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Philatelie Liechtenstein: Präsentation der gestickten Jubiläums-Briefmarke «40 Jahre Frauenstimmrecht in Liechtenstein»

Philatelie Liechtenstein: Präsentation der gestickten Jubiläums-Briefmarke «40 Jahre Frauenstimmrecht in Liechtenstein»

(v.l.) Helen Marxer-Bulloni (Pionierin für die Gleichberechtigung), Christine Böhmwalder (Leiterin der Philatelie Liechtenstein), Gertrud Kohli (Künstlerin), Stefania Pitscheider Soraperra (Direktorin des Frauenmuseums in Hittisau), Markus Hämmerle (Direktor der Stickerei Hämmerle & Vogel), Fotos: © exclusiv
(v.l.) Helen Marxer-Bulloni (Pionierin für die Gleichberechtigung), Christine Böhmwalder (Leiterin der Philatelie Liechtenstein), Gertrud Kohli (Künstlerin), Stefania Pitscheider Soraperra (Direktorin des Frauenmuseums in Hittisau), Markus Hämmerle (Direktor der Stickerei Hämmerle & Vogel), Fotos: © exclusiv

Das Kreuz – ein starkes Symbol – Eine Briefmarke würdigt die Einführung des Frauenstimmrechts in Liechtenstein vor 40 Jahren.

Hittisau/Vaduz Vor 40 Jahren wurde das Frauenstimmrecht in Liechtenstein per Volksabstimmung eingeführt. Diesem wichtigen Ereignis widmet die Philatelie Liechtenstein eine spezielle, in Vorarlberg produzierte, gestickte Sonderbriefmarke, welche am 28. Mai im Frauenmuseum Hittisau präsentiert wurde.

In ihrer Begrüssungsrede erzählte Christine Böhmwalder, Leiterin der Philatelie Liechtenstein, wie es zur Zusammenarbeit mit der Firma Hämmerle & Vogel aus Lustenau kam, die federführend für die spezielle Produktionstechnik in der Herstellung der Briefmarke ist. Für Christine Böhmwalder waren die gestickten Spruchtücher Zeugen eines Lebens, das bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Rolle der Mädchen und Frauen eindeutig festlegte: als Ehefrau, Mutter und Grossmutter. Sprüche wie «Der grösste Schatz für einen Mann ist eine Frau, die kochen kann» illustrierten dies. Die Idee, das Thema 40 Jahre Frauenstimmrecht mit einer gestickten Briefmarke umzusetzen, entstand aus dem Gedanken, die gestickten Spruchtücher und den damit verbundenen Kreuzstich sowie das Kreuz als Symbol für Abstimmungen als Motiv für die Briefmarke zu nutzen. Für Christine Böhmwalder war dies eine bedeutende Quelle der Inspiration. 
«Ganz abgesehen vom Motiv ist die Briefmarke eine Besonderheit, da sie auf Leinenstoff gestickt wurde», sagte Markus Hämmerle, Direktor der Stickerei. Die Sonderbriefmarke ist eine Würdigung aller tapferen Frauen (und auch mancher Männer), die sich für die Gleichberechtigung eingesetzt haben und sich immer noch einsetzen.

Das Frauenmuseum Hittisau widmete diesem wichtigen Ereignis gemeinsam mit der Philatelie Liechtenstein einen Abend, an dem der lange Weg bis zur Einführung des Frauenstimmrechts nachgezeichnet wurde. Wer waren die wichtigen Akteurinnen im Engagement zur Förderung der Frauenrechte und der Gleichstellung in Liechtenstein? Wo lagen die Widerstände? Wie ist es schliesslich gelungen, den Zugang zum aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen zu erreichen?

Podiumsgespräch
Die Direktorin des Frauenmuseums in Hittisau, Stefania Pitscheider Soraperra, blickte im Podiumsgespräch mit den beiden Zeitzeuginnen, der Pionierin für die Gleichberechtigung Helen Marxer-Bulloni und der Künstlerin Gertrud Kohli, auf die Zeit vor 40 Jahren zurück. Obwohl es geschriebenes und dokumentiertes Material gibt und im Internet auch einiges zu finden ist, war es für das Publikum eine besondere Gelegenheit, diesen beiden Frauen zuzuhören, wie sie die Zeit damals erlebten. Ihre ehrlichen und humorvollen Erzählungen aus einer Zeit, die wir uns heute kaum noch vorstellen können, zogen das Publikum in ihren Bann. Helen Marxer-Bulloni und Gertrud Kohli boten einen einzigartigen Einblick in ihre Erfahrungen und ihr Engagement für die Gleichberechtigung der Frauen in Liechtenstein.

Als 1981 die Aktion Dornröschen gegründet wurde, war Helen Marxer-Bulloni Mitglied der ersten Stunde, organisierte 1982 die Verfassungsklage sowie 1983 die Reise der Aktion Dornröschen zur Parlamentarischen Versammlung des Europarats nach Strassburg. Ab 1985 setzte sie sich während mehrerer Jahre für die Verankerung eines konkreten Gleichheitsgrundsatzes in der Verfassung ein, z.B. bei der Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau. 1986 wurde sie von der Partei Freie Liste in die Kommission der Regierung für die Gleichstellung von Mann und Frau berufen, der sie bis 1992 angehörte. (Quelle: Frauenarchiv.li)

Die Künstlerin Gertrud Kohli, die die Postkarte zur aktuellen Briefmarke gestaltet hat, erzählte von ihren Studienaufenthalten in den USA, der Schweiz, Deutschland, Italien, Griechenland, Afrika und Australien. Auch aus ihren Erzählungen spürte man den Kampfgeist und die Auseinandersetzung mit politisch-kulturellen Themen. Ihre Werke spiegeln oft das Werden und Vergehen im Zyklus der Jahreszeiten wider. Sie hat sich für das Frauenstimmrecht in Liechtenstein eingesetzt und ihre Kunst als Ausdruck dieser Auseinandersetzung genutzt.

Frauenstimmrecht in Liechtenstein
Die Geschichte des Frauenstimmrechts in Liechtenstein ist geprägt von einem langsamen aber stetigen Fortschritt in Richtung Gleichstellung. In den Jahren vor der Einführung des Frauenstimmrechts gab es eine zunehmende Diskussion über die Notwendigkeit der Gleichstellung der Geschlechter in der politischen Arena. Frauenrechtlerinnen und progressive Stimmen innerhalb der Gesellschaft drängten auf Veränderungen und forderten die Anerkennung der politischen Rechte der Frauen.

Der entscheidende Wendepunkt kam schliesslich am Abstimmungswochenende vom 30. Juni /1. Juli 1984, als eine Volksabstimmung über die Einführung des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene stattfand. Obwohl es oppositionelle Stimmen gab, die gegen diese Veränderung argumentierten, sprach sich die Mehrheit der Bevölkerung für die Gleichstellung aus. Damit war Liechtenstein das letzte Land in Europa, das den Frauen die Ausübung ihrer politischen Rechte zugestand.
Die Einführung des Frauenstimmrechts war ein Meilenstein für die Gleichstellung in Liechtenstein und markierte einen bedeutenden Schritt hin zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft. Seitdem haben Frauen die Möglichkeit, aktiv an allen politischen Entscheidungsprozessen im Land teilzunehmen und ihre Stimme bei der Gestaltung der Zukunft ihres Landes einzubringen.

Fakten zur Briefmarke

Fakten zur Briefmarke

• Stoff: 100% Leinen
• Stickerei: 100% Recyceltes Polyester
• Format: 49 x 60 mm
• Nominale: CHF 9.50
• Ersttag: 03.06.2024 (ab diesem Zeitpunkt ist die Briefmarke postgültig)
• Auflage: 25'000 Exemplare

Gertrud Kohli: Bildbetrachtung zum «Gleichmass Gleichgewicht» 1984

Gertrud Kohli: Bildbetrachtung zum «Gleichmass Gleichgewicht» 1984

An dem Tag, wo den Frauen das Stimmrecht 1984 zugesprochen wurde, malte ich das Bild «Gleichmass Gleichgewicht». (Entwürfe, Gedankenaufzeichnungen dazu, beschäftigten mich viele Jahre). Das Bild ist also 40 Jahre alt. Es ist das Bild, welches die wunderschöne gestickte Marke 40 Jahre Frauenrechte Liechtenstein trägt und zugleich in die Zukunft, und auf die Rechte wahrzunehmen, hinweist.

Mit den zwei geraden weissen Spuren von unten nach oben, rechts und links, wo Weiss für Wissen und das Kreuz beiderseits, rechts und links für Entscheidung steht, hat jeder Mensch die Wahl von oben nach unten, dagegen oder dafür zu sein. Wir können also wählen und die Verantwortung übernehmen und uns für Gerechtigkeit im Denken und Handeln einsetzen. Der Bildgrund ist eine Mischung aus Weiss und Gelb mit homöopathischen Spuren aller Grundfarben. Rot steht für Kraft, Bewegung, Erneuerung.  Schwarz für Ruhe, Stille, Tod. Gelb als hellste Farbe nebst Weiss, steht für Wärme, Wachstum, Fröhlichkeit, Schönheit, Sonne, Freude...

Impressionen – Präsentation der gestickten Jubiläums-Briefmarke «40 Jahre Frauenstimmrecht in Liechtenstein»

Impressionen – Präsentation der gestickten Jubiläums-Briefmarke «40 Jahre Frauenstimmrecht in Liechtenstein»

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