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Bad Ragaz, Gert Gschwendtner und Heinz P. Nitzsche – Die Lesung zum Thema «ZUSAMMEN» – im Musiksalon des Hotel Palais

Bad Ragaz, Gert Gschwendtner und Heinz P. Nitzsche – Die Lesung zum Thema «ZUSAMMEN» – im Musiksalon des Hotel Palais

Gert Gschwendtner und Heinz P. Nitzsche
Gert Gschwendtner und Heinz P. Nitzsche

Zusammen - ein Wort, das nicht nur eine simple Verbindung von Einzelteilen beschreibt, sondern eine tiefe Verflechtung von Menschen, Gefühlen und Handlungen. Im Kunstwerk «Zusammen» von Gert Gschwendtner und Heinz P. Nitzsche manifestiert sich diese Bedeutung in eindrucksvoller Weise.

Im Gemeinschaftswerk der beiden Künstler, im Herzen des aufgeblätterten Buchs, steht die Zusammengehörigkeit. Auf dem handbeschrifteten Leporello offenbart Gert Gschwendtner eine poetische Betrachtung darüber, wie Einzelne zu einer kollektiven Einheit verschmelzen können. Die Worte, die er wählt, sind wie zarte Fäden, die die Individuen miteinander verknüpfen: «viele einzelne stehen zusammen», «viele einzelne leben zusammen», «viele einzelne fühlen zusammen», «viele einzelne arbeiten zusammen», und schliesslich, am Höhepunkt ihrer Vereinigung, «zusammen überleben».

Der Künstler Gert Gschwendtner
Der Künstler Gert Gschwendtner

Doch es sind nicht nur die Worte allein, die diese Botschaft tragen. In der Skulptur von Heinz P. Nitzsche, die eine Menschengruppe zeigt, wird die Essenz von Gert Gschwendtners Vision lebendig. Die Figuren, ohne individuelle Gesichter dargestellt, gewinnen erst durch ihre Interaktion und Gestik an Bedeutung. Sie sind anonymisiert, entindividualisiert, bis sie in ihrem gemeinsamen Wirken zum Leben erwachen.

Heinz P. Nitzsche hat in einem Interview gesagt, dass die Darstellung von Menschen und Menschengruppen schon früh in seiner künstlerischen Arbeit ein zentrales Motiv war. Doch es ist nicht nur die visuelle Präsenz der Figuren, die seine Kunst auszeichnet, sondern vielmehr die Energie, die durch ihre Interaktion entsteht. Es ist die Kraft der Gemeinschaft, die in seinen Werken pulsierend spürbar wird.

Durch «Zusammen» schufen die beiden Künstler Heinz P. Nitzsche und Gert Gschwendtner nicht nur ein Kunstwerk, sondern ein lebendiges Porträt menschlicher Verbundenheit und kollektiver Stärke. Es ist eine Hommage an die Kraft des Miteinanders, an die Schönheit der gemeinsamen Existenz und an die unerschütterliche Hoffnung, die in der Einheit liegt.

Am Freitag, den 7. Juni, luden die beiden Künstler nach Bad Ragaz zu einer Lesung anlässlich der Bad RagARTz und ihres Kunstwerks ein. Gert Gschwendtner las Auszüge aus einem «gefundenen Gespräch mit Friedrich Schelling», dem Philosophen, der seit 1854 auf dem Friedhof in Bad Ragaz ruht, wo ihn Gert Gschwendtner an seinem Grab traf und ein monologisches Zwiegespräch mit dem deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling führte, der knapp 80-jährig während eines Aufenthaltes in Bad Ragaz verstorben war.

Die Lesung begann Gert Gschwendtner mit einem Dank an Esther und Rolf Hohmeister, den Gründern der Bad RagARTz, ohne die diese einzigartige Triennale der Kunst gar nicht stattfinden würde. Daraufhin entführte er seine Zuhörerinnen und Zuhörer in Auszüge aus seinem monologischen Zwiegespräch, das wie folgt begann: «Lieber Herr Schelling, ein Kunstobjekt und ein Betrachter ergeben zusammen Kunst. Würden Sie dem zustimmen?» Die Stimme von Friedrich Schelling übernahm in der Lesung Heinz P. Nitzsche und seine Antwort darauf lautete: «Tatsächlich ergibt sich aus dem kurzen Abschnitt über die Subjekt-Objektspaltung, die ich in meinem Buch zur Identitätsphilosophie behandele, folgende Aussage: Dass alles Wirkliche nicht für sich allein existiert.» Die Zuhörerinnen und Zuhörer durften nun eintauchen in einen dialogischen Monolog zwischen philosophischen Gedanken aus zwei Zeitepochen. Gert Gschwendtner beendete seine Lesung mit folgenden Worten: «Hier am Kunstobjekt «Zusammen» stehen viele zusammen gedrängt auf wenig Platz. Sie sind freiwillig und unfreiwillig da. Aber sie sind da. Ein Machthaber hat die Stadt umzingelt und belagert sie, hungert sie aus und verlangt die Bezahlung seiner Belagerungskosten. Dazu nimmt er Geiseln und erzwingt seine Forderung. Die eng zusammenstehenden im Zentrum des aufgeklappten Geschichtsbuches haben sich nicht vorgedrängt, und sind doch dabei. Eine scheinbar bekannte Situation bekommt einen neuen Zusammenhang und wird betrachtbare Geschichte. Wir stehen alle am Strand und schauen mit Rodin auf die brechenden Wellen, ob wir wollen oder nicht.» Mit dem Ende von Gert Gschwendtners Lesung und einem anschliessenden gemütlichen Beisammensein klang der Abend aus und hinterliess bleibende Eindrücke, die die Symbiose von Philosophie und Kunst eindrucksvoll unterstrichen.

Fotogalerie – Freitag, 07. Juni 2024 / Text/Fotos © exclusiv.li

Fotogalerie – Freitag, 07. Juni 2024 / Text/Fotos © exclusiv.li

Nach einem Abend voller philosophischer Reflexionen und künstlerischer Inspiration bot der Himmel über Bad Ragaz auf unserer Heimfahrt ein unglaublich schönes Schauspiel. Zwischen den Gewitterwolken schimmerte das Abendrot, während aufsteigender Dunst eine mystische Atmosphäre schuf. An diesem wunderbaren Himmelsschauspiel über den Kunstwerken der Bad RagARTz möchte ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit einem Foto teilhaben lassen.
Ihre Silvia Abderhalden

Bad Ragaz, Freitag, 07. Juni 2024 / 21:25 Uhr

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