Vom Heidi-Land zur Weltmarke
Die Vorstellung der Gesprächspartner sparte sich Bergamin, «das wäre wie Wasser in den Rhein oder den Inn zu tragen» – er übergab das Wort charmant an die beiden Herren selbst. Jenny stellte seinen Gesprächspartner auf seine Weise vor: «Danuser ist der Mensch, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort genau das Richtige getan hat.»
Danuser berichtete von seiner frühen Prägung durch die Heidi-Geschichte und wie er die Symbolfigur erfolgreich ins Tourismusmarketing überführte, erst nach Graubünden, dann sogar nach St. Moritz. «Heidi hat mir aus der Tinte geholfen», sagte er mit einem Augenzwinkern und verwies auf die erfolgreiche Lancierung des Begriffs Heidiland, der touristisch bis nach Japan wirkte.
Jenny wiederum betonte: «Was Bad Ragaz mit seinem Thermalbad aufgebaut hat, hat St. Moritz in den letzten Jahrzehnten verschlafen. Gesundheitstourismus ist nicht einfach nachzuholen.» Die Rolle als Kurort sei für Bad Ragaz ein klares Alleinstellungsmerkmal.
Zwischen Klischee und Realität
St. Moritz , ein Mythos, ein Ort der Reichen und Schönen? Danuser und Jenny begegneten den bekannten Klischees mit Ironie und Realitätssinn. Jenny erzählte, wie er für die Idee eines Jazz-Festivals belächelt wurde – heute ist es der grösste Sommeranlass der Region.
Auch das Thema Zweitwohnungen und Wohnungsnot kam zur Sprache. Jenny, der sich als «Brückenbauer» zwischen Einheimischen und Gästen versteht, betonte die Herausforderung: «Der Ort ist vom Tourismus abhängig. Doch auch wir haben Platzprobleme, Luxus schützt nicht vor realen Herausforderungen.»
Ein Gesicht für St. Moritz
Dass Jenny inzwischen als Gesicht von St. Moritz wahrgenommen wird, bestätigte Danuser ohne Umschweife: «Er ist ein Volltreffer.» Und Jenny selbst? Er erzählte von seiner überraschenden ersten Wahl zum Gemeindepräsidenten: «Vor vier Jahren war’s vielleicht ein Unfall. Wenn Sie mich wiederwählen, ist es eine chronische Krankheit und mit der müssen Sie leben.» Zwei Wochen später war er erneut gewählt, seither sei er «angekommen», wie er sagt. Seine Freude am Amt ist spürbar und ansteckend.
Von Heidi, Alphörnern und Jazz
Das Gespräch nahm einen kulturhistorischen Bogen: von der SRG-Heidi-Verfilmung von 1978, die teilweise im Engadin gedreht wurde, bis zur touristischen Markenbildung durch Hans Peter Danuser. «Heidi ist die bekannteste Schweizerin», betonte er. «Sie ist Imageträgerin und Botschafterin». Als Kurdirektor brachte Danuser die Marke Heidiland ins Engadin und nutzte sie zur Stärkung der Sommerdestination. Doch wirtschaftlich blieb der Winter die tragende Säule, und so entstand das Konzept «Top of the World» eine Wort-Text-Bild-Marke, die den Mythos der Alpenmetropole seither prägt.
Auch die Kultur kam nicht zu kurz. Die Liebe von Hans Peter Danuser zum Alphorn war ebenso Thema wie die Entstehungsgeschichte des «Festival da Jazz St. Moritz». Jenny erinnerte sich an das erste Konzert im Jahr 2004: «Hazzy Osterwald gab sein letztes Konzert, für uns war’s das erste.» Aus einer spontanen Idee wurde eine Institution. «Das eine ergab sich aus dem anderen – wir haben einfach weitergemacht. Ich hatte das besondere Glück, immer grosszügige Unterstützer zu finden. Heute sind wir bei 64 Konzerten angekommen.»
Ein Abend mit Tiefgang und Leichtigkeit
Es war ein Abend voller Humor, feiner Spitzen und tiefem Verständnis für den Mythos St. Moritz. Christian Jott Jenny sagte einmal in einem Interview: «Der Zugang zur Heiterkeit geht über Selbstironie.» Diese Haltung prägte auch das Gespräch im Grand Resort Bad Ragaz, spielerisch, klarsichtig, unterhaltsam. Hans Peter Danuser wiederum ist als Markenprofi ein gefragter Referent für Tourismus, Innovation und Nachhaltigkeit und ein begnadeter Geschichtenerzähler. Zum Abschluss sprach er über das Jubiläum rund um Heidi im Jahr 2027: «Das wird spannend für die Region und ich freue mich auf viele gute Dinge, die wir gemeinsam entwickeln werden.»
Christian Jott Jenny fasste das Gespräch in einem Satz zusammen, der wie ein Lebensmotto klingt: «Wach bleiben, dranbleiben, nie aufgeben und sich selbst mit einer Prise Selbstironie treu bleiben.» Mit dieser positiven Einstellung und dem gemeinsamen Blick nach vorn bleibt der Mythos St. Moritz lebendig, eine Inspiration für Gäste und Einheimische gleichermassen.