Zum Inhalt springen

Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation – Vorstellung des Ausstellungsprogramm 2024

Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation – Vorstellung des Ausstellungsprogramm 2024

(v.l.) Uwe Wieczorek, Kurator Hilti Art Foundation, Letizia Ragaglia, Direktorin Kunstmuseum Liechtenstein, Christiane Meyer-Stoll, Chefkuratorin und Direktionsmitglied Kunstmuseum Liechtenstein, Marion Matt, Stiftungsratspräsidentin Kunstmuseum Liechtenstein, Fotos: © exclusiv
(v.l.) Uwe Wieczorek, Kurator Hilti Art Foundation, Letizia Ragaglia, Direktorin Kunstmuseum Liechtenstein, Christiane Meyer-Stoll, Chefkuratorin und Direktionsmitglied Kunstmuseum Liechtenstein, Marion Matt, Stiftungsratspräsidentin Kunstmuseum Liechtenstein, Fotos: © exclusiv

«Performativität als kuratorische Strategie»

«In diesem Jahr haben wir das Museum als einen Ort vorgestellt, wo Zeitlichkeit, Prozesshaftigkeit, der Umgang mit Raum sowie das stete Mitdenken der Präsenz eines Publikums eine grosse Rolle spielen. Parlament der Pflanzen II hat beispielhaft gezeigt, dass eine Ausstellung am Tag der Eröffnung erst zu leben beginnt, dass sie kein fixes Konstrukt ist, sondern durch kontinuierliche, individuelle Interaktionen ihren Weg geht. Harald Szeemann verglich seine Arbeit einmal mit der eines Dramaturgen. Wir möchten im Kunstmuseum Liechtenstein eine kuratorische Denkweise hervorheben, die das Prozesshafte und Performative als Haltung in den Vordergrund stellt. Dies gilt auch für den Dialog mit der Sammlung, der für uns immer essentiell bleibt: Kunstwerke sind keine abgekapselten, «leblosen» Objekte – sie haben ihr eigenes Leben, ihre eigenen Rechte und verändern sich je nach Kontext», erklärte Letizia Ragaglia, Direktorin des Kunstmuseums an der Jahrespressekonferenz.

Vor der Vorstellung des Programms für das Jahr 2024 warf Stiftungsratspräsidentin Marion Matt einen Blick auf das Jahr 2023.  «Das Programm 2023 im Kunstmuseum Liechtenstein zeichnete sich durch Interdisziplinarität, Vielfalt und Kooperation aus. Im Fokus stand dabei vor allem eines der drängendsten Themen unserer Zeit – das Verhältnis der Menschen zur Natur – sowie die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Klang. Letzterer spielte auch bei den stattgefundenen Performances eine grosse Rolle. Diese neue Programmschiene des Kunstmuseums wurde 2023 aufgebaut und soll auch zukünftig weiterentwickelt werden.
Seit Sommer ist die neue Sammlung online verfügbar. Sie stellt nicht nur ein niedrigschwelliges Angebot zum Kennenlernen der Museumssammlung dar, sondern ist zugleich ein Recherche-Tool für Studierende, Mitarbeitende und Externe. Ein Highlight im Seitenlichtsaal ist das kürzlich eröffnete kollabor Kunst+Raum für kleine Kinder. Mit dem neuen Angebot ermöglicht das Museum Begegnungen mit Kunst und freies kreatives Spiel für die Jüngsten (bis 4 Jahre).
Im Jahr 2023 zieht das Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation eine erfreuliche Besucherbilanz, die bereits im November das Niveau vor Corona erreichte. Hervorzuheben ist der freie Mittwoch, der von rund 6000 Besucherinnen und Besucher in Anspruch genommen wurde und auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird.»

Zum Ausblick auf das kommende Jahr gesellt sich auch der bedeutende Abschied von Uwe Wieczorek, dem langjährigen Kurator der Hilti Art Foundation, der Ende April in den wohlverdienten Ruhestand treten wird. Seine Abschiedsausstellung «Die ganze Palette» mit 40 Werken aus der Hilti Art Foundation bleibt bis zum 27. Oktober 2024 für Besucher geöffnet. Diese Übergangszeit bietet der neuen Kuratorin bzw. dem neuen Kurator die Möglichkeit, sich gründlich einzuarbeiten und die zukünftigen Herausforderungen zu übernehmen.

Bei der Präsentation des Programms für das Jahr 2024 wurde deutlich, mit welcher künstlerischen Vielfalt und Innovation die Besucherinnen und Besucher im Kunstmuseum Liechtenstein empfangen werden. Eine faszinierende Reihe beeindruckender Ausstellungen ist geplant, um die facettenreiche Welt der Kunst in all ihren Ausprägungen zu beleuchten.

Der Titel der Ausstellung Barry Le Va. In a State of Flux (26. April – 29. September 2024) deutet bereits an, dass es im Oeuvre des nordamerikanischen Künstlers um eine Dimension der Veränderung und der Instabilität geht. Barry Le Va (1941–2021) gilt als Erneuerer der Skulptur in der Kunst nach 1960, indem er den Skulpturenbegriff erweiterte und Prozess, Zufall, Chaos und Ordnung als werkbestimmende Elemente einbezog. Das Kunstmuseum Liechtenstein verfügt gemeinsam mit dem Kunstmuseum St. Gallen und dem MMK Museum für Moderne Kunst in Frankfurt über Schlüsselwerke des Künstlers aus der Sammlung Rolf Ricke, die einen zentralen Ausgangspunkt der Ausstellung bilden. Die von Christiane Meyer-Stoll kuratierte Ausstellung ist die erste umfassende Retrospektive nach dem Tod des Künstlers, die einen Überblick über sein radikales skulpturales und zeichnerisches Schaffen seit den 1960er-Jahren gibt. Sie wird anschliessend in der Fruitmarket Gallery in Edinburgh sowie im Museum Kurhaus Kleve zu sehen sein.

Performativität ist unter zahlreichen Aspekten auch ein sehr wichtiger Teil der Produktion von Ana Lupas (*1940 in Cluj, Rumänien, wo sie lebt). Das Kunstmuseum Liechtenstein und das Stedelijk Museum in Amsterdam widmen ihr die bis dato umfangreichste Einzelausstellung (1. November 2024 – 16. März 2025). Ana Lupas nimmt seit den 1960er-Jahren einen zentralen Platz in der Kunst Osteuropas ein. In einem gesellschaftspolitischen Klima, das von Unfreiheit und Unterdrückung geprägt war, schuf sie ein ebenso beeindruckendes wie radikales Oeuvre. Ihr frühes, experimentelles Werk umfasst Textilobjekte, Skulpturen, Environments und Aktionskunst. Neben der Produktion neuer Werke sind die Wiederaufnahme und Überarbeitung schon existierender Arbeiten ein zentrales Anliegen der Künstlerin geworden.
Da die Erfahrung des Raumes für Ana Lupas essentiell ist, war es der Künstlerin ein Anliegen, die Präsentation ortsspezifisch zu konzipieren – jeweils zugeschnitten auf die Räumlichkeiten und Sammlungen der beiden Museen.

Artist’s Choice ist ein Format, das wir 2022 ins Leben gerufen haben, in dem Künstler:innen die Sammlung des Museums neu «aufladen». Im kommenden Jahr wird Bethan Huws (*1961 in Wales) eine Ausstellung (1. März – 1. September 2024) kuratieren, die sich mit Werken von Marcel Duchamp auseinandersetzt und des Weiteren eine Auswahl von Arbeiten der Hilti Art Foundation inkludiert. Auch Arbeiten von Bethan Huws, die sich seit Jahrzehnten mit dem ikonischen Künstler auseinandersetzt, sind zu sehen. Für ihre Ausstellung hat die Künstlerin sich selbst herausgefordert und vier neue Videos produziert, die Einblick in ihre Recherche ermöglichen.

Ab 20. September 2024 wird Georgia Sagri (*1979 in Athen) in ihrer Ausstellung Between Wars. Case_O Werken des Informel aus der Sammlung Monauni, die im Kunstmuseum als Dauerleihname angesiedelt ist, einen «Platzhalter» geben. In ihrer Kunst ist Performativität ein zentrales Thema. Über die Jahre hat Georgia Sagri eine «Praxis der Fürsorge» (practice of care) entwickelt, die sie als IASI bezeichnet, in Anlehnung an das griechische Wort ίαση, das Genesung bedeutet. IASI ist für die Künstlerin zu einer fortlaufenden Recherche über die Zustände des Körpers geworden: Durch eklektische Methoden der Wiederherstellung und Neu-Erfindung setzt sich Sagri mit Prozessen der Verletzung und der Heilung auseinander.

Das Programm für 2024 bietet auch parallel zu den Ausstellungen dynamische Momente des Zusammenkommens.

Die Kunstvermittlung realisiert im Seitenlichtsaal neu ein Projekt für kleine Kinder. Als Dreh- und Angelpunkt realisierte sie dafür mit dem Künstler Dan Peterman (*1960 in Minneapolis) die Skulptur Civilian Defense Vaduz. Das kollabor Kunst+Raum für kleine Kinder steht während der Museumsöffnungszeiten zur Verfügung und lädt zu Begegnungen mit Kunst und zum freien kreativen Spiel ein.

Am 23. Februar 2024 wird Olaf Nicolai (*1962 in Halle (Saale)) mit der Sound-Performance (Innere Stimme) den Seitenlichtsaal über mehrere Stunden von Sängerinnen und Sängern als Resonanzkörper erklingen lassen. Mit seiner Performance outlining, die 2022 in Luzern erstmals aufgeführt wurde, gewährt Simon Kindle (*1983 in Vaduz) im Juli Einblicke in künstlerische Prozesse und Fertigkeiten und reflektiert auf humorvolle Weise Scheitern und Erfolg. In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Luzern.

Cloud Castle ist ein länderübergreifendes Kunstprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem Bündner Kunstmuseum Chur, dem Kunsthaus Bregenz und dem Kunstmuseum St. Gallen initiiert wurde und 2024 gelauncht wird.

Das gesamte Verantstaltungs- und Vermittlungsprogramm des Kunstmuseums Liechtenstein mit Hilti Art Foundation wird im Kalender unter www.kunstmuseum.li regelmässig aktualisiert und ergänzt. 

Footer

exclusiv