Sie sind verantwortlich für knapp 70 Mitarbeitende und gleichzeitig sind Sie Mutter von vier inzwischen jugendlichen Kindern. Das bedeutet Führungsarbeit, Organisation, viele Herausforderungen und trotzdem auch Raum für Familie, Menschlichkeit und manchmal vielleicht auch Zweifel. Erzählen Sie uns etwas aus Ihrem Alltag: Wo setzen Sie Grenzen, wo schöpfen Sie Kraft und gibt es Momente, in denen Sie einfach nur durchatmen müssen?
Schon als die Kinder noch kleiner waren, gab es viele lange Tage und daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Mein Alltag beginnt früh: Manchmal stehe ich bereits kurz nach fünf Uhr mit einer meiner Töchter fürs Schwimmtraining um sechs Uhr auf. Dann geht es direkt ins Unternehmen, wo mein Arbeitstag startet. Über Mittag fahre ich kurz nach Hause; das Essen habe ich am Morgen bereits in den Steamer gestellt, sodass es pünktlich fertig ist. Am Nachmittag bin ich meistens wieder im Geschäft und gelegentlich arbeite ich auch im Homeoffice. Den späteren Nachmittag verbringe ich, wenn möglich, bewusst mit den Kindern. Abends mache ich Sport und erledige oft noch Arbeiten von zu Hause aus. Den Haushalt organisiere ich möglichst effizient: Einkäufe erledige ich in der Nähe oder lasse sie liefern.
Was es dafür braucht? Freude. Freude am Organisieren, Freude am Alltag und die Bereitschaft, zu akzeptieren, dass nicht immer alles perfekt läuft. Ich setze klare Grenzen: Ich nehme nicht immer das Telefon ab und bin nicht ständig erreichbar, erledige aber dennoch fast alles termingerecht – dann, wenn es für mich passt. Kraft schöpfe ich beim Sport, in den Bergen, in Momenten mit der Familie und auch bei Treffen mit lieben Menschen, zum Beispiel mit den Rotariern. Ich kann zum Glück gut abschalten, das ist nichts Selbstverständliches, man muss es üben, sich bewusst dafür entscheiden. Tief durchatmen muss ich dann, wenn privat und beruflich gleichzeitig viel Belastendes zusammenkommt. Aber auch dann bleibe ich nicht stehen, ich wähle lieber die Variante: gegen den Sturm.
Sie wirken wie jemand, der nie stillsteht, ob im Unter- nehmen, in der Familie, im Rotary Club oder beim Sport. Was treibt Sie an? Woher nehmen Sie Ihre Energie, als Unternehmerin, als Frau, als Mutter, als Mensch?
Ich glaube, ein Teil davon ist einfach in mir angelegt. Wir Menschen ticken unterschiedlich, ich war wohl nie jemand, der lange stillsitzen kann, das liegt in meiner Natur. Energie entsteht für mich nicht durch Stillstand, sondern durch Bewegung, durch Begegnung, durch Machen. Ich bekomme Kraft aus dem Alltag, aus den genannten Quellen. Natürlich gibt es im Leben auch Menschen, die einem Energie nehmen, wenn das aber öfter vorkommt, ziehe ich mich bewusst zurück. Man kann nicht allen Problemen aus dem Weg gehen, aber man kann lernen, gut auf sich zu achten. Ich habe gelernt, mich auf das zu konzentrieren, was mich stärkt, als Unternehmerin, als Mutter und als Mensch.
Wir hören oft: «Die Gesellschaft hat sich verändert.» Wie erleben Sie diese Veränderungen, mit all ihren Spannungen, Entwicklungen, Widersprüchen – als Unternehmerin, Mutter, Frau? Was hat sich Ihrer Meinung nach wirklich verändert? Was ist besser geworden, wo sehen Sie Herausforderungen oder auch Rückschritte? Und wo wünschen Sie sich echten Wandel?
Die Gesellschaft hat sich in vielen Bereichen verändert, und diese Veränderungen nehme ich sowohl als Unternehmerin als auch als Mutter und Frau intensiv wahr. Als Unternehmerin sehe ich, dass die Kunden zunehmend anspruchsvoller geworden sind. Sie erwarten nicht nur Qualität und Service, sondern auch eine hohe Flexibilität und Transparenz. Auch die Mitarbeiter sind in vielerlei Hinsicht direkter und spontaner in ihren Erwartungen. Die Bindung zu einem Unternehmen ist nicht mehr so stark wie früher, was die Unternehmenskultur und Führung vor neue Herausforderungen stellt. Insgesamt erlebe ich ein weit anspruchsvolleres Umfeld, als es vor Jahren der Fall war. Als Mutter und Frau sehe ich die Veränderungen in der Gesellschaft auch auf einer anderen Ebene. Es ist eine Zeit des Wandels, und vieles ist anders als früher, aber das muss nicht immer negativ sein. Gerade im Umgang mit meinen Kindern ist es wichtig, die Veränderungen zu akzeptieren und dort zu handeln, wo es notwendig ist. Wo ich jedoch auch Rückschritte sehe, ist in der Art und Weise, wie wir als Gesellschaft mit Veränderung und Herausforderungen umgehen. Es gibt oft eine Tendenz zu schnellen Urteilen und schnellen Lösungen, aber nicht immer zu einem echten Umdenken oder langfristigen Wandel.
Viele sprechen heute von Konzepten wie «New Work», also neuen Arbeitsformen mit mehr Flexibilität, Selbstverantwortung und Sinnstiftung oder von «Work-Life-Balance», dem bewussten Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben. Auch werteorientierte Führung wird immer wichtiger. Wie bereiten Sie Delta Möbel auf diese Entwicklungen vor? Welche Werte sind Ihnen dabei besonders wichtig?