zugehörigen Ökonomiebauten, dessen Kernbau auf das Jahr 1494 zu datieren ist. Seit 1993 steht das Ensemble unter Denkmalschutz und gehört zu den wohl wichtigsten und ältesten Bauobjekten in Vaduz. Prägnant steht das schlichte, zweigeschossige Wohnhaus an der steil ansteigenden Hintergass und markiert zusammen mit dem auf der anderen Strassenseite liegenden Roten Haus den Auftakt zum Oberdorf entlang einer historisch bedeutenden Verkehrslage.

Der Kern der Hofstätte wurde für eine Winzerfamilie in Mauerwerk und Bohlenständerbauweise über einem Gewölbekeller für die Lagerung der Weinfässer errichtet und geht gemäss dendrochronologischer Datierung bis ins Jahr 1494 zurück. Weitere überlieferte Daten beziehen sich auf das Jahr 1697, als ein nordwestseitiger Anbau einer Stallscheune erfolgte sowie die vermutete Erweiterung und Aufteilung der Liegenschaft in zwei Wohneinheiten. Von nun an beherbergte das Doppelwohnhaus neben der Winzerfamilie auch eine im Getreidebau tätige Bauernfamilie. In diesem Zusammenhang ist auch der Anbau des Ökonomiegebäudes zu sehen. In den folgenden Jahrhunderten erfolgten weitere Um- und Anbauten.

Am Europa-Tag des Denkmals eröffneten Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur, und Antje Moser, Gemeinderätin Vaduz und Vorsitzende der Kulturkommission, feierlich den Denkmaltag. Danach folgte eine Einführung durch Patrik Birrer, Leiter des Amts für Kultur, und anschliessend boten sich im Rahmen von geführten Rundgängen durch den Architekten, den Leiter der Liegenschaften und Mitarbeitende der Denkmalpflege die Möglichkeit, die Hofstätte zu besichtigen.

Minister für Gesellschaft und Kultur Manuel Frick
Minister für Gesellschaft und Kultur Manuel Frick

Minister für Gesellschaft und Kultur Manuel Frick, ging in seiner Rede auf den Ursprung der Denkmaltage und die Bedeutung des Denkmalschutzes ein: «Ihren Ursprung haben die Denkmaltage in Frankreich. Im Jahr 1984 fand erstmals der «Journée Portes ouvertes des Monuments historiques» statt. Diese Veranstaltung wird mittlerweile sowohl vom Europarat als auch der EU unterstützt. Diese Unterstützung führte dazu, dass das Europäische Kulturabkommen mittlerweile von 50 Staaten unterzeichnet wurde und in all diesen Ländern jährlich - jeweils Anfangs September - rund 20 Millionen Menschen den Tag des Denkmals besuchen.

Der Europa-Tag des Denkmals bietet uns die Möglichkeit, historische Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit der ersten Durchführung im Jahr 1993 in Liechtenstein haben diese Denkmaltage vielen Menschen einen Zugang zu unserem kulturellen Erbe ermöglicht. Sie helfen uns, die historischen und baulichen Hintergründe zu verstehen und die Bedeutung des Denkmalschutzes zu erkennen. Darüber hinaus fördern sie das Bewusstsein für die Herausforderungen, die mit der Pflege und Nutzung dieser Baudenkmäler verbunden sind.

Unsere Kulturgüter sind Ausdruck unserer Gesellschaft und wichtige Stützen der kollektiven Erinnerung. Baudenkmäler und archäologische Stätten sind wesentliche Zeugen unserer Geschichte.

In diesem Jahr steht die Hofstätte Hintergass im Zentrum unseres Programms. Dieses bemerkenswerte Doppelwohnhaus, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1494 zurückreichen, zählt zu den bedeutendsten historischen Bauten in Vaduz und zu den ältesten Häusern Liechtensteins.

Heute haben wir die Gelegenheit, im Rahmen von geführten Rundgängen die Geschichte dieses Gebäudes näher kennenzulernen. Nutzen Sie die Chance, die Architektur und die Baugeschichte dieses aussergewöhnlichen Ortes zu entdecken,» so Manuel Frick.

Ein Fenster in die Vergangenheit am Denkmaltag 2024

Ein Fenster in die Vergangenheit am Denkmaltag 2024

Antje Moser, Gemeinderätin Vaduz und Vorsitzende der Kulturkommission, sprach über die zukünftige Nutzung der Liegenschaften. Die beiden Wohnhäuser werden die ursprüngliche Nutzung beibehalten. Sie werden nach der Sanierung für «Ferien im Baudenkmal» genutzt. Im 500-jährigen Gewölbekeller wird künftig wieder Wein gelagert und degustiert. Die Räume werden der Winzergenossenschaft Vaduz nach Fertigstellung zur Verfügung gestellt. Die Freifläche unterhalb der Hofstätte wird mit einem Lehrwingert bestockt. Und die Stallungen werden nach der sanften Sanierung für kleine, atmosphärische Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Durch dieses Nutzungskonzept wird auch der Nachhaltigkeit Rechnung getragen. So wird ein derzeit ungenutztes Gebäude wieder reaktiviert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dabei wird grosser Wert darauf gelegt, den ursprünglichen Charakter des gesamten Gebäudes zu erhalten und mit natürlichen Materialien zu arbeiten. Zudem werden das Dachgeschoss und die Scheune wie auch in der Vergangenheit nicht beheizt.

Patrik Birrer, Leiter des Amts für Kultur, berichtete über die Entstehung der geschichtsträchtigen Gebäude, die im 15. Jahrhundert entstanden sind und im Laufe der Zeit stets ausgebaut und erweitert wurden. Die Gemeinde Vaduz konnte die historische Liegenschaft Hintergass 35/37 im Jahr 2018 erwerben – sie steht seit 1993 unter Denkmalschutz. Das Doppelwohnhaus mit seinen Ökonomiebauten gehört zusammen mit dem nahegelegenen Roten Haus zu den wichtigsten und ältesten Gebäuden in Vaduz. Bis zum Brand im Jahr 2003, dem ein Grossteil des Innenausbaus von 1854 zum Opfer fiel, war das Doppelwohnhaus bewohnt, danach stand es jahrelang leer. Erst 2018 ergab sich mit dem Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde Vaduz die Möglichkeit, eine Nutzungsplanung zu erarbeiten und im Jahr 2022 die aktuell laufenden Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten zu starten, die im Frühjahr 2025 beendet sein sollen. Patrik Birrer gab Eindrücke in die lebendige Geschichte und erzählte von den Familien, die im Gebäude an der Hofstätte Hintergass gelebt haben, bevor die geführten Rundgänge für die zahlreichen Kulturinteressierten starteten.

Kulturelles Engagement des Europarates

Der Europa-Tag des Denkmals findet in Liechtenstein bereits zum 32. Mal statt. Ihren Ursprung haben die Denkmaltage in Frankreich, wo 1984 erstmals eine «Journée Portes ouvertes des Monuments historiques» stattfand. Seit 1993 führt auch das Fürstentum Liechtenstein die Europa-Tage des Denkmals durch und ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern, Baudenkmäler, Ensembles und andere Kulturgüter zu besichtigen, die oftmals für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Der Europa-Tag des Denkmals hat zum Ziel, die Denkmäler einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, historische und baugeschichtliche Hintergründe aufzuzeigen und auf Probleme der Nutzung und Erhaltung aufmerksam zu machen. Gleichzeitig bietet der Tag die Möglichkeit, die «Denkmalpflege», deren kulturpolitischen Auftrag sowie deren Mitarbeitenden, Arbeit und Angebot kennen zu lernen.

Fotos und Text: © exclusiv, Quelle © Amt für Kultur, Patrik Birrer, Leiter Denkmalpflege

Footer